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Weihnachtsmärchen am Theater Magdeburg Dieser Hotzenplotz steckt das Publikum an

30.11.2010, 04:14

Von Claudia Klupsch

Magdeburg. Diesen Hotzenplotz lieben alle! Das diesjährige Weihnachtsmärchen des Theaters Magdeburg "Der Räuber Hotzenplotz" begeisterte am Sonntag kleine und große Premierengäste. Die Geschichte vom "bekanntesten Räuber aller Zeiten" hat Regisseur Stephan Beer liebevoll und vergnüglich inszeniert. Ein Spaß für die ganze Familie!

Georg Preußlers fast 50-jähriger Kinderbuchklassiker bleibt ewig jung. Er wurde in 34 Sprachen übersetzt und millionenfach in aller Welt verkauft. Die Erzählung ist herrliche Vorlage für eine Theateradaption.

"Nimm die Pistole mit. Du kannst sie gebrauchen!", ruft es aus dem Publikum. Die Kinder fiebern tatsächlich mit einem gefährlichen Halunken mit, geben ihm Ratschläge, bevor er in den tiefen Wald stapft. Dabei hat er doch der Oma die Kaffeemühle geklaut, nimmt Kasperl und Seppel gefangen, traktiert den einen als Haussklaven und verkauft den anderen an den schrecklichen Zauberer. Doch die Figur ist einfach zu drollig und scheint Martin Reik auf den Leib geschrieben zu sein. Mit Leidenschaft und Schnoddrigkeit spielt er sich in die Herzen der jungen Zuschauer.

Hotzenplotz rockt kräftig ab zur Klampfe (die fetzige Musik im Stück stammt von Jan. S. Beyer und Jörg Wockenfuß), poltert über das schwere Los des Räubers heutzutage und lässt sich mit der Goldkiste veräppeln. Herrliches Vergnügen bereitet sein unfreiwilliges Dasein als piepender Gimpel.

Nicht weniger drollig die weiteren Akteure: Eva Geiler rührt als besorgte Großmutter, Katharina Brankatschk gibt eine überforderte Wachtmeisterin Dimpfelmoser sowie die wunderbare liebe Fee Amaryllis. Marc Rißman und Alexander Absenger erfreuen als das liebenswürdig-naive Gespann Seppel und Kasperl, das sich mutig auf Verbrecherjagd macht. Witzige Wortverdrehungen und Slapstick-Komik sorgen für muntere Heiterkeit. Herrlich böse und kauzig kommt Peter Wittig als Zauberer Petrosilius Zwackelmann daher. Dessen Verkleidung als Moshammer-Verschnitt würde vermutlich einen stückinternen Kostümwettbewerb bei starker Konkurrenz gewinnen (Kostüme: Dorothee Neuling). Und die Unke aus dem Unkenpfuhl mit ihren sprechenden Augenlidern will man am liebsten als Plüschtier käuflich erwerben!

Die Schauspieler stecken mit Spielfreude und Temperament das junge Publikum an. Flott geht es auf der mit viel Fantasie und Liebe gestalteten Bühne zu. In atemberaubendem Tempo, gar mit Verfolgungsjagden angereichert, gehen die Geschehnisse im farbenprächtigen Wald und dunklem Zaubererschloss über die Bühne. Beer zieht alle Register, die märchenhafte Geschichte zu erzählen, ein Stück voller Charme und Komik, Musik und Magie, dabei kindgerecht, spannend und lebhaft. Diesen Hotzenplotz lieben alle!