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TV-Tipp Durch die Nacht mit Martina Gedeck und Navid Kermani

Geredet wird in diversen TV-Talk-Shows - viel raus kommt dabei oft nicht. In dem Arte-Format "Durch die Nacht mit..." ist das zum Glück anders. Auch diesmal.

Von Klaus Braeuer, dpa 01.07.2017, 23:01

Berlin (dpa) - Ein Abend, eine Stadt, zwei Künstler - so lautet das schlichte Konzept der Magazin-Reihe "Durch die Nacht mit...".

In der ersten Folge im Mai 2002 trafen sich der Regisseur Christoph Schlingensief und der Dirigent Christian Thielemann in Berlin. Später begegnete der Modeschöpfer Jean-Paul Gaultier auch mal dem Sänger und Travestiekünstler Conchita Wurst in Wien.

Diesmal, in der 136. Folge, treffen in der süditalienischen Stadt Neapel die deutsche Schauspielerin Martina Gedeck (55, "Gleißendes Glück") und der deutsch-iranische Schriftsteller Navid Kermani (49, "Ungläubiges Staunen. Über das Christentum") aufeinander. Zu sehen sind die beiden am kommenden Sonntag (2. Juli, 23.50 Uhr) auf Arte. Regie führt Niloufar Taghizadeh Toussi.

Martina Gedeck kann Neapel viel abgewinnen, "weil sie sich nicht sofort öffnet und zeigt, weil man mit ihr mitlaufen muss und sie sich einem nicht so schnell erschließt", wie sie zu Beginn des Filmes sagt. Navid Kermani, der sich selbst als "verwestlichen Muslim" bezeichnet, meint: "Mich faszinieren die Verbindung zum Meer, zum Süden, zur arabischen Kultur.

Beide haben sich kennengelernt bei der Wahl des Bundespräsidenten 2010, wo er sich ganz bewusst hat neben sie setzen lassen. Während er sagt, dass er nichts erwartet, gesteht sie immerhin, dass sie aufgeregt sei, so lange an einem Stück gefilmt zu werden. Von den sechs Stunden sind allerdings nur 50 Minuten zu sehen.

Die ersten Minuten bei Cappuccino und Wasser in einem Strassencafé verlaufen noch etwas steif, die beiden öffnen sich offenbar nicht so schnell. Martina Gedeck lacht ein paar Mal eine Spur zu laut, und Herr Kermani erklärt umständlich, warum er bei der Bundespräsidentenwahl unbedingt neben ihr sitzen wollte.

Später, in der Limousine mit Chauffeur, unterhalten sie sich über Glauben und Religion, über Briefwechsel und Begegnungen mit Menschen. Im Viertel Sanità, einem sozialen Brennpunkt mit vielen Einwanderern aus Sri Lanka, besuchen sie die Basilica Santa Maria della Sanità und treffen Pater Don Antonio Loffredo, der mit Jugendlichen aus armen Familien die Katakomben San Gaudioso wieder zu einem attraktiven Ort gemacht hat, insbesondere für Touristen.

Sie lernen den Iraner Ali Namazi kennen, der vor 43 Jahren als Architekturstudent hierher kam und die erste Tangoschule Italiens gründete. Er bringt Frau Gedeck das Tangotanzen bei - zumindest ein wenig. Bei einem Besuch der Gallerie d'Italia wandern die Schauspielerin und der Schriftsteller flüsternd durch die Räume des Museums.

Das berühmte Gemälde der heiligen Ursula von Caravaggio mag Kermani sehr. Er sieht darin eine feministische Legende. Dann, wieder im Wagen, erzählen sie von ihren Erlebnissen mit der Kamera: Sie entspannt sich, je länger sie hineinschaut, während er dabei immer aufgeregter wird. Er spricht häufig mit Kollegen über das Schreiben, sie schildert, dass unter Schauspielern zumeist ein Geheimnis um das Drehen gemacht werde. Privater wird es nicht.

Von Neapel ist gar nicht viel zu sehen. Und den Gesprächen lässt sich nicht immer leicht folgen. Dazu ist die jeweilige Umgebung - ein Restaurant, die Straße - einfach zu laut. Da hilft es auch nicht viel, dass Gedeck und Kermani dank gutem Essen und Rotwein ganz allmählich doch etwas lockerer werden.

Durch die Nacht mit...