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Museen zeigen Hochkarätiges aus privaten Sammlungen

So mancher Museumschef blickt mit Neid auf finanzstarke private Sammler, die ihre Sammlungen beständig vergrößern. Museen können aber auch davon profitieren. Das zeigen Beispiele in Düsseldorf und Essen.

Von Dorothea Hülsmeier, dpa 07.04.2016, 13:41

Düsseldorf/Essen (dpa) - In Zeiten knapper Kassen öffnen die öffentlichen Museen ihre Türen verstärkt für private Sammler. Der französische Milliardär François Pinault stellt im Herbst seine Kunstschätze im Museum Folkwang in Essen aus.

Die Mäzenin Gabriele Henkel zeigt rund 40 Werke in der Kunstsammlung NRW in Düsseldorf und gleichzeitig bestückt der Sammler Thomas Olbricht im Folkwang die große Rauminstallation Helm mit kuriosen Objekten aus seiner eigenen Wunderkammer. Museen und private Sammlungen bilden nicht nur in diesen beiden Städten eine neue Allianz.

Museen seien bereits bei ihren eigenen Ausstellungen auf Leihgaben privater Sammler angewiesen, sagt Tobia Bezzola, Chef des Museums Folkwang. Dass die Häuser aber auch eine prestigereiche Bühne für private Kollektionen bieten, ist für ihn nicht selbstverständlich. Solche Ausstellungen müssten auch für das Museum Sinn machen und zwei Dinge zusammenbringen, die etwas Neues entstehen lassen. Ende April etwa stellt das Folkwang Meisterwerke der Züricher Privatsammlung Looser von Rodin und Giacometti bis Jackson Pollock und Cy Twombly Werken aus der eigenen Museumskollektion gegenüber.

Auch beim Milliardär Pinault, der ein eigenes Privatmuseum in Venedig hat und seine Sammlung in öffentlichen Museen weltweit präsentiert, gibt es Bedingungen: Es ist nicht so, dass wir sagen: Hier ist der Schlüssel, jetzt zeigen Sie mal Ihre Sammlung, sagt Bezzola. Die Ausstellung werde von Kuratoren Pinaults und des Folkwang zusammen erarbeitet. So werden ab Oktober nicht einfach Highlights aus der Sammlung Pinault in Essen an die Wände gehängt, sondern ein thematischer Schwerpunkt auf Selbstdarstellungen von Künstlern wie Cindy Sherman oder Gilbert & George gesetzt. Genug Werke, um diesen speziellen Inhalt zu füllen, hat Pinault allemal.

Kritik, dass private Werke durch die Ausstellung in Museen im Wert gesteigert werden sollten, hält Bezzola zumindest im Fall Looser oder Pinault für realitätsfern. Wir schmeicheln ein bisschen dem Ego dieser Sammler, sagt er. Es ehre die Sammlungen, wenn sie mit Museen kooperieren könnten. Das motiviert sie, nicht aber der finanzielle Profit.

3000 bis 4000 Werke soll Pinault, Besitzer des Auktionshauses Christie's, in seiner Sammlung haben. Auch die international agierende Düsseldorfer Mäzenin und Professorin Gabriele Henkel (84) soll im Lauf der Jahre rund 4000 Werke für den Henkel Konzern zusammengetragen haben. Die Kunst hängt in den Büros, Vorstandsetagen, Fluren und Treppenhäusern im Düsseldorfer Hauptsitz.

Für ihre Ausstellung in der landeseigenen Kunstsammlung bekam Henkel carte blanche - völlig freie Hand, sagt Kuratorin Isabelle Malz. Rund 40 hochkarätige Arbeiten von Albert Gleizes, Robert Delaunay, Gerhard Richter, vor allem aber auch amerikanische Künstler wie Frank Stella wählte Henkel aus. Einen großen Saal stellte ihr die Kunstsammlung zur Verfügung. Die inhaltliche Klammer ist die Abstraktion.

Es ist eine Komposition von ihr mit ihren Lieblingsstücken, sagt Malz. Museumskuratoren hätten die Werke wohl anders gehängt. Neben 31 Gemälden und Reliefs hat Henkel in der Mitte des Saals auf Podesten neun abstrakte Textilarbeiten aus Usbekistan, Indien oder Indonesien ausgebreitet. Die Schau ist nach Worten der Museumschefin Marion Ackermann aber als ausdrückliche Hommage an Henkel gedacht, die grande dame der rheinischen Kunstszene.

Natürlich beneiden Museen Sammler wie Pinault. Dieser kann mit viel Geld seine Sammlung beständig ausbauen, während öffentliche Häuser nur noch minimale Ankaufsetats haben. Man wird schon konfrontiert mit der Tatsache, dass die öffentlichen Kunstmuseen eigentlich nicht mehr sammeln, sagt Bezzola. Durch die Zusammenarbeit mit privaten Sammlern könnten die Museen ihren Besuchern aber nun Dinge bieten, die wir sonst nicht bieten könnten.

Infos zur Ausstellung im K20

Ausstellung Museum Folkwang

Ausstellung mit Werken aus Sammlung Pinault

Das Wer «Feld» von Günther Uecker ist Teil der privaten Kunstsammlung Henkels. Foto: Monika Skolimowska
Das Wer «Feld» von Günther Uecker ist Teil der privaten Kunstsammlung Henkels. Foto: Monika Skolimowska
dpa