Ausstellung im Winckelmann-Museum mit anschaulichen Darstellungen für junge Besucher Die vielen Geheimnisse der Schönheit
Als Ikone der Schönheit gilt bis heute Nofretete. Ein Gipsabguss der ägyptischen Königin aus Hildesheim gehört zu den Exponaten der neuen Ausstellung im Winckelmann-Museum Stendal. Schönheit ist das Thema.
Stendal l "Die drei Grazien" von Rubens, die Uta des Naumburger Domes, Claudia Schiffer und David Beckham, auch Bill Kaulitz von Tokio Hotel begrüßen - zumindest per Foto - die Besucher der Ausstellung. Was gilt als schön? Was bedeutet Schönheit? Und: Wie bestimmt man sie? Waren beispielsweise Rubens nackte, dralle Frauen schön? Wie sehen wir seine Darstellung heute?
Die Suche nach Schönheit, das zeigt die Ausstellung im Winckelmann-Museum sehr deutlich, ist eine Konstante der Menschheitsgeschichte. Das Stendaler Haus spannt den Bogen von den alten Kulturen Ägyptens, Griechenlands und Roms bis in unsere heutige Zeit. Themenbereiche sind Sport und der gesunde Körper, Frisuren, Kosmetik und wie Kleider Leute machen. Erklärt wird auch, wie wichtig harmonische Proportionen für unseren Schönheitsbegriff sind.
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"Schönsein ist kein Zustand, sondern ein Tun, ein Wirken." (Robert Hamerling, Dichter und Schriftsteller, 1830-1889)
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"Sport und Gesundheit bringen wir seit langer Zeit zusammen", sagt Stephanie Bruer, die Leiterin des Museums. Eine Installation - geschaffen von Christopher Melching, dem Bühnen- und Kostümbildner am Theater der Altmark - zeigt das Gymnasion, eine Trainingsstätte für Athleten im antiken Griechenland. Wer schwitzte, konnte sich mit der Strigilis, Schmutz und Schweiß vom Körper abschaben. Solche Schabinstrumente sind in einer Vitrine ausgestellt.
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"Schönheit ist ästhetisch, praktisch, nützlich." (Philosoph Platon)
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Schönsein durch modebewusste Kleidung, ebenso durch die Frisur, das Make-up, auch das Parfüm. Julia Titi, Tochter von Kaiser Titus, präsentiert sich mit aufwändig gestalteter Haarpracht. Neben dem Gipsabguss des Kopfes ist die Rekonstruktion einer "Flavischen Flechtennestfrisur" zu sehen, eine außergewöhnlich gestaltete Frisur. Dass auf das perfekte Aussehen nicht nur Frauen Wert legten, zeigen Darstellungen eines Jünglings oder des römischen Kaisers Nero, dessen Kopf liegende Sichelsträhnen zieren. "Man wollte schön aussehen. Aber volles Haar bedeutete auch Lebenskraft und Fruchtbarkeit", sagt Bruer.
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"Wie viel Schönheit empfängt das Herz durch die Augen." (Leonardo da Vinci, 1452-1519)
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Lebenskraft und Schönheit verkörpert Nofretete, Ober- und Unterlid schwarz umrandet, die Augenbrauen stark gezeichnet - unter anderem, so sagen Experten, aus Schutz vor greller Sonneneinstrahlung und Sandstürmen. Eine Palette, die die Form eines Fisches hat, diente einst zur Herstellung von Augenschminke. Sie stammt aus der Mitte des 4. Jahrhunderts v. Chr., ist eine Leihgabe aus dem Ägyptischen Museum der Universität Bonn, und in der Schönheits-Ausstellung das älteste zu sehende Objekt.
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"Schönheit ist eine kurzlebige Tyrannei." (Sokrates, 469-399 v. Chr.)
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Und auch um Mittelchen gegen Falten haben sich die Römer und Griechen bereits ihre Gedanken gemacht. Ein altägyptisches Rezept für eine Antifaltencreme ist in der Ausstellung nachzulesen.
Zahlreiche Leihgaben aus Museen und Universitätssammlungen in Berlin, Bonn, Göttingen, Hamburg, Hannover, Hildesheim, Magdeburg, Meyenburg und Rostock. Und immer wieder findet der Besucher von Christopher Melching umgesetzte Ideen, um das Thema Schönheit auch für Kinder und Jugendliche anschaulich darzustellen. "Wir wollen viele junge Besucher ansprechen", sagt Stephanie Bruer. Sie spricht von einem Experiment für das Stendaler Haus. Aber sie zeigt sich optimistisch: "Bisher haben wir positive Reaktionen."
Die kursiv gesetzten Zitate können in der Ausstellung nachgelesen werden.
Ausstellung bis 1. Juli, Öffnungszeiten im April: Dienstag bis Sonntag, 10-17 Uhr, montags geschlossen oder nach Vereinbarung