Linda Hesse aus Halberstadt zwischen Debütalbum, Autogrammen, TV-Auftritten und Tournee Neue deutsche Mugge in Hosenträgern
Mit dem Lied "Ich bin ja kein Mann" hat sich Linda Hesse im vergangenen Jahr in die Charts gesungen. Am Freitag brachte die 25-jährige Halberstädterin ihr Debüt-Album auf den Markt. "Punktgenaue Landung" heißt es. Die Songs sind kess und geradeheraus - so wie Linda Hesse.
Magdeburg l "Alles ist so unglaublich", sagt Linda Hesse und strahlt. Das erste Album sei etwas ganz Besonderes, weil man so viele Dinge neu mache, vieles zum ersten Mal erlebe - wie zum Beispiel bei Facebook gemeinsam mit Freunden den Verkaufsstart. Das war in der Nacht zum Freitag. Linda sagt, es sei für sie wie Silvester gewesen. Da starte man auch durch.
Den vergangenen Freitag nennt sie nicht Neujahr, sondern Tag 1. Mit diesem 15. Februar beginnt die Lindasche Zeitrechnung. Am Abend von Tag 1 hat die 25-Jährige einen Auftritt im Media-Markt Am Pfahlberg in Magdeburg. Es ist der Start eines Öffentlichkeitsmarathons. Linda Hesse tingelt in den nächsten Tagen mit ihrer Band von Einkaufszentrum zu Einkaufszentrum. Für die Autogrammstundentour mit Kurzauftritt und Begrüßung der Fans reisen sie und ihre Band quer durch Deutschland, haben ein strammes Programm, an manchen Tagen gar drei Termine zu bewältigen. Wie am Donnerstag. Erst Erfurt, dann Weißenfels, abends Halle. Und einen Tag später geht\'s nach Kauschwitz/Plauen und Leipzig. Abends wird Linda Hesse im MDR-Riverboat auf einem der Gästesessel sitzen und in die Wohnzimmer flimmern.
"Ich denke auf Deutsch, ich träume auf Deutsch, und jeder versteht mich"
"Ich bin einfach nur gespannt", sagt sie. Ihre Worte kommen ihr schnell über die Lippen. Sie wirkt da schon wie ein Profi. Vor allem, wenn sie Biografisches aufzählt: gebürtig in Halberstadt, Käthe-Kollwitz-Gymnasium, Musikschule, Singekreis, Wunsch, Musik zu machen, seit fünf Jahren Wahl-Berlinerin, zweieinhalb Jahre Arbeit am ersten Album, am 13. Juli 2012 die Veröffentlichung der Single "Ich bin ja kein Mann".
Der Song brachte ihr den Durchbruch. Er lief schon am gleichen Tag im Radio, stand wochenlang in den deutschen Radio-Hitparaden. Wer Schlager mag, hatte zu dem Zeitpunkt schon was von Linda Hesse gehört. Natürlich auch Entertainerin Carmen Nebel. Sie hatte die 25-Jährige denn auch in ihre November-Show eingeladen. Linda sang zu bester Sendezeit im ZDF vor einem Millionen-Publikum - in einer Sendung mit Eros Ramazzotti, Rolando Villazón, Unheilig, PUR, Andreas Gabalier, Chris de Burgh ...
Hin und wieder wird sie mit Helene Fischer oder Andrea Berg verglichen. Das findet Linda Hesse vermessen: "Ich bin das Küken hier."
Linda lächelt. "2013 wird vielleicht mein Glücksjahr." Sie hat Vertrauen zur 13. Auch weil diese Zahl an Songs auf ihrem Album "Punktgenaue Landung" zu hören ist. Sie singt "Man war ich blöde, blöd und naiv" und, "Hab geweint, hab geflennt", und sie singt "DBEA" - Du bis ein A...
"Ich habe neugierig gemacht. So mancher will wissen, wer dieses Arschloch-Lied singt", sagt sie, "obwohl ich das Wort ja gar nicht ausspreche. Aber jeder weiß, das ich meine." Sie kletterte damit schon wieder in die Charts.
Frisch, neu, witzig und auch ein bisschen anders sieht sie ihre Songs und will sich nicht in das Schlager-Schubfach stecken lassen. "Ich mache neue deutsche Mugge", sagt sie und meint ein Zwischending zwischen Pop, Schlager, Rock, auch Chanson. Handgemacht und ehrlich sind Texte und Musik. Linda Hesse mag deutsche Lieder. "Ich denke auf Deutsch, ich träume auf Deutsch, ich hoffe auf Deutsch. Und jeder versteht mich."
"Meine Lieder sind hundert Prozent Linda Hesse"
"Meine Lieder sind hundert Prozent Linda Hesse, es sind Erfahrungen, die ich gemacht habe und über die ich gern singen möchte. Es sind alles Geschichten aus dem Leben, die jeder schon einmal erlebt hat", sagt Linda Hesse.
Es ist wohl diese Mischung aus ihren Songs und aus ihrer temperamentvollen, ehrlichen, sympathischen Art ("Eigentlich bin ich ja Sängerin, aber quatschen gehört auch zu mir"), die ihr den wahrlich nicht leichten Weg in die Medien geebnet hat. Da wurde "Das kesse Fräulein Hesse" (Bild) getitelt und "Das neue deutsche Fräuleinwunder" (Brisant). Dabei will sie von Wörtern wie "Shooting-Star" und "Wunder" gar nichts wissen. "Ich will mein Ding machen", meint sie.
Und das macht sie. Auch in ihrem Outfit. Die zierliche junge Frau steht für Hosenträger und Highheels. Highheels hatte sie früher von der Mama angezogen. Und die Hosenträger? "Für mein Video brauchte ich etwas, woran ich mich festhalten konnte. Ich entschied mit für Hosenträger, Jeans und Top. Alle fanden es toll. Und ich fühle mich wohl und muss mir nicht immer überlegen, was ich anziehen soll." Hosenträger als Markenzeichen. Die wird die Sängerin so schnell nicht aussortieren. "Ganz im Gegenteil. Ich erweitere meine Sammlung", kommt die kecke Antwort.
Sie denkt wohl dabei schon an ihre vielen Auftritte. Shoppingzentren rufen. TV-Auftritte sind eingetaktet von "Inka Bause live" bis zur Frühlingsshow im ZDF.
Und im Oktober gehen Linda Hesse und Band auf Tournee. Die startet am 1. Oktober in Halberstadt (Rathaussaal), führt über Dresden und Berlin nach Magdeburg (5. Oktober, Altes Theater) und endet am 20. Oktober in Hamburg. "Ich freue mich unglaublich. Ich spüre immer öfter, dass das Publikum mit mir fühlt. Für mich gibt\'s im Moment nichts Schöneres."