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TV-TippSchatten der Mörder - Shadowplay

Oft kommen Filme nur bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs. Eine neue Thrillerserie fängt an der Stelle erst an. Der ZDF-Vierteiler mit Nina Hoss stellt eine entscheidende Frage: Wieviel Moral kann es zwischen Trümmerbergen noch geben?

Von Julia Kilian, dpa 29.10.2020, 23:01

Berlin (dpa) - Die Stadt ist ein einziger Schuttberg. Und im Inneren der Menschen scheint der Zweite Weltkrieg ähnliche Schäden hinterlassen zu haben. Berlin, 1946: Ein US-Polizist (Taylor Kitsch) soll in der Stadt die Polizei neu aufbauen, dabei soll ihm die deutsche Polizistin Elsie Gärtner (Nina Hoss) helfen.

Weil es keine Wache mehr gibt, wird kurzerhand ein leerstehendes Bankgebäude umfunktioniert. Gärtner und ihre "Vogelscheuchen" - so nennt sie die Frauen, die ihr helfen - nutzen Stuhlbeine als Schlagstöcke, selbst Fahrräder gibt es zu wenig. Dann geschehen die ersten Morde in der Ruinenstadt.

Die neue ZDF-Miniserie "Schatten der Mörder - Shadowplay", die ab Freitag (20.15 Uhr) ausgestrahlt wird, nimmt die Zuschauer mit in eine Zeit, die eher selten beleuchtet wird. Statt sich die Kriegsjahre anzuschauen, blickt sie auf die direkte Zeit danach.

Die Alliierten haben Berlin in Sektoren aufgeteilt, der Kalte Krieg deutet sich schon an. Als die Kellnerin Karin (Mala Emde) von amerikanischen Soldaten vergewaltigt wird, sucht sie Hilfe beim "Engelmacher". Der Arzt (Sebastian Koch) und seine Helferin Marianne (Anne Ratte-Polle) treiben dunkle Geschäfte in der Stadt.

Bald ermöglichen sie es Karin, sich an den Soldaten zu rächen. Und so viel sei vorab gesagt: Die Szene hat es in sich. "Shadowplay" ist deutlich düsterer und brutaler als zum Beispiel die Fernsehserie "Babylon Berlin". In vier Teilen geht um Gewalt, Vergewaltigung, Gesetzlosigkeit, Prostitution, Armut.

Der schwedische Regisseur M?ns M?rlind hat auch das Drehbuch geschrieben - und vorher zum Beispiel die Krimiserie "Die Brücke" gemacht. In "Shadowplay" bedient er sich nun der alten Geschichte von "Max und Moritz": Denn der US-Polizist Max hat noch einen Bruder namens Moritz - und der beginnt, im Berliner Untergrund Jagd auf Nationalsozialisten zu machen.

In der ersten Folge will sich Max mit einem Stadtplan zwischen Ruinen zurechtfinden. "Dat bringt nüscht", sagt eine Frau mit Kopftuch, "it jibt keine Straßen mehr in diese Richtung". Als er weiterzieht, ruft sie ihm noch hinterher: "Good luck, Mr. America!" An solche Szenen muss man sich etwas gewöhnen - denn Max bleibt irgendwie der "gute Amerikaner". Viele andere kommen da schon schlechter weg.

Die Serie erzählt von Vergewaltigungen, Elend, Gewalt, Traumata, fliehenden Nazis. Dabei tauchen einige von Deutschlands besten Schauspieler auf - auch in kleinen Rollen, etwa Martin Wuttke.

Das Ganze ist aufwendig und spannend gemacht. Manchmal sind die Verweise auf die Geschichten von Wilhelm Busch und die Vergangenheit der Figuren etwas ausgereizt. Trotzdem erzählt die Serie viel von dem, was noch Jahrzehnte später das Land und die Menschen beschäftigen sollte. Das ZDF zeigt die Folgen von Freitag bis nächsten Montag, auch online zu finden.

© dpa-infocom, dpa:201027-99-97248/3

Schatten der Mörder - Shadowplay