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Gut versichert Welche Policen brauchen Wintersportler wirklich?

Beim Skifahren kann es schnell zum Unfall kommen - manchmal mit schweren Folgen. Damit Winterurlauber nicht auf den Kosten sitzenbleiben, sollten sie ihren Versicherungsschutz checken.

Von Sabine Meuter, dpa 14.10.2020, 03:57

Berlin (dpa/tmn) - Rein ins Schneevergnügen, rauf auf die Piste und runter mit Schwung: Für viele gehört Skifahren im Winter einfach dazu. Doch ganz ungefährlich ist die Sportart nicht.

Immer wieder kommt es zu mehr oder weniger schweren Zwischenfällen. "Im Schnitt passieren aufs Jahr gerechnet täglich über 100 Unfälle rund ums Skifahren", sagt Mathias Zunk, Verbraucherexperte beim Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) in Berlin.

Nach den Zahlen der privaten Unfallversicherer kommt es besonders häufig zu Muskel- und Bänderrissen, Zerrungen und Verrenkungen, gefolgt von Knochenbrüchen. Im Schnitt leisten die Unfallversicherungen rund 7200 Euro bei einem Skiunfall. Das sei deutlich mehr als etwa bei Auto- oder Fahrradunfällen, sagt Zunk.

Damit aus dem Wintersporturlaub kein teurer Spaß wird, sollten Schnee-Begeisterte vor der ersten Abfahrt ihren Versicherungsschutz prüfen - und ihn gegebenenfalls auf den neuesten Stand bringen.

Um für alle Fälle gewappnet zu sein, kommt es auf drei Policen an: die Unfall-, die Berufsunfähigkeitsversicherung ( BU) und die private Haftpflichtversicherung, erklärt Bianca Boss vom Bund der Versicherten (BdV) in Hamburg.

Unfallversicherung übernimmt auch Transportkosten

Die Unfallversicherung leistet bei einer bleibenden Invalidität die vertraglich vereinbarte Einmalzahlung und beziehungsweise oder eine Rente. Für umfangreiche Such-, Rettungs- und Bergungskosten, die die gesetzlichen Krankenkassen in der Regel nur teilweise übernehmen, kommt die Unfallversicherung ebenfalls auf - zumindest bis zur vereinbarten Versicherungssumme.

Auch den Transport nach Hause oder in ein nahegelegenes Krankenhaus übernimmt sie. "Je nach Vertrag kann auch die Unterbringung von Angehörigen versichert sein", so Zunk.

BU ist oft nicht preiswert

Die Berufsunfähigkeitsversicherung springt ein, wenn man aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr in seinem Beruf arbeiten kann. Gute Policen zahlen Versicherten eine Rente, wenn der Beruf für sechs oder mehr Monate zu mindestens 50 Prozent nicht mehr ausgeübt werden kann.

Der Haken: Der Schutz ist nicht ganz billig. Für monatliche Renten zwischen 1000 und 2000 Euro können jährliche Beiträge zwischen 490 und 880 Euro fällig werden. Abhängig ist die Höhe des Beitrages von der Gesundheit der Versicherten und von ihrem Beruf. Vorerkrankungen und ein hohes berufliches Risiko können den Abschluss einer BU zudem massiv erschweren.

Versicherungssumme in der Haftpflicht beachten

Eine Privathaftpflichtversicherung ist ebenfalls unverzichtbar. Denn auch auf Skiern gilt: Wer einen Unfall verursacht und dabei anderen einen Schaden zufügt, muss für die Folgekosten aufkommen - und zwar in unbegrenzter Höhe und mit seinem gesamten Vermögen. Das kann den Verursacher in den finanziellen Ruin treiben. Um das zu verhindern, kommt die Haftpflichtversicherung für sämtliche Kosten auf, die auf den Schadenverursacher zukommen können.

Wichtig ist, dass die Versicherungssumme hoch genug ist: Sie sollte nach Angaben der Stiftung Warentest mindestens 10 Millionen Euro pauschal für Personen- und Sachschäden betragen. Der Schutz sollte außerdem auch im Ausland gelten. Sehr guter Schutz ist schon unter 100 Euro pro Jahr zu haben.

Krankenversicherung für das Ausland

Wer zum Skifahren ins Ausland fährt, sollte unbedingt eine Auslandskrankenversicherung haben, empfiehlt Sandra Klug von der Verbraucherzentrale Hamburg. Nach ihren Angaben kostet eine solche Police um die zehn Euro im Jahr.

Der Vorteil einer Auslandskrankenversicherung: Mit ihr müssen Urlauber im Fall eines Falles die Behandlungskosten nicht selbst zahlen. Zudem kommt der Anbieter zumeist für einen medizinisch notwendigen Rücktransport nach Deutschland auf - was die gesetzlichen Krankenkassen in aller Regel nicht tun.

Vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie sollten Skifahrer aber gut prüfen, ob die Versicherung ausreichend Schutz bietet, etwa auch im Fall einer Reisewarnung zahlt.

Kurzzeitverträge rechnen sich nicht

Grundsätzlich gilt: "Hände weg von Kurzzeitpolicen", rät Boss. Zwar sind solche Versicherungen, die zum Beispiel einen 48-Stunden-Unfallschutz für die Piste versprechen, rar geworden. Gänzlich vom Markt verschwunden sind sie nicht.

"Eine Kurzzeitpolice rechnet sich nicht", betont Boss. Sie sind meist von den Leistungen her zu gering - und dann wiederum für die vergleichsweise geringe Zahl an Urlaubstagen im Schnee zu teuer. Vor allem im Vergleich zu guten und günstigen Jahrespolicen, die sich immer lohnen. Ein Unfall kann schließlich jeden Tag passieren, nicht nur beim Wintersport.

Literatur:

Isabell Pohlmann: "Das Versicherungs-Set - Bedarfsanalyse, Vertrags-Check-up, Testsieger", Stiftung Warentest 2020, 144 Seiten, ISBN-13: 978-3-7471-0214-5, 14,90 Euro

© dpa-infocom, dpa:201013-99-929485/3

Infoblatt des BdV zur BU

Stiftung Warentest zu BU (z.T. kostenpflichtig)

Infoblatt des BdV zur Privathaftpflicht

Infoblatt des BdV zu Unfallversicherungen