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Sportvorstand FC Schalke 04 Schneider: Schalke würde Verluste für Fan-Rückkehr billigen

Für den FC Schalke 04 läuft seit Monaten vieles schief, im Trainingslager kam auch noch ein Corona-Fall hinzu. David Wagner steht unter immensem Druck, doch Sportvorstand Jochen Schneider bekräftigt sein Bekenntnis zum Trainer.

Von Interview: Kristina Puck, dpa 27.08.2020, 06:44

Längenfeld (dpa) - Die Serie der Probleme des FC Schalke 04 reißt nicht ab, auch im Trainingslager im österreichischen Längenfeld nicht.

Im Interview der Deutschen Presse-Agentur spricht Sportvorstand Jochen Schneider im Ötztal über die mögliche Fan-Rückkehr, die Ziele des Vereins und den Druck auf Trainer David Wagner.

Die Fan-Rückkehr in die Bundesliga-Stadien ist ein viel diskutiertes Thema. Wie stehen Sie dazu und welche Bedeutung hätte sie für Schalke?

Jochen Schneider: Die Rückkehr der Fans hat eine immense Bedeutung für den Fußball insgesamt und für Schalke 04 mit der besonderen Atmosphäre in der Veltins-Arena natürlich im Speziellen. Es ist gut, dass wieder Fußball gespielt wird. Aber an der einen oder anderen Stelle muss man sich schon zwingen, die Spiele anzugucken, weil einfach die Atmosphäre fehlt. Auch wenn man in Anführungszeichen das Privileg hat, bei den Geisterspielen dabei zu sein: Es ist nicht wirklich schön. Von daher hoffe ich, dass wir in Abstimmung mit den Behörden und wenn es das Infektionsgeschehen zulässt, möglichst bald wieder Zuschauer in die Arenen kommen lassen dürfen. Natürlich am Anfang eingeschränkt. Und dass wir dann mit den entsprechenden Erfahrungen die Zahl sukzessive hochfahren dürfen.

Als Verein muss man kalkulieren, wenn nur eine bestimmte Anzahl von Zuschauern zugelassen wird, ob sich das rechnet. Würde Schalke auch Verluste in Kauf nehmen?

Schneider: Ja, ganz klar. Einfach aufgrund der Tatsache, dass Fußball ohne Fans nicht wirklich schön ist. Jeder einzelne Zuschauer mehr in unserer Veltins-Arena ist eine tolle Sache. Wenn wir mit einer relativen kleinen Anzahl anfangen und das sukzessive steigern dürfen, könnte das sicher eine gute Regelung sein.

Schalkes Trainer-Legende und Aufsichtsratsmitglied Huub Stevens hat vorgeschlagen, jetzt erst einmal kein Saisonziel auszugeben, um den Spielern weder ein Alibi noch zu sehr Druck zu geben. Sehen Sie das genauso?

Schneider: Das sehe ich genauso. Natürlich haben wir Ziele, aber man muss die Ziele nicht ausschließlich an einem konkreten Tabellenplatz festmachen. Ziel ist, dass wir wieder einen wettbewerbsfähigen Fußball zeigen, dass wir erfolgreich spielen und dass wir wieder die Qualitäten auf den Platz bringen, die in unserer Mannschaft stecken und die wir insbesondere in den ersten sieben Monaten der vergangenen Saison gezeigt haben.

Wenn man doch mal auf die Tabelle guckt - muss man dann sagen, dass Europa für Schalke für die nächsten Jahre kein Thema sein wird?

Schneider: Fußball ist ein dynamischer Sport, es verändern sich Dinge in beide Richtungen. Warum soll man die Wettbewerbe, die man erreichen kann, auf Jahre hinaus aufgeben? Das sehe ich nicht so. Richtig ist, dass wir unsere Etatplanung nicht mehr an das Erreichen des Europapokals koppeln. Dabei geht es um wirtschaftliche Vernunft. Diese kaufmännische Entscheidung ist in unserer aktuellen Situation die einzig richtige. Aber natürlich wollen wir eine sportliche Weiterentwicklung herbeiführen, damit wir wieder attraktiver und erfolgreicher Fußball spielen.

Sie haben ein Hammer-Auftaktprogramm mit Auswärtsspielen in München, Leipzig und Dortmund - wie sehr fürchten Sie, dass David Wagner gleich immens unter Druck gerät?

Schneider: In der Bundesliga hat man immer Druck. Lassen Sie uns doch erstmal die Spiele spielen. Dann kommt es natürlich auf die Ergebnisse an, es kommt aber auch auf die Art und Weise an, wie wir auftreten. Ich freue mich auf die neue Saison. Wenn unsere Mannschaft fit und stabil sowie von großen Verletzungen verschont bleibt, haben wir eine gute Mannschaft. Es ist klar, dass das Augenmerk auf Schalke gerichtet ist, aber nicht nur auf David Wagner, sondern auf uns alle, da ist der Trainer nie allein. Wir wissen schon, dass wir liefern müssen - mit Leistung und Ergebnissen.

Sie haben sich immer hinter David Wagner gestellt.

Schneider: Selbstverständlich. Und das tue ich auch weiterhin. Wir arbeiten sehr vertrauensvoll zusammen, wir geben jeden Tag alles für Schalke 04. Wir sind ein Team. Und ich unterstütze ihn zu 100 Prozent. Wichtig, dass wir die Situation rational beurteilen und uns nicht von den Emotionen und Schlagzeilen leiten lassen. Sondern sehen, wie gearbeitet wird, und dass es in die richtige Richtung geht. Das ist das Entscheidende. Wenn wir anfangen, wegen jeder Schlagzeile nervös zu werden, sind wir auf der falschen Position. Wir müssen aus Überzeugung handeln. David Wagner ist der richtige Trainer für Schalke 04.

Zur Person: Ende Februar 2019 wurde Jochen Schneider (49) Sportvorstand und Nachfolger von Christian Heidel beim Fußball- Bundesligisten FC Schalke 04. Zuvor war er Team-Koordinator von RB Leipzig. Erste Erfahrungen sammelte Schneider von 1999 bis 2017 im Management des VfB Stuttgart.

© dpa-infocom, dpa:200827-99-323798/3

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