Heute startet "Gianni und die Frauen" in den Studiokinos Italiener haben\'s auch nicht leicht
Selten war ein italienischer Film so unitalienisch wie "Gianni und die Frauen". Ein kleiner, nahezu elegisch inszenierter Streifen, in dem das Handy allen gängigen Klischees zum Trotz in Rom nur eine untergeordnete Rolle spielt und in dem man die Dialoge sogar dann versteht, wenn drei Italiener zusammenstehen. Die Geschichte um einen Endfünfziger, der an sich selbst zweifelt, läuft ab heute in deutschen Studiokinos, darunter im Magdeburger Moritzhof.
Magdeburg. Wahrscheinlich kommt jeder Mann irgendwann in ein Alter, in dem er sich fragt, ob das schon alles war. Speziell im Hinblick auf das weibliche Geschlecht. Gianni ist mit Ende 50 schon ein paar Jahre im Ruhestand, mit seiner Frau führt er ein puritanisches Nebeneinander, sein Tagwerk besteht im Wesentlichen darin, Hunde auszuführen, Einkäufe zu erledigen und seiner Mutter zu Diensten zu sein. Während er mit seiner bescheidenen Pension mehr schlecht als recht über die Runden kommt, wirft sie das Geld mit vollen Händen zum Fenster raus.
Als ihm zu Ohren kommt, dass ein weitaus älterer Nachbar mit einer deutlich jüngeren Tabakwaren-Verkäuferin eine lustvolle Liaison unterhält, stellt er sich und sein Leben ernsthaft infrage - zwar scheinen ihn Frauen unterschiedlichsten Alters zu mögen, auf mehr aber lässt sich keine ein. Irgendwie ist Gianni für alle nur ein stets verfügbarer hilfsbereiter Kerl, dem man mit dem Küsschen auf die Wange dankt.
Regisseur und Hauptdarsteller Gianni di Gregorio hat einen Erzählstil gefunden, der ohne Dramatik, ohne Pathos, ohne Larmoyanz, aber auch ohne jeden Schenkelklopfer-Humor auskommt. Vielmehr schildert und spielt er das Leben seines Protagonisten genauso unauffällig, wie es im Leben ist oder sein könnte: Der traurige Held konstatiert irgendwann, dass er durchsichtig geworden ist, weil die Frauen offensichtlich durch ihn hindurchsehen.
In hübsch anzusehenden Kameraeinstellungen werden wohlgeformte Römerinnen in sommerlich-luftiger Kleidung ins Bild gesetzt, denen der Held aber nur desillusioniert hinterherblicken kann - zur Kenntnis nimmt ihn keine.
Selbst als ein befreundeter Rechtsanwalt Gianni herbeitelefoniert, weil er sich mit zwei attraktiven Klientinnen einen "schönen" Abend zu viert verspricht, nimmt die Einladung zum Essen einen anderen Verlauf als geplant. Ernüchterung wird zur vorherrschenden Stimmungslage ...
Obwohl "Gianni und die Frauen" als Komödie firmiert, sollten die Erwartungen nicht zu hoch ausfallen. Es gibt zwar immer wieder Anlass zum Schmunzeln, insgesamt aber ist die Stimmung des Films mehr lebensnah als komödiantisch.
Einer seiner Vorzüge ist zweifellos der Einblick, den er dem Zuschauer in das Rom des einfachen Menschen gewährt. Darüber hinaus ist die sich bei Gianni einstellende Geronto-Resignation eine sympathische Hommage an das Älterwerden und zugleich ein Plädoyer, sich damit abzufinden.
Wenn man sich die Frage, was man alles versäumt haben könnte, erst einmal gestellt hat, sind negative Konsequenzen nicht ganz auszuschließen. Männer sollen es in dieser Beziehung ja besonders schwer haben ...