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Ausstellung Porzellan fürs Bürgertum

Das Kulturhistorische Museum Magdeburg greift in seiner neuen Ausstellung die Magdeburger Porzellanherstellung auf.

Von Grit Warnat 30.03.2017, 01:01

Magdeburg l Das berühmte Meißner Porzellan habe für Könige und Fürsten gestanden, das Buckauer Porzellan sei für das Bürgertum angefertigt worden, sagt Museumschefin Gabriele Köster. Sie geht an Vitrinen vorbei, die gut gefüllt sind mit 600 Objekten – vom Biedermeier-Kaffeegeschirr über Lichtschirmständer bis hin zu Tabakpfeifen mit den Porträts von Napoleon und Friedrich II. „Wir wollen mit der neuen Ausstellung den Blick auf dieses verborgene Gebiet der Gewerbe- und Kunstgeschichte Magdeburgs lenken“, sagt sie.

Möglich ist diese Porzellan-Schau durch das Engagement von Detlef Dauer. Der Magdeburger, der in der Stadt geboren wurde, aufwuchs, studierte, arbeitete, hat zehn Jahre lang in Archiven und Museen recherchiert und auf Aktionsmärkten im In- und Ausland Ausschau gehalten nach dem Weißen Gold aus Buckau. Zusammengetragen hat er eine beachtenswerte Sammung. 600 Porzellane daraus konnten 2015 durch die Spende eines Magdeburger Unternehmens für das Kulturhistorische Museum erworben werden. Es war der Beginn des Ausstellungsprojektes.

Das zeigt nun einen interessanten Teil Magdeburger Kunstgeschichte. Köster erzählt, dass es 1765 eine erste Niederlassung der Königlichen Porzellanmanufaktur Berlin in Magdeburg gegeben hat und verschiedene Porzellanhändler ihre Niederlassungen in der Stadt betrieben. Die Porzellanmanufaktur Buckau wurde 1833 gegründet. 90 Jahre lang wurde dort Gebrauchs- und Ziergeschirr hergestellt und damit international gehandelt. Und die Stadt bestellte selbst auch: Teller und Tassen mit Dom und Klosterbergegarten als Mitbringsel.

Neben groben und feinen, einfachen und schnörkeligen Tassen, Tellern, Kannen, Vasen gibt es sogar den Magdeburger Halkugelversuch ganz in Porzellan. Ausgestellt sind auch Lithophanien der Sudenburger Porzellanfabrik Heyroth, verarbeitet zu Lichtschirmen und Stövchen. Sie wirken wie durchscheinender Stein. Es sind Porzellanbilder voller Plastizität, die erst im Gegenlicht zur Geltung kommen. Sammler Dauer hat dafür auch die Bildvorlagen aufgespürt.

Für ihn und ihn unterstützende Porzellan-Enthusiasten ist die Ausstellung das Finale eines zehnjährigen Erforschens. Buckau, so sagt der Rentner Detlef Dauer, stand nicht nur für dreckige Hinterhöfe und stinkende Gießereien. Buckau habe auch für fantastisches Geschirr gestanden. „Diese Konfrontation hat mich fasziniert und angetrieben.“

Die Ausstellung wird am 30. März um 19 Uhr im Kaiser-Otto-Saal des Museums eröffnet. Zu sehen ist das Magdeburger Porzellan bis zum 25. Juni.