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TV-Tipp "Die Schicksalswender" und die Schattenseite des Lebens

Viele Menschen hierzulande leben in Armut und Isolation. Ob Sozialarbeiter ihnen wirklich helfen können, zeigt eine neue Reportage aus der ZDF-Reihe "37°".

Von Klaus Braeuer, dpa 20.08.2018, 11:29

Berlin (dpa) - Schicksal ist ein großes Wort. Aber viele Menschen sprechen davon, vor allem dann, wenn es in ihrem Leben hart und ungerecht zugeht. Davon berichtet die Reportage "Die Schicksalswender" mit dem Zusatztitel "Unterwegs mit Sozialarbeitern" aus der ZDF-Reportage-Reihe "37°".

Sie ist am Dienstag (21. August) um 22.15 Uhr zu sehen. Der ursprüngliche Titel "Die Helden vom Amt" ist dem ZDF vielleicht doch etwas zu pathetisch gewesen.

Menschen zu helfen, die auf der Schattenseite der Gesellschaft stehen - das ist die große Aufgabe der Sozialhelfer. Sie können sich nicht rund um die Uhr kümmern, weshalb oft auch Verwandte oder Nachbarn gefordert sind. Doch die sind sehr schnell am Ende ihrer Kräfte, und dann kommen Betreuer ins Spiel. Sie schauen besonders nach alten Menschen, denen durch Krankheit, Schicksalsschläge oder das Nachlassen der körperlichen und geistigen Kräfte ihr Leben zu entgleiten droht. Da kann allein schon die Suche nach einem vermissten Geldbeutel zur Katastrophe werden.

Sabine B. arbeitet seit 30 Jahren als Sozialarbeiterin in Bochum. Die 57-Jährige Großmutter leitet das Seniorenbüro Süd, eine Außenstelle des dortigen Sozialamts. Sie ist für 15 Bedürftige in fünf Stadtteilen verantwortlich und hilft bei scheinbar harmlosen Alltagsproblemen, auch beim Ausfüllen von Formularen, Banküberweisungen und Behördengängen. In der Regel kann sie sich auf ihr Bauchgefühl verlassen, räumt aber ein: "Ich versuche, mögliche Gefahren so klein wie möglich zu halten, aber ich kann das Leben nicht komplett kontrollieren. Es kann immer etwas passieren".

Pablo M. (35) betreut Fälle, die ihn manchmal bis in den Schlaf verfolgen. Er ist sozialpädagogischer Familienhelfer bei der Diakonie in Gelsenkirchen und hilft jungen Familien, sich in ihrem Leben wieder zurechtzufinden. Er hat selbst zwei Kinder und betreut acht Familien, darunter einen alleinerziehenden Vater, der mit der Erziehung seiner beiden kleinen Jungs heillos überfordert ist.

In Deutschland ist jeder siebte Einwohner über 65 Jahren arm oder von Armut gefährdet, heißt es im Film. Allein das ist schon bedrückend, aber wenn Einsamkeit oder Krankheit hinzukommen, wird es schnell richtig schlimm. Den hilfsbedürftigen und ängstlichen Menschen im Film ist anzusehen, was sie durchgemacht haben und wie sehr sie das Leben gebeutelt hat. Umso bewundernswerter, mit welchem Idealismus und mit wie viel Engagement die Helfer bei der Sache sind - und sogar Kraft daraus ziehen.

Filmautorin Daniela Hoyer ("Sehnsuchtsrouten", ZDF) nimmt die Zuschauer mit in die Wohnungen der Menschen, die Besuch von ihren Sozialhelfern bekommen, und enthält sich jeglicher Bewertung. Sie berichtet sachlich, aber nicht kalt von gestrandeten Menschen, die furchtbar allein sind und von Krankheiten wie Demenz oder Alkoholsucht gebeutelt sind.

Dabei müssen die Betreuer emotional viel aushalten, und gleichzeitig sollen sie auf eine gewisse Distanz zu den Personen und ihren Geschichten achten, um nicht selbst emotional stärker beteiligt zu sein, als für alle Beteiligten gut wäre. Das Wort Held ist ein ähnlich großes wie Schicksal, aber Bewunderung und Respekt für diese und viele andere - schlecht bezahlte - Sozialarbeiter sind allemal angesagt.

Die Schicksalswender