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Konzerte in Magdeburg sollen von Albert Schweitzer gegründete Klinik unterstützen Orgelklänge für ein besseres Leben in Afrika

Von Daniel Wrüske 23.03.2013, 02:14

Vor 100 Jahren gründete Albert Schweitzer im afrikanischen Lambarene ein Spital. 2013 finden bundesweit Konzerte statt, mit denen der Verdienst des Arztes, Theologen und Musikers gewürdigt wird. Der Erlös der Benefizabende geht an das Krankenhaus. In Magdeburg gibt es zwei Konzerte.

Magdeburg l "Wenn man sich intensiv mit Johann Sebastian Bach beschäftigt, kommt man irgendwann auch zu Albert Schweitzer", sagt Matthias Mück, Musiker an der Kathedrale St. Sebastian, der katholischen Bischofskirche des Bistums Magdeburg. Schweitzer habe sich intensiv mit der Musik des Leipziger Thomaskantors beschäftigt. Vor allem mit seiner Orgelmusik.

Zudem widmete sich der Musiker Albert Schweitzer der historischen Aufführungspraxis und kämpfte um den Erhalt wertvoller Instrumente. "Seinen Zuhörern hat Schweitzer das Verhältnis von Choraltext und Bachscher Kompositionstechnik vermittelt."

Die Musik, so erklärt es Matthias Mück, sei so für Schweitzer, der nicht nur Arzt und Musiker, sondern auch Theologe gewesen ist, zu einer Art Predigt geworden. Eine Verkündigung, die der 1875 Geborene immer wieder selbst nutzte, um Gotteslob und Dienst am Menschen zu verbinden.

Mit 30 Jahren studierte er Medizin, 1913 gründete er mit seiner Frau Helene in der französischen Missionsstation in Lambarene in Äquatorialafrika ein Spital. Sein Dienst sollte den Ärmsten der Armen gelten. Hier rettete Albert Schweitzer nicht nur Leben, sondern entwickelte auch seine berühmt gewordene Ethik der "Ehrfurcht vor dem Leben" - heute als Allgemeingut von vielen Hilfs- und Umweltorganisationen beherzigt.

Bei Orgelkonzerten während seiner Europaaufenthalte sammelte der "Urwalddoktor" die finanziellen Mittel für den Unterhalt seines Spitals. 487 Konzerte sind dokumentiert, bei denen er als Organist öffentlich in Erscheinung getreten ist, letzmalig am 18. September 1955 in Wihr-au-Val im Elsass. Gut 100 Jahre später geht es wieder um Lambarene und wieder um die Musik.

Das Orgelkulturmanagement ORGANpromotion und die Gesellschaft der Orgelfreunde initiieren gemeinsam mit dem Deutschen Hilfsverein für das Albert-Schweitzer-Spital in Lambarene eine Benefiz-Reihe. Im Jubiläumsjahr 2013 gibt es 170 Konzerte deutschlandweit.

"52 Konzerte waren zunächst geplant, doch die Resonanz war überwältigend", sagt Michael Grüber von ORGANpromotion. Er versteht die Reihe nicht als Konzertmarathon. Vielmehr seien es "170 musikalische Andachten, Gottesdienste, Meditationen, Erleben, Fühlen, Hinhören. Musik: Klingende Zeit".

Für Matthias Mück war sofort klar, sich als Organist beteiligen zu wollen. Vor gut einem Jahr wurde er von Michael Grüber angesprochen. "Als katholische Bischofskirche in einer traditionsreichen Stadt wie Magdeburg steht eine Beteiligung außer Frage." Wie im Gottesdienst, so der Kathedralmusiker, könne die Musik wieder Multiplikator für Größeres werden - eine Idee zum Klingen bringen.

In der Musik fand der Arzt eine Kraftquelle

Damit greift der Musiker von heute einen Wesenszug Albert Schweitzers auf. In Lambarene spielte der Arzt fast täglich ein Harmonium, fand in der Musik Halt, Verinnerlichung, eine Kraftquelle. "Das sollen die Menschen auch bei diesen Konzerten erfahren", sagt Matthias Mück. In seinem Orgelkonzert heute in der Magdeburger Kathedrale in der Max-Josef-Metzger-Straße spielt er Bach und andere Orgelmusik zur Passionszeit. Dazu Improvisationen zu den Kreuzwegbildern.

Der Erlös des Abends, wie aller 170 Konzerte, kommt der Klinik in Lambarene zugute. "Mit dem Jubiläumsjahr wollen wir das Wirken Albert Schweitzers ins Bewusstsein rücken. Wir möchten aber auch die dringend notwendige Sanierung des Spitals unterstützen, damit dieses Symbol der Menschlichkeit noch möglichst vielen medizinischer Hilfe bedürftigen Menschen zugutekommt", sagt Dr. Einhard Weber, der Vorsitzende des Vorstandes des Deutschen Hilfsvereins für das Albert-Schweitzer-Spital in Lambarene.

Ein weiteres Benefizkonzert ist für den 4. Oktober im Magdeburger Dom geplant. Dann spielt Domorganist Barry Jordan an der Orgel ab 19.30 Uhr ein historisches Albert-Schweitzer-Programm.