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Auf den Spuren von Dürer Illustrator Klaus Ensikat wird 80

Er schuf Hunde, Katzen, eine spezielle Ratte, den kleinen Hobbit, viele menschliche Gestalten und fabelhafte Szenerien. Dutzende Bücher hat Klaus Ensikat illustriert. An weiteren Plänen mangelt es nicht.

Von Sophia-Caroline Kosel und Sören Stache, dpa 15.01.2017, 22:59

Berlin (dpa) - Seine filigranen Zeichnungen wirken wie aus einer anderen Welt. Sie erinnern an altmeisterliche Stiche im Stil von Albrecht Dürer - aber sind oft farbig. Klaus Ensikat illustrierte zu DDR-Zeiten fast 100 Bücher. "Danach waren es noch mal so viele", berichtet er.

Und obwohl der Grafiker das Rentenalter schon längst überschritten hat, arbeitet er weiter und weiter - an literarischen Klassikern ebenso wie an Kinderbüchern. Am Montag (16. Januar) wird der Illustrator 80 Jahre alt. "Das will ich aber geheimhalten", sagt er und schmunzelt.

Ensikat wurde in Berlin geboren und absolvierte zunächst eine Ausbildung als Gebrauchswerber. 1954 bis 1958 studierte er an der Fachschule für angewandte Kunst in seiner Heimatstadt. Seit vielen Jahrzehnten ist er freiberuflicher Zeichner und Illustrator - und noch immer sehr gefragt. Der Kindermann-Verlag (Berlin) würdigt ihn als "einen der brillantesten freischaffenden Buchkünstler der Gegenwart", das Goethe-Institut nennt Ensikat einen "Bilderzauberer".

Er illustrierte Goethes "Osterspaziergang", Schillers "Räuber" (Kindermann-Verlag) und "Jules Ratte" von Peter Hacks (Eulenspiegel, Berlin). "Die toten Autoren sind mir die Liebsten - die können nicht reinreden", sagt Ensikat. Aufträge habe er immer noch genug - so viele, dass er auch an Wochenenden arbeitet. Urlaub macht Ensikat, der auch Vater und Großvater ist, nicht.

Wenn er arbeite, dann immer viele Stunden am Stück, berichtet der Grafiker. "Ich habe wahnsinnige Angst, unterbrochen zu werden." Reinreden lasse er sich von niemandem - auch nicht von seiner Frau Regine Röder-Ensikat, die selbst Illustratorin ist. Für eine Buchseite mit aquarellierten Federzeichnungen benötige er etwa sechs Tage. "Ich arbeite nur auf Papier, weil ich es auf Computer nicht kann", erzählt er.

Ensikat erhielt zahlreiche Auszeichnungen, etwa 1995 den Kinderliteraturpreis. Sein Gesamtwerk wurde 1996 mit der Hans-Christian-Andersen-Medaille ausgezeichnet. Es ist die höchste internationale Ehrung für die Illustration von Kinder- und Jugendbüchern. Von 1995 bis 2002 war er Professor für Zeichnen an der Hochschule für Gestaltung in Hamburg.

Der Bruder des Schauspielers und Autors Peter Ensikat (1941-2013) lebt zusammen mit seiner Frau in einer Wohnung im 14. Stock eines Plattenbau-Hochhauses im Berliner Osten. Im Erdgeschoss gibt es eine Bibliothek und einen Buchladen. "Ich lese auch Bücher dann, wenn ich sie nicht illustriere", sagt Ensikat, der einen Schnauzbart trägt und deutlich jünger aussieht als er ist.

In der Wohnung hängt an der Wand viel Ensikat-Kunst - aber es sind Gemälde, die seine Frau geschaffen hat. "Meine Zeichnungen sind nicht zum Ausstellen gedacht", sagt Ensikat. Dennoch gibt es immer mal wieder Ausstellungen, in denen seine kunstvollen Schöpfungen zu sehen sind. Das Grafische Kabinett der Kunstsammlungen und Museen Augsburg zeigt etwa Ensikats Illustrationen für ein Kinderbuch über Martin Luthers Wittenberger Thesen. Die Schau ist vom 3. Februar bis zum 2. April zu sehen.

Ensikats Grafiken erschienen auch in DDR-Zeitschriften, etwa im "Magazin" und im "Eulenspiegel". Letzterer habe aber irgendwann die Zeichnungen im Blatt so sehr verkleinert, dass nicht mehr erkennen zu war, worum es ging, berichtet Ensikat. "Da hab ich das aufgegeben."

Ausstellung in Augsburg