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Schauspielerin Iris Berben über "Die Protokollantin"

Es ist das Serienereignis 2018: „Die Protokollantin“ mit Iris Berben. Im Interview sprach die Schauspielerin über ihre neue Rolle.

17.10.2018, 23:01

Volksstimme: Frau Berben, Sie spielen in der Serie „Die Protokollantin“ eine Schreibkraft der Polizei, der die Verbrechen keine Ruhe mehr lassen. Mussten Sie für die Rolle auch Tippen lernen?
Iris Berben: Ich habe es in Ansätzen gelernt, darf Ihnen aber verraten: Wir haben ein bisschen gemogelt. Es gab für die Nahaufnahmen ein Hand-Double, weil ich das Tippen in dieser Geschwindigkeit einfach nicht hingekriegt habe. Ich habe das nie gelernt und hatte nicht genug Zeit, einen ganzen Kurs zu absolvieren, weil ich mich ja auch sehr intensiv anderweitig auf die Rolle vorbereitet habe.

Wie sah Ihre Vorbereitung aus?
Ich habe mich stark mit realen Fällen befasst, in denen es unter anderem um Kindesmissbrauch geht. Ich wollte mir klarmachen, auf welchem Boden diese Frau steht. Als Protokollantin sitzt sie im Grunde emotionslos neben den Tätern, hört von den abartigsten Taten und erlebt, wie sich die Täter mit irgendwelchen Erklärungen herauswinden. Ich wollte wissen: Was macht das mit so einer Frau?

Was macht es denn mit Ihnen selber, wenn Sie sich für eine Rolle mit solch schrecklichen Verbrechen befassen?
Ich selber nehme eine Rolle nicht mit nach Hause, aber mir ist natürlich klar, dass wir mit der Serie ein Terrain betreten, das nicht reine Fiktion ist. Ich habe eine echte Protokollantin angerufen, die mir gesagt hat, dass man manchmal psychologische Hilfestellung in Anspruch nehmen muss.

Anspruchsvolle Serien wie „Die Protokollantin“ sind zurzeit groß in Mode. Haben Sie selber eine Lieblingsserie?
Nein, leider komme ich nicht so oft zum Serienschauen wie ich möchte. Die sogenannten High-End-Serials sind im Trend. Wir merken es an den großen Schauspielern in Amerika, die zwischen Kinofilm und Serien hin und her wechseln, was früher ein No-Go war. Unser Fernsehleben wird sich massiv ändern, es entwickeln sich neue Sehgewohnheiten.

Wie viel Mut hat es Sie gekostet, sich auch mal in unvorteilhafter Pose in Unterwäsche vor der Kamera zu zeigen?
Keinen, über so was denke ich gar nicht nach. Dafür bin ich viel zu glücklich, so eine Rolle erwischt zu haben. Die Tätigkeit einer Protokollantin kennt man aus Krimis eigentlich nicht, schon allein das fand ich spannend. Es ist außerdem ein psychologisch starker Stoff und eine sehr düstere Rolle – eine ambivalente Figur, wie sie sonst den Männern vorbehalten ist.

Kommen Frauen zu kurz im deutschen Fernsehen?
Zahlenmäßig sind Schauspielerinnen vor allem über 50 unterrepräsentiert, jemand wie ich wird immer noch als Ausnahme wahrgenommen. Außerdem haben wir nur selten abgründige Frauenfiguren – aber ich glaube, das ändert sich gerade.