Deep Purple Bewegender Rockabend
Deep Purple rockten am Samstagabend in der Magdeburger Getec-Arena vor mehr als 6000 Besuchern.
Magdeburg l Zunächst begann der Abend, wie ein gutes Konzert beginnen sollte. Auf den Hammerschlag genau um 20 Uhr hieß es: Licht aus – Rocksound an! Den Auftakt übernahmen die spezial guests der Rocklegenden: Rival Sons. Die Musiker aus dem sonnigen Kalifornien heizten dem Saal ein mit einem Heavy-Konglomerat im Stile von Led Zeppelin und Black Sabbath.
Die Band befindet sich seit einigen Jahren auf dem Vormarsch und war bereits auf den Bühnen von AC/DC und Alice Cooper zu erleben. Ihre Magdeburg-Premiere bestand sie mit Bravour, wozu neben dem knalligen Sound die prägnante Stimme von Jay Buchanan beitrug, der barfuß über die Bühne tänzelte. Das und die Hammondorgel sind offensichtliche Verbindungsglieder zum Hauptact, auch wenn Ian Gillan diesmal Socken trug.
Rival Sons rockten den Saal. Doch sie gingen nicht von der Bühne ohne Blick nach Paris. Mit Gedenken an die Opfer, Gedanken an die Angehörigen, in der Hoffnung, dass sich Blicke ändern: „Open my Eyes“. Bewegend.
Nach einer halben Stunde Umbaupause übernahmen die Rocklegenden das Zepter. Immerhin noch mit zwei Giganten der 69er Anfangszeit, Bassist Roger Glover und Sänger Ian Gillan. Letzterer nähert sich optisch zwar mehr einem Tanzbären, doch die Stimme weiß er nach wie vor grandios einzusetzen. Die technische Regulierung im ersten Song (da hatte er zu kämpfen, um gegen die anderen Instrumente anzukommen) war schnell vergessen.
Es folgte ein Auftritt Rockoper-gleich mit zahlreichen instrumentalen Soli. Am beeindruckendsten immer wieder Steve Morse an der Gitarre. Herrlich das „Duell“ der Stimmen zwischen seinen Saiten und Ian Gillan, sich gegenseitig hochspielend ...!
Zu hören waren vor allem Songs des aktuellen Albums „Now What?“ (Was jetzt?). Das enthält durchaus Songs mit Klassiker-Potenzial wie „Vincent Price“, eines der stärksten Stücke auch an diesem Abend, oder „Hell to Pay (Gonna be Hell)“, frei übersetzt sinngemäß „Die Hölle ist los“. Das erklang mit Sicherheit nicht zufällig vor dem bewegendsten Moment des Abends.
Bis dahin hätte man beim Rocken und rhythmischen Nicken das Drama von Paris fast vergessen können. Doch dann setzte Don Airey an der Orgel zu seinem zweiten Solo an. Es erklang aus Beethovens 9. Sinfonie die Kantate „Ode an die Freude“, gerade in Magdeburg mit großem Symbolcharakter, wird sie doch seit Jahren in den Gedenkkonzerten an die Zerstörung der Stadt im Januar 1945 gespielt. Das Hauptthema steht auch als Europahymne und wurde von Airey kombiniert mit Auszügen der „Marseillaise“, ergänzt von mystisch-aufwühlenden Phrasierungen. Die Melodien mischten sich, variierten von drückend-schaurig bis fröhlich-optimistisch.
Jeder gedenkt auf seine Weise. Deep Purple tut das musikalisch. Ohne Worte, aber äußerst ausdrucksstark. Es gab lauten Beifall dafür. Doch spürbar hatte sich die Stimmung im Saal geändert.
Das Finale war eingeläutet. Es endete mit „Smoke on the Water“, einem der meistverkauften Rockhits und seit über 40 Jahren Markenzeichen geworden. Das kann, das darf nicht fehlen. Neben „Highway Star“ einer der wenigen Klassiker des Abends und Abschlusslied nach rund anderthalb Stunden durchgehendem Rocksound. Die Fans erklatschten sich eine Zugabe, die medley-mäßig bis nach 23 Uhr dauerte. Ein bewegender Abend.