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Personalmangel Theater in Sachsen-Anhalt suchen Statisten

Der Pool an Kleindarstellern schrumpft an Sachsen-Anhalts Schauspielhäusern. Doch für den Nebenjob müssen sie einiges in Kauf nehmen.

10.10.2018, 23:01

Halle (dpa) l Viele Theater im Land müssen verstärkt um geeignete Statisten buhlen. „Wir brauchen oft Statisten und unser Pool wird immer kleiner und spezifischer“, sagte der Sprecher des Nordharzer Städtebundtheaters, Daniel Theuring, in Halberstadt.

Auch anderen Bühnen in Sachsen-Anhalt geht es so. Die Entschädigungen für die Kleindarsteller fallen meist gering aus, die Probezeiten sind lang. Deshalb werben die Theatermacher in Zeitungen, im Internet und auch im Bekanntenkreis verstärkt um neue Gesichter.

Das Theater der Altmark in Stendal etwa braucht nach eigenen Angaben durchschnittlich für zwei Produktionen pro Spielzeit geeignete Komparsen. Auch in Magdeburg werden regelmäßig Kleindarsteller gesucht. „Es gibt mittlerweile zumindest am Opernhaus kaum eine Produktion, die ganz ohne Statisten auskommt“, erklärte Theatersprecherin Christine Villinger. Auch am Anhaltischen Theater Dessau komme fast keine Produktion ohne Komparsen aus, erklärte Sprecherin Franziska Blech.

Besonders bei jungen Komparsen müssen die Theater strenge Auflagen erfüllen. Dazu gehöre etwa eine Betreuungsperson für die Kleinen zu jeder Vorstellung und auch zu jeder Probe, sagte die Stendaler Theatersprecherin Magdalena Burkhardt. Zudem müssten Genehmigungen von Eltern, Schulen und teilweise auch Ämtern vorliegen, wie andere Theatersprecher erklärten. Die meisten Kinderstatisten in Dessau seien Mitarbeiterkinder oder gehörten dem Kinderchor oder -ballett an, sagte Blech.

Die Proben für die Statisten sind außerdem oft lang. „Unsere Probenzeiten sind meistens vormittags von 10 bis 14 Uhr und abends von 18 bis 22 Uhr“, sagte Theuring. Auch samstags gebe es Treffen. Größere Proben dauerten bisweilen bis 23 Uhr. „Natürlich versucht man mit den Probenzeiten den Statisten entgegenzukommen“, so der Sprecher. Andere Theater ließen beispielsweise die Vormittagstreffen ausfallen, da viele Statisten zu dieser Zeit bei der Arbeit oder in der Ausbildung seien.

Um geeignete Gesichter zu finden, suchten die Theatermacher auf ganz unterschiedlichen Wegen nach Statisten. In Magdeburg und Halle würden die Verantwortlichen vor allem auf der eigenen Internetseite um Kleindarsteller werben, sagten die Sprecherinnen. In den kleineren Theatern wie dem Theater der Altmark und dem Nordharzer Städtebundtheater werden potenzielle Komparsen auf Stadtfesten oder im Bekanntenkreis angesprochen, hieß es.

Mit Geld lassen sich jedoch die wenigsten Interessenten locken. „Sie bekommen zwar etwas, aber das ist nicht der Rede wert“, erklärte Theuring. In Magdeburg etwa gebe es in der Regel 15 Euro pro Vorstellung. In Halle schwanke die Entschädigung zwischen 8 Euro für eine Probe und 150 Euro für eine sehr aufwendige und anspruchsvolle Statistenrolle.

Wer sich von Probezeiten und Bezahlung nicht abschrecken lässt, hat gute Chancen auf den Brettern, die die Welt bedeuten, zu stehen. In Magdeburg waren das nicht nur Menschen, sondern auch bereits Hunde und Schlangen, wie Theatersprecherin Villinger sagte. Im Harz sollen für die neue Produktion „Familie Braun“ im kommenden Jahr junge Statistinnen mit Migrationshintergrund auf der Bühne stehen, wie der Theatersprecher sagte. Und in Dessau suchten die Theatermacher zuletzt unter anderem „Frauen, die kein Problem damit haben, ihre Hüllen fallen zu lassen“, so Blech.