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Alkoholsucht Partnerin trinkt zu viel - wie sagt man es ihr am besten?

Ein Glas Wein und manchmal auch eins mehr: Das ist gesellschaftlich durchaus anerkannt. Doch was, wenn der Alkoholkonsum eines Bekannten ein problematisches Maß annimmt? Selbst in Partnerschaften ist das häufig ein tabuisiertes Thema.

05.11.2018, 04:02

Jena (dpa/tmn) - Manche Frage traut man sich kaum zu stellen - nicht einmal dem Partner, und auch nicht einem Arzt oder Anwalt. Das Thema ist unangenehm, der Einblick in die persönlichen Lebensumstände könnte peinlich und tief werden, vielleicht drohen sogar rechtliche Konsequenzen.

Doch wie gut, dass einen Freund gerade ganz genau dasselbe Problem beschäftigt. Fragen wir also doch mal für ihn...

Die Frage heute: Die Partnerin von meinen Freund trinkt zu viel. Wie sagt er ihr das am besten?

"Das sollte man möglichst direkt ansprechen, wenn sich der Eindruck einstellt, dass ein problematisches Verhalten vorliegt", rät Sabine Köhler, Vorsitzende des Berufsverbandes Deutscher Nervenärzte in Deutschland (BVDN). Etwa ganz einfach so: "Ich glaube, du trinkst ein bisschen viel." Sie werde dann etwa sagen: "Nee, mache ich nicht. Oder: So viel ist es gar nicht", nennt die Ärztin Beispiele. "Die allermeisten Betroffenen bagatellisieren ihren Konsum erheblich."

Was dann? Am besten informiert man sich schon vorher darüber, was als kritisch gilt. Zum Beispiel, jeden Tag Alkohol zu konsumieren oder episodisch große Mengen zu trinken. Mit solchen Angaben lässt sich besser reagieren, etwa mit einem Satz wie: "Ich habe gelesen, dass jemand, der jeden Tag seinen halben Liter Wein trinkt, Gefahr läuft, eine Alkoholerkrankung zu entwickeln."

Die Partnerin antwortet dann womöglich, gar nicht so viel zu trinken, sich super zu fühlen und das zum Entspannen zu brauchen. Darauf lässt sich beispielsweise antworten: "Ja, genau das ist ja ein Problem, dass du dich mit dem Alkohol entspannt fühlst und ohne nicht. Das ist ein Kriterium, das für einen schädlichen Gebrauch spricht."

Ob schon das erste Gespräch zur Einsicht führt, hänge vom Einzelfall ab. "Manch einer macht vielleicht auch komplett zu. Dann besser einen neuen Anlass suchen", rät Köhler. Es gilt aber, hartnäckig zu bleiben. Man kann sich entweder gezielt zu einem Gespräch verabreden - etwa so: "Lass uns heute mal zusammensetzen, ich muss etwas Wichtiges mit dir besprechen." Oder man spricht das Thema ganz beiläufig und entspannt auf dem Sofa wieder an. Solche Gespräche gelingen aber nur, wenn beide Seiten offen dafür sind und es auch wollen. "Wenn einer das nicht will, dann läuft jeder Rat ins Leere", sagt Köhler.

Die Ärztin plädiert vor allem dafür, möglichst früh seine Bedenken zu äußern, wenn man wegen der Trinkgewohnheiten des Partners in Sorge ist. Denn der Weg vom riskanten zum schädlichen Gebrauch zur Alkoholabhängigkeit geht nicht über Stufen. "Sondern er führt durch Grauzonen. Man schlittert, ohne dass man es selbst oder das Umfeld sofort merken muss, in eine Abhängigkeit."

Reagiert das Gegenüber im Gespräch aber eher offen, vielleicht auch erleichtert, lassen sich weitere Vorgehensweisen besser besprechen. Man könne im ersten Schritt anbieten, gemeinsam eine gewisse Zeit lang mal ohne Alkohol auszukommen und danach über die dabei gemachten Erfahrungen zu reden. Außerdem suchen sich beide am besten alkoholfreie Alternativen für liebgewonnene Getränke, etwa heißen Apfelsaft mit Gewürzen anstelle des Glühweins auf dem Weihnachtsmarkt.

Zum anderen sollten beide gemeinsam gesellschaftliche Rituale überdenken: "Das Feierabendbier, der Rotwein am Wochenende oder der Prosecco in der Weiberrunde oder beim Friseur", nennt die Ärztin Beispiele. Ist das Problem bereits größer, sei auf jeden Fall ärztliche Hilfe zurate zu ziehen.