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Hunderte Trauergäste nahmen in Berlin Abschied von Christa Wolf / Volker Braun hielt die Trauerrede "Sie ging an die Grenze, an der man sich selbst begegnet"

14.12.2011, 04:27

Berlin (epd) l Hunderte Menschen haben gestern auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin Abschied von der Schriftstellerin Christa Wolf genommen. Die Autorin bekannter Romane wie "Nachdenken über Christa T." und "Kindheitsmuster" war am 1. Dezember im Alter von 82 Jahren gestorben.

Unter den Trauergästen waren neben dem Ehemann Gerhard Wolf und der Familie auch viele enge Weggefährten der Schriftstellerin sowie zahlreiche weitere Vertreter aus Kultur, Politik und Gesellschaft.

Die Trauerrede hielt Wolfs Schriftsteller-Kollege und enger Freund Volker Braun. Braun würdigte Wolf als eine Autorin, die der deutschen Literatur "Würde und Weltbewusstsein" gegeben habe. An ihr hätten sich immer viele Debatten entzündet. In ihren Werken sei sie "mit fraulichem Mut immer an die Grenze gegangen, an der man sich selbst begegnet". "Vielleicht hatten wir alle gehofft, dass sie nie sterben wird", sagte Braun in seiner Trauerrede, die wegen des großen Andrangs auf den Vorplatz der Kapelle übertragen wurde.

Der Dorotheenstädtische Friedhof an der Chausseestraße in Berlin zählt zu den berühmtesten Friedhöfen der Hauptstadt. Das Grab Christa Wolfs befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft der letzen Ruhestätten von Schriftstellern wie Stephan Hermlin und Thomas Brasch, dem Literaturwissenschaftler Hans Mayer oder dem Journalisten Günter Gaus. Aber auch weitere Persönlichkeiten wie Bertolt Brecht, Helene Weigel, Altbundespräsident Johannes Rau, Bärbel Bohley oder Karl Friedrich Schinkel sind dort begraben. Für den Abend hatte die Familie gemeinsam mit der Berliner Akademie der Künste zu einer weiteren Gedenkveranstaltung für Christa Wolf eingeladen. Dazu wurden unter anderem Literaturnobelpreisträger Günter Grass, die Bestseller-Autoren Ingo Schulze und Christoph Hein, der Theologe Friedrich Schorlemmer und die Suhrkamp-Verlegerin Ulla Berkéwicz erwartet.

Christa Wolf war die wohl berühmteste Autorin aus der DDR. Zu dem umfangreichen Werk der Büchner-Preisträgerin zählen unter anderem "Kassandra" (1983) und "Medea. Stimmen".