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Flaneur und Chronist: Autor Peter Kurzeck gestorben

26.11.2013, 08:31

Frankfurt/Main - "Wenn man schreiben will, muss man uralt werden", notierte er in einem seiner Bücher. Das war ihm nicht vergönnt. Nach mehreren Schlaganfällen ist der Schriftsteller Peter Kurzeck mit 70 Jahren in Frankfurt gestorben.

Dabei hatte er noch viel vor. Sein Romanprojekt "Das alte Jahrhundert" war auf zwölf Bände angelegt. Er kam bis Band fünf.

Peter Kurzeck schrieb, wie er redete: Er war ein geborener Erzähler, der in einem ständigen Fluss buchstäblich alles mitteilen wollte. Mit seinem eigenartigen Stil hat der Autor ein großes Werk geschaffen. Von der Kritik hochgelobt und vielfach ausgezeichnet, war er schon lange kein Geheimtipp mehr. In der deutschen Literatur blieb er jedoch ein Einzelgänger.

In seinen autobiografischen Büchern versuchte er, die zerrinnende Zeit festzuhalten: Auf Spaziergängen durch Frankfurt oder durch Staufenberg bei Gießen, wo er seine Kindheit und Jugend verbrachte. "Mir geht es darum, die Vielfalt der Welt zu bewahren", sagte der detailbesessene Schreiber, den manche in die Erzähltradition eines Marcel Proust stellten, kurz vor seinem 65. Geburtstag der Nachrichtenagentur dpa. "Ich hatte von Kind an den Zwang, ich darf nichts vergessen."

Seinen Lesern machte es Kurzeck nicht immer leicht: Mit nicht enden wollenden inneren Monologen beschrieb er seinen Alltag. Er konnte ausschweifend sein, liebte aber oft auch kurze abgehackte Sätze, die sich nicht immer um die Grammatik scherten. Direkte Rede war ihm ein Gräuel. Es sind Miniaturen und Momentaufnahmen, häufig ohne eine eigentliche Handlung.

Nicht nur sein Werk, auch sein Leben war für einen Schriftseller untypisch: 1943 in Böhmen geboren, kam er 1946 nach Mittelhessen. Mit 14 verließ er die Schule, schlug sich als Hilfsarbeiter durch und wurde Alkoholiker. Erst spät konnte er von seinen Büchern leben. Er wurde vielfach geehrt und in Kritiken gerühmt. Als "Flanier-Romane gegen das Vergessen", beschrieb "Die Welt" sein Werk, "eine poetische Ortschronik" nannte es die "Frankfurter Allgemeine Zeitung".