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Ausblick Von wegen Zwischenjahr

2018 ist das Jahr zwischen den großen Jubiläen in Sachsen-Anhalt. Kulturelle Faulenzerei also? Ganz im Gegenteil.

Von Grit Warnat 29.12.2017, 00:01

Magdeburg l Das Reformationsjubiläum hat in diesem Jahr fast alles andere überdeckt. Luther allerorten – in Ausstellungen, Büchern, Musikfesten, Theaterstücken. Das Kulturhistorische Museum in Magdeburg ist noch bis zum 28. Januar auf dem Reformationstrip. „Gegen Kaiser und Papst“ heißt die Ausstellung, die an die Vorreiterrolle Magdeburgs erinnert.

Das Jahr 2018 wird aber keineswegs nur Zwischenjahr -  die Festivitäten zu 500 Jahre Reformation sind vorbei und die Feierlichkeiten zum 100. Bauhaus-Geburtstag müssen noch ein Jahr warten. Ab Februar schon rückt Sachsen-Anhalt wieder als Musikland in den Fokus. Dessau ehrt den am 2. März 1900 in der Stadt geborenen Komponisten Kurt Weill und geht erneut weit in die Region – bis Magdeburg, Halle, Gröbzig, Zerbst. Till Brönner, Jan Josef Liefers, Dagmar Manzel sind unter anderen mit dabei, ebenso zahlreiche renommierte Ensembles.

Bis 11. März wird Weill geehrt, parallel ist in Magdeburg dann schon Telemann am Start. Nach dem mehrmonatigen Festival „Telemania“ in diesem Jahr wird zu den 24. Festtagen zu Ehren des in Magdeburg geborenen Barockkomponisten geladen. Einer der Höhepunkte ist die Händel-Telemann-Oper „Richard Löwenherz“ am Opernhaus Magdeburg.

Telemanns Musikerkollegen Händel und Bach werden traditionell später im Jahr geehrt. Halle lädt Ende Mai, Anfang Juni zu seinen Händel-Festspielen und der Ehrung der US-amerikanischen Sängerin Joyce DiDonato mit dem Händel-Preis. Ende August beginnen in Köthen die Bachfesttage.

Die Stadt Magdeburg will ihren Komponistensohn Telemann zukünftig sogar alljährlich ehren. Der Stadtrat hat das mit Blick auf die Bewerbung zur Kulturhauptstadt 2025 bereits beschlossen, wenn denn das Land das Ansinnen mit Geld unterstützen wird.

Auch Stendal ehrt einen großen Sohn der Stadt, dem schon seit Monaten die Aufmerksamkeit gehört. Johann Joachim Winckelmann erblickte vor 300 Jahren in Stendal das Licht der Welt. Im Dezember jährte sich sein Geburtstag – und 2018 sein 250. Todestag. Da gehen nicht nur die Feierlichkeiten weiter – auch der Umbau des Stendaler Winckelmann-Museums. 2,8 Millionen Euro werden in Anbau und Umgestaltung gesteckt sowie eine weitere Million in die Neukonzeption der Ausstellungen. Ende Mai, wenige Tage vor dem Todestag am 8. Juni, soll alles fertig sein.

Vom 6. bis 12. Mai feiert die Straße der Romanik ihr 25-jähriges Bestehen. Die Tourismusroute ist in diesem Jahr um zehn Bauwerke erweitert worden und umfasst jetzt 88 romanische Gebäude.

Im Juni lädt das Puppentheater Magdeburg zum Internationalen Figurentheaterfestival, das Theater Magdeburg mit „Jesus Christ Superstar“ zum nächsten Open-Air-Musical auf den Domplatz. Halberstadt und Magdeburg planen Domfestspiele, die Mitteldeutsche Kammerphilharmonie den Operettensommer auf dem Bierer Berg bei Schönebeck, das Wernigeröder Philharmonische Kammerorchester die Schlossfestspiele. In den Parkanlagen von Wörlitz gibt es den Gartenreichsommer, und die norwegische Band a-ha spielt Ende August auf dem Magdeburger Domplatz.

Vieles steckt noch in den Planungen – wie der Puppentheater-Geburtstag im Herbst. Das Haus mit der Traumauslastung von fast 100 Prozent wird 60. Grund zum Feiern natürlich. Nur das Wie ist noch nicht klar.

Fest steht dafür schon ein wichtiges Datum für die Magdeburger und das Land: Am 3. November wird das Dommuseum Ottonianum öffnen. Direkt neben der gotischen Kathedrale werden dann Kaiser Otto der Große geehrt und die mittelalterlichen Funde jahrelanger Grabungen im und am Dom präsentiert. Seit vielen Jahren ringt die Landeshauptstadt um dieses Vorhaben, mit dem nun erstmals dauerhaft die historische Bedeutung Magdeburgs für die deutsche und europäische Geschichte gezeigt werden kann.

Es darf also gefeiert werden, auch, weil ein neues Museum wahrlich nichts Alltägliches in unserer Kulturlandschaft ist.