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Rock-Geschichte Berühmte Banane - The Velvet Underground gecovert

Vor gut 50 Jahren noch erfolglos, inzwischen nicht nur wegen Warhols Bananen-Cover eine Popart-Ikone: „The Velvet Underground & Nico“ ist ein ewiger Favorit bei Kritikern - und vielen Top-Musikern von heute.

Von Werner Herpell, dpa Aktualisiert: 24.10.2021, 12:19
Musiker Iggy Pop (l) und Gitarrist Matt Sweeney. Das Album „I’ll Be Your Mirror: A Tribute to the Velvet Underground and Nico“ erscheint am 24.09.2021 über Virgin Music.
Musiker Iggy Pop (l) und Gitarrist Matt Sweeney. Das Album „I’ll Be Your Mirror: A Tribute to the Velvet Underground and Nico“ erscheint am 24.09.2021 über Virgin Music. JR Reynolds/Virgin Music/dpa

Berlin - Wenn ein Album von Musikstars einer späteren Generation in Gänze gecovert wird, dann muss es schon ein besonderes, ja ein ikonisches sein.

Die erste Platte von The Velvet Underground - mit Andy Warhols berühmter Banane vorne drauf - ist so ein Schlüsselwerk der Pop-Geschichte. Gerade erst sprach das Fachblatt „Musikexpress“ vom besten Debüt aller Zeiten, das freilich lange unverstanden (und zunächst kommerziell erfolglos) gewesen sei.

Mit der Komplett-Neueinspielung „I'll Be Your Mirror“ wird „The Velvet Underground & Nico“ (1967) nun die ultimative Cover-Ehrung zuteil - und das Experiment gelingt ohne Ausrutscher. Tolle Sängerinnen und Sänger wie Michael Stipe (R.E.M.), Sharon Van Etten, Angel Olsen, Bobby Gillespie oder Iggy Pop nähern sich den längst zu Klassikern gewordenen, teils sperrigen elf Stücken mit hörbarer, aber zum Glück nicht übertriebener Ehrfurcht.

Denn letztlich kann niemand das lässige Genöle von Lou Reed in „I'm Waiting For The Man“ nachahmen - Bariton-Schönsänger Matt Berninger (The National) versucht es daher erst gar nicht. Auch die neue US-Indierock-Galionsfigur Annie Clark (St. Vincent) tritt bei „All Tomorrow's Parties“ nicht imitierend in die Fußstapfen der als Christa Päffgen geborenen deutschen Warhol-Muse Nico (1938-1988), die ihre Balladen mit herbem Charme oder auch mal wackelig sang.

Den teilweise edel-wohlklingenden Songversionen von Stipe („Sunday Morning“) oder Andrew Bird & Lucius („Venus In Furs“) setzt Punkrock-Pate Iggy Pop seine rotzige Interpretation des lärmenden Album-Rausschmeißers „European Son“ entgegen. Großartig gelingen auch „Run Run Run“ als Gitarren-Kracher (Kurt Vile) und „There She Goes Again“ als ruppiges Garagenrock-Stück (King Princess).

Die dunkle Magie der legendären Originale und des seinerzeit enorm einflussreichen rauen Avantgarde-Sounds von Lou Reed, John Cale, Sterling Morrison, Maureen Tucker und Nico können die Coverversionen gut 50 Jahre später naturgemäß nicht mehr erreichen. Eine angemessene Würdigung ist dieses fast 56-minütige Tribute-Werk aber allemal.