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Glänzt nicht alles Satire ohne Biss: Matthew McConaughey in "Gold"

Hauptdarsteller hui, Plot pfui: Matthew McConaughey glänzt in "Gold" als Schatzsucher, aber die Story hakt gewaltig. Einzig die aktuelle US-Politik sorgt für eine wirklich spannende Deutung des Dramas.

Von Christian Fahrenbach, dpa 10.04.2017, 15:58

New York (dpa) - Kenny Wells hat schon bessere Zeiten erlebt: Er ist bleich und trägt einen Bauch wie einen Basketball vor sich her. Er schwitzt, er säuft zu viel und er schafft es, eine Glatze mit irritierend langen Haaren an den Seiten zu kombinieren.

Wells ist ein "Prospector", also das, was man früher Goldsucher nannte. Ende der 80er Jahre hat er das Familienunternehmen heruntergewirtschaftet und ist beinahe pleite, als er im Rausch eine Vision hat: Ihm erscheint die Insel Borneo.

Kurzerhand versetzt er den Goldschmuck seiner Freundin und überredet in Jakarta den zwielichtigen Geologen Mike, mit ihm in den Dschungel zu gehen. Und tatsächlich: Die beiden scheinen auf Gold zu stoßen. Doch die Probleme fangen damit erst an. Jetzt wird die Wall Street auf das Unternehmen aufmerksam und die Gier beginnt. 

Soviel zur lose auf der wahren Geschichte des kanadischen Unternehmens Bre-X beruhenden Story von "Gold", der neuen Gesellschaftssatire mit Matthew McConaughey. Nach seiner Rolle als Börsenmakler in Martin Scorseses "The Wolf of Wall Street" soll er auch in "Gold" dem Turbokapitalismus den Spiegel vorhalten - und er müht sich redlich.

Sein Haar zwischen schütter und Glatze und den massiven Bauch vor sich hertragend schnurrt er sich im englischsprachigen Original verführerisch als Verkäufer durch den Film. Da ist es wie immer schade, dass sein Kenny in der klinischen deutschen Synchronfassung ins saubere Hochdeutsch übertragen wurde. Hinzukommen sichtbare körperliche Anstrengungen: Wie auch in seiner Oscar-Rolle "Dallas Buyers Club" hat er seinen Körper extrem verändert, nur hat er für "Gold" zu- statt abgenommen, mehr als 20 Kilo sollen es gewesen sein. 

Doch spätestens ab dem Goldfund zerfasert die Handlung. Die Satire wird zu einem dieser seltenen Filme, die gleichzeitig zu langsam vorankommen und zu hektisch inszeniert sind. Drehbuch und Regie hat Stephen Gaghan übernommen, der vor einigen Jahren mit dem Skript zu "Traffic" als Hollywoods neues Wunderkind gefeiert wurde, dessen Karriere aber dann nach einem kleineren Erfolg mit "Syriana" ins Stocken geriet. "Gold" hat er auf dem Regiestuhl übernommen, nachdem sich Spike Lee und Michael Mann zurückgezogen hatten. Nun lässt Gaghan seine Schauspieler in Sub-Plots vom FBI verfolgen, einen Tiger streicheln und mit dem indonesischen Präsidenten verhandeln - und über all dem verliert der Film seinen Biss.

Dadurch wirken abgesehen von McConaughey einige Schauspieler unterfordert: Bryce Dallas Howard ("Jurassic World") als McConaugheys Freundin Kay kann sich genauso wenig entfalten wie Corey Stoll ("House of Cards") und letztlich sogar Édgar Ramírez ("Carlos") als Kennys Partner Mike Acosta. Alles dreht sich um McConaughey. 

Spannend bleibt da nur, dass "Gold" erst nach seiner Fertigstellung im wahren Leben eine weitere Deutungsebene geschenkt bekam. Es geht schließlich um einen Egomanen, der lügt und übertreibt, um geschäftlichen Erfolg zu haben. Kenny ist ein Mann, der sich nicht um seine Mitmenschen schert und für den eigenen Aufstieg andere ausnutzt. Die Filmemacher konnten es nicht ahnen, aber als Satire über den neuen US-Präsidenten funktioniert "Gold" erstaunlich gut.

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