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Die Trapp Familie: Zuckersüß und stets adrett

Für Filme, Musicals und Bücher hat die Geschichte der österreichischen Trapp-Familie bereits reichlich Stoff geliefert. Ben Verbong inszeniert sie nun erneut - in der Ästhetik und Dramaturgie des Heimatfilms.

Von Britta Schmeis, dpa 06.11.2015, 10:59

Hamburg (dpa) - Was die österreichische Alpenlandschaft, Sonnenschein und adrett in Dirndl gekleidete Mädchen doch alles bewirken können.

Ein früher Tod der Mutter, ein finanzieller Ruin und die drohende Machtübernahme der Nazis werden da fast zur Nebensache - zumal kristallklare Kinderstimmen das Geschehen begleiten.

Die Geschichte der österreichischen Adelsfamilie von Trapp ist in den vergangenen Jahrzehnten gleich mehrfach verfilmt worden. Regisseur Ben Verbong versucht sich nun erneut daran. In Die Trapp Familie - Ein Leben für die Musik fühlt man sich in die heile Welt der Heimatfilme versetzt - allen Schicksalsschlägen zum Trotz. 

Verbong erzählt diese Geschichte in langen Rückblenden: Die 15-jährige Kirsty von Trapp (Lauren Canny) sitzt in einem Provinzbahnhof im verschneiten Montana. Sie ist vor den Weihnachtsvorbereitungen der neuen Familie ihres Vaters geflüchtet. Ihre Großtante Agathe (Rosemary Harris) kommt hinterher und beginnt, dem Mädchen ihre eigene Geschichte zu erzählen, von dem Gefühl, verlassen zu sein und nicht mehr gebraucht zu werden. Agathe ist die älteste Tochter jener Trapp-Familie, die singend vor den Nazis in die USA flüchtete und von dort die Welt eroberte.

Schon wenig später drückt Verbong in der ersten Rückblende kräftig auf die Tränendrüse. Ausgerechnet zur Weihnachtszeit muss Agathes Mutter ins Krankenhaus - zum Sterben, wie die damals achtjährige Agathe (Eliza Bennett) ahnt. Nicht einmal den von ihr liebevoll eingepackten Schutzengel kann die Mutter noch auspacken. Agathe schwört, nie wieder zu singen und übernimmt fortan die Mutterrolle in der großen Trapp-Familie.

Als störrischer Teenager verscherzt sie es sich schon mal mit ihren Geschwistern und vergrault so manches Kindermädchen - sehr zur Sorge ihres verständnisvollen Vaters Georg (Matthew Macfayden), einem ehemaligen U-Boot-Kommandanten, der noch arg der Tradition der Donau-Monarchie verhaftet ist. Da taucht die freundlich-naive Novizin Maria (Yvonne Catterfeld) auf, die als Kindermädchen nicht nur plötzlich den Platz Agathes - zunächst nur am Esstisch - einnimmt, sondern auch das Herz des Vaters erobert. Agathe fühlt sich zurückgedrängt.

Nicht nur die neue Frau führt zum Ende der Idylle am Familiensitz Erlhof in Zell am See. Mit dem Zusammenbruch der Banken nach der Machtergreifung Hitlers verliert die Familie, inzwischen in Salzburg lebend, ihr komplettes Vermögen. Durch glückliche Umstände und das Geschick des Haushälterinnen-Enkels Sigi (Johannes Nussbaum) trifft Agathe bei den Salzburger Festspielen die weltberühmte Sopranistin Lotte Lehmann (Annette Dasch) und beginnt wieder zu singen.

Die wirtschaftliche Not ebenso wie die politischen Umstände machen es nötig: Agathe ersinnt zusammen mit Lotte die Idee, als singende Familie aufzutreten und in die USA auszuwandern. Plötzlich hat sie auch ihre pragmatische Stiefmutter Maria an ihrer Seite. Es dauert etwas, den konservativen Vater zu überzeugen, doch dann steht dem Glück der Großfamilie nichts mehr im Weg.

Verbong greift für seine Verfilmung auf die Autobiografie von Agathe von Trapp zurück und bedient sich in den Rückblenden arg bemüht der Parallelen des Vater-Tochter-Konflikts. Alles andere - Patchworkfamilie, Vertreibung, Verlustängste - erstickt in der Alpenidylle. Von Modernisierung keine Spur, stattdessen strahlende Glückseligkeit.

Die Trapp Familie - Ein Leben für die Musik, Deutschland/Österreich 2015, 95 Min., FSK ab 0, von Ben Verbong, mit Matthew Macfayden, Eliza Bennett, Yvonne Catterfeld , Deutschland, Österreich 2015, 95 Min., FSK ab 0, von Ben Verbong, mit Matthew Macfayden, Eliza Bennett, Yvonne Catterfeld

Die Trapp Familie - Ein Leben für die Musik