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Literaturhaus Die Zeichenkunst der Kat Menschik

Kat Menschik ist eine der bekanntesten deutschen Illustratorinnen - und hochproduktiv. Bald stellt sie im Literaturhaus Magdeburg aus.

Von Grit Warnat 12.09.2018, 01:01

Magdeburg l Sie liebt klare Linien und ihren riesigen Garten. Wer das Buch „Der Goldene Grubber“ zur Hand nimmt, erkennt das sofort. Kat Menschik schreibt und zeichnet darin von großen Momenten und kleinen Niederlagen im Gartenjahr. Es sei ihr erstes wirkliches Buch, sagt die Illustratorin mit leicht berlinerischem Akzent über „Grubber“, weil sie die Erlebnisse aus ihrem eigenen Garten auch selbst geschrieben hat. Ansonsten lässt sie sich mit ihren Zeichnungen eher auf Texte anderer ein.

Von Franz Kafka zum Beispiel. Oder E. T. A. Hoffmann und Edgar Allan Poe. Texte von Haruki Murakami, dem großen japanischen Schriftsteller, hat sie gleich mehrfach illustriert. Murakamis deutscher Verlag war auf sie zugekommen, hatte angefragt.

Seit 2016 gestaltet Menschik beim kleinen Berliner Galiani-Verlag ihre eigene Buchreihe. Die Illustratorin darf ihre Lieblingstexte illustrieren. Menschik strahlt, als sie das erzählt. Sie weiß, dass das ein Luxus ist.

Auch, dass sie mit Volker Kutscher zusammenarbeiten kann. Er ist einer der angesagtesten deutschen Krimi-Autoren. Seine Bücher waren Basis für die preisgekrönte, hochgelobte Serie „Babylon Berlin“, die erst bei Sky lief und am 30. September in der ARD als Free-TV-Premiere anläuft. „Ich bin ganz, ganz großer Volker-Kutscher-Fan. Schon immer. Ich habe alle seine Berliner Kriminalromane gelesen und geliebt, weil er so unglaublich das alte Berlin beschreibt. Ich kann mit Volker Kutscher durch meine Stadt gehen und eine Zeitreise machen“, erzählt die Berlinerin.

Kutscher in ihrer Buch-Reihe? Sie fragte ihn. Er sagte zu, schrieb „Moabit“. Sie illustrierte. Klein und fein ist das Buch. Ein wahrlich sinnliches Erlebnis. Die vierte Auflage liegt bereits vor.

Mit ihrem „Moabit“ kommen Kutscher und Menschik am 21. Oktober nach Magdeburg. Man kann aber schon vorher einen etwas anderen Blick in dieses Buch werfen. Die Illustrationen sind im Literaturhaus ausgestellt, auf großen Blättern, auch Menschiks Sichten auf Kafka und auf Poe sind zu sehen. Sehr passend zum „Bösen in der Literatur“, wie die Magdeburger Literaturwochen überschrieben sind. „Es ist beeindruckend, meine Bilder zusammenhängend und in diesem Format zu sehen“, sagt sie. Ausstellungen mit ihren Arbeiten gibt es nicht alle Tage.

Menschik wurde 1968 in Luckenwalde, Brandenburg, geboren, wuchs in Berlin auf. Sie studierte Grafik und Design und erwarb wie ihr Vater an der renommierten Schule für Werbung und Gestaltung in Berlin-Schöneweide die Grundlagen für ihre spätere Zeichenkunst.

Sie tut sich schwer, ihren eigenen Stil einzuordnen. „Vielleicht der Kat-Menschik-Stil“, sagt sie lachend. Sie mag von der Formensprache her gern den Jugendstil, den Expressionismus. Nähe zur Pop-Art sagt man ihr nach. Und immer wieder findet der Leser und der Betrachteter der jetzigen beiden Magdeburger Ausstellungen im Literaturhaus und im Volksbad Buckau Text und Bild als Gestaltungselemente. Mit einem Comic will Menschik ihr Arbeiten nicht vergleichen. „Ich mache illustrierte Erwachsenenbücher. Ich habe die Freiheit, mit meinen Bildern immer etwas vom Text weggehen zu können.“ Eine zweite Ebene ist ihr Anspruch.

Menschik arbeitet mit Feder und Tusche. Sie arbeitet immer auf A4, weil das Format unter den Scanner passt und die Schwarz-Weiß-Zeichnung so gleich im Rechner ist. Sie malt nichts mit der Hand aus, coloriert wird digital. Am Computer wird die Farbe beigemischt, kommen die Schatten in die Gesichter.

Digital ist effektiv. Menschik muss mit ihrer Zeit haushalten. Sie arbeitet für die „F.A.Z.“, hat das grafische Bild des Feuilletons der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ geprägt. Sie hat gerade ein Kochbuch geschrieben und illustriert. Und sie gibt mit Volker Kutscher („Es hat sich eine richtig dicke Freundschaft entwickelt“) immer wieder Lesungen. Gibt es weitere gemeinsame Pläne? Die Illustratorin hat ein Lächeln im Gesicht, aus dem man ein Ja deuten darf. Vielleicht verraten beide auf ihrer „Moabit“-Lesung am 21. Oktober in Magdeburg, was da in Planung ist.