Filmfest Venedig: Missbrauchsskandal und Kindersoldaten
Michael Keaton und Mark Ruffalo spielen Journalisten, die einen der größten Missbrauchsskandale der USA enthüllen. Idris Elba verkörpert einen Rebellenführer, der Kinder zu Soldaten ausbildet. Wo? Beim Festival in der Lagunenstadt.

Venedig (dpa) - Tragische Schicksale von Kindern haben am Donnerstag das Filmfest Venedig dominiert. Während der Beitrag Spotlight auf wahren Begebenheiten beruht und den systematischen Missbrauch durch katholische Priester thematisiert, fokussiert Beasts of No Nation auf Kindersoldaten.
Spotlight erzählt von Journalisten der US-Zeitung The Boston Globe, die 2002 den jahrzehntelangen Missbrauch sowie das Wegschauen der Kirche und des Justizsystems aufdeckten. Dafür gab es später den Pulitzer Preis. Die Recherchen zeigten ebenfalls, dass Missbrauch unter dem Deckmantel der katholischen Kirche auch in Großbritannien und anderen Ländern erfolgt war. Spotlight ist mit Michael Keaton (Birdman), Rachel McAdams, Mark Ruffalo und Stanley Tucci prominent besetzt.
Tucci sagte in Venedig, er hoffe auf Papst Franziskus. Falls es jemanden gibt, der den Missbrauch von Kindern stoppen kann, dann ist er es, sagte der 54-jährige US-Schauspieler. Regisseur Thomas McCarthy (49) sah das anders: Ich bin deutlich pessimistischer, was Wandel in der katholischen Kirche angeht. Worte sind eine Sache, aber Taten eine andere. Spotlight läuft beim Festival außer Konkurrenz.
Im Wettbewerb konkurriert dagegen Beasts of No Nation um den Goldenen Löwen. US-Regisseur Cary Fukunaga, der für seine gefeierte Fernsehserie True Detective einen Emmy gewann, lässt dabei einen kleinen Jungen durch ein Bürgerkriegsgebiet irgendwo in Afrika irren. Erst wird er von seiner Mutter getrennt, dann bringen Soldaten seinen Vater und Bruder um. Als die Rebellen ihn schließlich aufgreifen, bilden sie ihn zum Soldaten aus.
Der Brite Idris Elba (TV-Miniserie Luther) spielt den Rebellenführer, der Kinder ebenso selbstverständlich in den Kampf schickt wie erwachsene Männer. Fukunaga verzichtet dabei auf einen konkreten Schauplatz, sondern entwirft vielmehr ein allgemeineres Bild des Schreckens - er zeigt Flüchtlingsströme, Massenmorde und vor allem traumatisierte Kinder, die Opfer und Täter zugleich sind.
Beasts of No Nation ist der erste Film im Wettbewerb Venedigs, der vom Online-Streamingdienst Netflix produziert wurde. Das Werk wird Mitte Oktober bei Netflix ausgestrahlt und soll zeitgleich in US-Kinos starten.
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