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TV-Tipp Donna Leon: Ewige Jugend

Jubiläum bei den beliebten "Donna Leon"-Donnerstagskrimis: Fernsehstar Uwe Kockisch löst in Venedig Commissario Brunettis 25. Fall seit dem Jahr 2000. Dabei ist "Ewige Jugend" wieder bildschön anzusehen - aber nur durchschnittlich spannend.

Von Ulrike Cordes, dpa 17.04.2019, 23:01

Berlin (dpa) – "Ewige Jugend" – das klingt wie ein Traum. In der gleichnamigen Krimi-Episode aus der Reihe der Donna-Leon-Verfilmungen im Ersten meint der Zustand jedoch etwas Schreckliches: Bei einem Sturz ins Kanalwasser von Venedig vor 15 Jahren erlitt die 14-jährige Manuela (Nadja Bobyleva) einen schweren Hirnschaden.

Zugleich ist die junge Frau der Augapfel ihrer Großmutter, der vornehmen Wohltäterin Contessa Lando-Continui (Theatergröße Hildegard Schmahl). Bei einem Empfang in ihrem Palazzo bittet die Gräfin Commissario Brunetti (Uwe Kockisch, "Weissensee"), die Untersuchungen noch einmal aufzunehmen. "Ich bin mir sicher, sie wurde gestoßen", sagt die alte Dame.

Mit ihren Worten beginnt der Jubiläumsfall: Denn in dem Film, der am Gründonnerstag (18. April) um 20.15 Uhr läuft, ermittelt der kluge, eher introvertierte Kommissar und Familienvater zum 25. Mal in der ARD. Im Oktober 2000 ("Vendetta") war die von Millionen geliebte Reihe über den venezianischen Kommissar nach den Bestsellern der Amerikanerin Donna Leon (76) gestartet.

Zunächst mit Joachim Król als Commissario samt Barbara Auer als dessen intellektueller Ehefrau Paola aus altem venezianischem Adel. Seit 2003 sind Kockisch und Julia Jäger dabei – und auch sonst scheint sich das Muster nicht gerade weiterentwickelt zu haben. Doch gerade dieses Vertraute – düstere Kriminalfälle in der bildschönen Serenissima einerseits, das liebevolle Zusammenleben der Brunettis mit ihren Kindern andererseits – gehört zum Erfolgsrezept der international erfolgreichen Reihe.

"Das ist nicht nur ein Drehort für mich. Meine Frau und ich sind auch oft privat in Venedig, wir haben Freunde dort", erklärt Kockisch der Deutschen Presse-Agentur. Er wünsche sich, dass es noch lange so weitergehen möge. Die Venedig-Fans unter den TV-Zuschauern kommen bei "Ewige Jugend" allemal auf ihre Kosten: Paläste und Straßencafés, versteckte Kanäle und romantische Ecken sind in der Produktion von Ufa Fiction im Auftrag der ARD-Tochter Degeto immer mal wieder zu sehen. Ansonsten bleibt der von Sigi Rothemund inszenierte Fall eher Mittelklasse.

Immerhin nimmt er bald einige aktuelle Fahrt auf. Der Mann, der das Mädchen aus dem Wasser gezogen hatte, wird ermordet. Dabei spielt sein einziger Freund (Stephan Bissmeier) eine unrühmliche Rolle. Und auch im Umfeld der Contessa sind nicht alle unbedingt vertrauenserweckend: Das gilt für ihren aalglatten Berater
(Max von Thun) genau wie für ihren Sohn Teo (Andreas Pietschmann), der seit dem Vorfall vor 15 Jahren in Australien lebt.

Natürlich klärt Brunetti auch diesen Fall auf. Nebenbei hat er sich dazu mit den Plänen seiner halbwüchsigen Sprösslinge auseinandersetzen, die das Elternhaus und die Stadt verlassen wollen, was vor allem Paola schockiert. Wer dem Ermittler bei alledem zusieht, wird kaum vor Spannung aus dem Sessel gerissen. Wobei das Drehbuch von Jens-Frederik Otto mit einer witzigen Idee aufwartet: Da wird der treuherzige Polizeimitarbeiter Alvise (Dietmar Mössmer) von Brunetti zu Recherchezwecken zum Konsum von 48 Stunden Privatfernsehen genötigt. Mit dem Ergebnis, dass der wie gefesselt ins Puschenkino starrende Ordnungshüter am Ende mit einem Berg überflüssiger, beim TV-Shopping erstandener Warenpakete dasitzt.

Von ganz anderer Relevanz, die viel über das reale Venedig aussagt, ist ein Thema, mit dem sich die Contessa Lando-Continui beschäftigt: Um der Abwanderung der Bevölkerung aufgrund horrend steigender Mieten entgegen zu wirken, hat die Aristokratin einen Fonds gegründet, der Wohnhäuser aufkauft und restauriert. Auf dass normale Venezianer zu normalen Preisen darin leben können. Statt der vielen reichen Auswärtigen, die in der Stadt immer mehr Immobilien übernehmen.

Donna Leon: Ewige Jugend