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Immobilien Hauskauf muss warten

Der Immobilien-Markt liegt in Corona-Zeiten brach / Wohnungsvermieter könnten Probleme bekommen

Von Massimo Rogacki 12.05.2020, 01:01

Magdeburg l Corona hat die Immobilienbranche mitten im Höhenflug erwischt. Seit Beginn der Pandemie ist der Markt wie eingefroren. „Die Branche verzeichnet einen deutlichen Anfragerückgang“, sagt Robert Vesely, Regionalvorsitzender des Immobilienverbands Deutschland (IVD) Mitte-Ost. Besonders deutlich werde die Entwicklung beim Verkauf von selbstgenutzten Wohnimmobilien.

Generell werde noch gekauft und verkauft, allerdings mit „angezogener Handbremse“. Problem: Besichtigungen wurden verschoben, Vor-Ort-Termine kamen nicht zustande. Makler mussten auf Kontaktbeschränkungen reagieren. Sie behalfen sich vermehrt mit virtuellen Besichtigungen. Aber: Eine Immobilie kaufe niemand ohne Besichtigung, weiß der Immobilienexperte.

Konsequenzen haben nicht zuketzt die steigende Arbeitslosenzahl und die Beschäftigten in Kurzarbeit. Bei Kreditentscheidungen komme es zu Verzögerungen, weil auch die Banken kaum abschätzen können, wie sich die Krise in den kommenden Monaten auf die Bonität der Kunden auswirke, sagt Vesely.

Der Verband geht dennoch davon aus, dass sich die Situation zunehmend normalisiert - vorausgesetzt, die eingeleiteten Lockerungen haben Bestand. Eine Prognose zur Preisentwicklung von Kaufimmobilien sei schwierig. Der Immobilien-Experte geht aktuell davon aus, dass die Preise stabil bleiben.

Anders sieht es etwa bei den Gewerbemieten aus. Der Handel hat deutschlandweit in den ersten vier Wochen nach Schließung einen Umsatzverlust von 30 Milliarden Euro erlitten, im Hotel- und Gastgewerbe dürften bis Ende Mai Einbußen von 18 Milliarden Euro Umsatzverlust zusammenkommen, rechnet der Zentrale Immobilien-Ausschuss (ZIA) vor. Folge: Wenn etwa Gastronomen aufgrund der Krise aufgeben müssten und in in dem Segment ein Überhang herrscht, könnten Mieten für künftige Interessenten günstiger ausfallen, sagt Vesely.

Dass sich für viele private Mieter die Situation in den kommenden Monaten verschärft, befürchtet unterdessen der Deutsche Mieterbund. Die Zahl derer, die ihre Miete gar nicht oder nur zum Teil zahlen kann, werde steigen - wenn Kurzarbeit oder Einkommensausfall fortdauern.

Derzeit liege die Zahl der Mietausfälle bei nur 0,4 Prozent, sagt Ronald Meißner, Verbandsdirektor beim Verband der Wohnungsgenossenschaften Sachsen-Anhalt (VdWg). „Wir spüren aber schon, dass Langzeitwirkungen in den nächsten Wochen zum Pro- blem werden könnten.“ Helfen wolle man den Mietern etwa mit Stundungen. Von der Politik wünscht sich Meißner eine Anhebung des Wohngelds. Auch, um die Liquidität der Genossenschaften zu sichern. Mieteinnahmen seien Voraussetzung, um investieren zu können.

Einschränkungen infolge der Krise gab es schon bei der Vermietung. Wohnungen konnten nur bedingt besichtigt werden. Auch die Instandsetzung stockte aufgrund von Materialengpässen. Grundsätzlich sei es schwerer geworden, die Mieter wegen der Kontaktbeschränkungen zu betreuen, sagt Meißner.

Erfreut ist der Chef des VdWg-Landesverbands über das Ausbleiben von Konflikten. In Zeiten von Home-Schooling und einer steigenden Zahl von Mietern, die von zu Hause arbeiten, spiele sich bei vielen der komplette Alltag in der Wohnung ab. Die zunehmende Verschränkung von Arbeit und Leben in den eigenen vier Wänden dürfte nach seiner Einschätzung erst mal andauern. Die weitere wirtschaftliche Entwicklung vorauszusehen - das gestaltet sich weiter schwierig.