1. Startseite
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Geboren, um zu blödeln …

Otto Waalkes gastierte in der Magdeburger Stadthalle Geboren, um zu blödeln …

Von Elisa Sowieja 09.09.2010, 06:13

Deutschlands Ur-Meister der Blödelei steht wieder auf der Bühne – und trotz der rund vier Jahrzehnte, die er im Geschäft ist, merkt man Otto Waalkes kein Stück Amtsmüdigkeit an. Seine Fans, die am Dienstag zu einem von zwei Auftitten in die Magdeburger Stadthalle geströmt waren, dankten es ihm mit ohrenbetäubendem Johlen und Klatschen.

Magdeburg. Wenn Otto Waalkes auf dem Programm steht, dann tobt das Publikum schon, bevor es auch nur den Schirm seiner Ottifanten-Mütze gesehen hat. Eine Leinwand mit Otto-isierten Werbesprüchen reicht da völlig aus. Slogans wie "Google Street View – von führenden Einbrechern empfohlen" oder "1. FC Magdeburg – Sichern Sie sich rechtzeitig ihr Trikot mit der Aufschrift \'Bundesliga-Aufsteiger 2090\'" machten am Dienstag- abend jeden Stimmungs-Anheizer überflüssig.

Tritt der Blödel-Barde dann in grauer Schlumpi-Jogginghose auf die Bühne, dann ist er top vorbereitet – schließlich blicken in einer frisch gebackenen "Otto-Stadt" alle Augen mit besonderer Erwartung auf ihn. Für die Region rund um Magdeburg bewies der Komiker sichere Ortskenntnis. Als nicht ganz jugendfrei, dafür aber durchaus fruchtbar beim Publikum erwies sich seine pantomimische Darstellung von Stendal und Langenweddingen mit Hilfe zweier Fahnen.

Legt der Vollblut-Ostfriese dann so richtig los, überrascht er vor allem diejenigen, die mit einer abgedroschenen Wiederholung des uralten Repertoires gerechnet hatten.

Nicht nur, dass er in die Jahre gekommene Nummern wie den Englischkurs für Fortgeschrittene "English for Runnaways" oder die Spirituosen-Hymne "Wir haben Grund zum Feiern" mit so viel Esprit rüberbringt, dass deren Alter gar nicht auffällt. Otto hat sein Programm auch auf erfrischende Weise ans Jahr 2010 angepasst. So groovt er bei einer seiner bekanntesten Nummern, "Hänsel und Gretel", als Lady Gaga und Lena Meyer-Landruth über die Bühne und imitiert seine jüngeren Kollegen Mario Barth und Atze Schröder.

Auch die neuen Parodien passen ins Heute. Gerichtsshows bleiben dabei genauso wenig verschont wie diverse Baumarkt-Werbespots. Mit dieser Mischung schafft es der Komiker nach wie vor, generationenübergreifend zu begeistern. Nicht wenige Besucher hatten ihre Sprösslinge mit in die Magdeburger Stadthalle gebracht. Doch Otto reißt nicht nur durch seine Programmzusammenstellung mit. Er macht das Publikum immer wieder zum Teil seiner Ulk-Nummern, zum Beispiel als Lachmöwen bei "Robin Hood – Rächer der Enterbten" oder als Opfer der exzessiven Kochkunst von Louis Flambé, bei dem auch mal der ein oder andere Schnipsel Gemüse in die erste Reihe fliegt.

Das ohrenbetäubende Johlen, Klatschen und Fußtrampeln am Endes seines Auftitts gibt Otto zweilfellos Recht, wenn er singt: "Ich bin geboren, um zu blödeln."