Andreas Kriegenburg führt Regie für das "Sommertraumschiff" des Theaters an der Angel Fünf Gestrandete in der Theatervilla
Andreas Kriegenburg gehört zu den gefragtesten deutschen Theaterregisseuren. Er arbeitet in Berlin, Hamburg, München, demnächst in Tokio. Zurzeit aber hat er seinen Arbeitsplatz im kleinen Magdeburger Theater an der Angel. Dort wird ein "Sinkspiel" geboten.
Magdeburg l Keine Bücher in der Bibliothek der altehrwürdigen Theatervilla in der Zollstraße von Magdeburg. Keine bequemen Plüschsessel. Die leere Villa ist Teil der Inszenierung für das diesjährige Sommertheater. "Sommertraumschiff. Ein Sinkspiel" beginnt in einer verlassenen Villa und führt zu Gestrandeten auf einer einsamen Insel. Hängematten im Bühnenraum. Palmenwedel. Ein Klavier, weitere Instrumente. Alles wirkt abenteuerlich. Auch einige Sitzplätze.
Was ist dieses "Sinkspiel", dessen Titel schon lange vor dem Hochwasser feststand und von dem die selbst Hochwassergeplagten Theatermacher nicht abrücken wollten? Andreas Kriegenburg legt sich auf kein Genre fest. Er nennt es einen Liederabend der besonderen Art, ein Arme-Leute-Musical. Er meint das liebenswert.
Eine lange Freundschaft
Ein Stück mit viel Musik querbeet - von den Beatles über Sting bis hin zu Erdmöbel. Alles neu arrangiert und auf die Eigenarten der gestrandeten Reisenden abgestimmt. Die sind Hauptpersonen, fünf Durchschnittsstädter, die sich auf der Insel aufeinander einlassen müssen, während die Chancen auf Rettung von Tag zu Tag schwinden. Kein Job, keine Autorität und viel zu viel Zeit. "Es ist eine Mischung aus Traumspiel und Clownspiel", sagt Kriegenburg.
Er ist zuständig für Regie und Buch, aber betont das Gemeinschaftswerk des Teams. Schließlich stand am Anfang der Arbeit nur der Plot und die Idee eines Anbaus. Der ist mit Verspätung durch das Hochwasser jetzt fertig. Und obwohl nigelnagelneu sieht er aus wie ein betagter Anbau mit alten Fenstern und bröckelnder Tapete.
Natürlich perfekt passend zum charmant-alten Angel-Theater, aber auch eine Erweiterung des Raumes. "Eine so große Bühne hatten wir noch nie", sagt Ines Lacroix.
Alles Textliche wurde erarbeitet in den Proben, in Gesprächen. "Andreas kann wunderbar zuhören. Man kann so vieles gemeinsam erfinden", sagt Matthias Engel. Er und Kriegenburg kennen sich seit mehr als 30 Jahren, sind gut befreundet. Kriegenburg, Hausregisseur am Deutschen Theater in Berlin, dessen Arbeiten mehrfach zum Berliner Theatertreffen eingeladen wurden, kommt gern an das kleine Haus. Das "Sinkspiel" ist bereits seine dritte Arbeit in der Theatervilla.
"Ich fühle mich wohl hier"
"Ich fühle mich wohl hier", sagt er und nennt die ganz anderen Arbeitsstrukturen und diese Direktheit zum Publikum. War es eine entspanntere Arbeit als an einem großen Theater? Man habe nicht den Druck wie bei einer Opernproduktion, aber nicht weniger arbeitsintensive Tage, sagt Kriegenburg. Die bleiben auch noch bis zur Premiere am 6. Juli.
Neben Ines Lacroix und Matthias Engel sind als Gäste Maria Thomaschke (Berlin), Therese Thomaschke (Bautzen) und Bernhard Biller (Leipzig) zu erleben. Gespielt wird das "Sommertraumschiff" bis 31. August jeweils ab 20 Uhr.