Wo einst das Weinen wohnte "Tränenpalast" wird Dokumentationsstätte
Berlin (epd). Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wird am Mittwoch, 14. September, die neue Dokumentationsstätte im "Tränenpalast" am Berliner Bahnhof Friedrichstraße eröffnen. Nach Abschluss umfangreicher Umbaumaßnahmen wird dort künftig eine Dauerausstellung über den Alltag der deutschen Teilung informieren, teilte das Bonner Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland mit. Der "Tränenpalast" erinnere wie kaum ein anderer historischer Ort an diese Zeit und die damit verbundenen Schicksale, erklärte der Präsident des Museums, Hans Hütter.
Der 1962 errichtete Glas-Stahl-Pavillon war bis 1989 die bekannteste Grenzübergangsstelle zwischen Ost- und West-Berlin. Das Gebäude erhielt seinen volkstümlichen Namen aufgrund der vielen Tränen, die Reisende vor dem Gebäude beim Abschied von ihren Ost-Berliner Angehörigen oder Freunden vergossen haben.
Unter dem Motto "GrenzErfahrungen" sind den Angaben zufolge Originalobjekte wie eine Abfertigungskabine, Fotos und Zeitzeugeninterviews, aber auch ein rund fünf Quadratmeter großes Modell über das Grenzabfertigungssystem am Bahnhof Friedrichstraße zu sehen.
Zudem lasse sie die wichtigsten Stationen des Vereinigungsprozesses Revue passieren. Für die Öffentlichkeit ist die Dauerausstellung, die nach Angaben des Hauses der Geschichte rund 900000 Euro gekostet hat, ab Donnerstag zu besichtigen.
Im Innern des "Tränenpalastes" befand sich die von außen nicht einsehbare, rund 550 Quadratmeter große Ausreisehalle mit den Passkontroll- und Abfertigungsschaltern der DDR-Grenztruppen. Wer sie passiert hatte, gelangte durch einen Gang in den Teil des Bahnhofes Friedrichstraße, von dem die S-, U- oder Fernzüge nach West-Berlin und Westdeutschland abfuhren.
Sowohl bei der Ein- wie bei der Ausreise war der Grenzübertritt oft mit Schikanen verbunden, unter denen insbesondere ältere DDR-Bürger litten. Nach Angaben des "Hauses der Geschichte" starben zwischen 1962 und 1989 am Grenzübergang Friedrichstraße mehr als 200 Menschen.
Nach dem Mauerfall und der deutschen Vereinigung wurde im "Tränenpalast" ein gleichnamiger Klub mit unterschiedlichen kulturellen Veranstaltungen eingerichtet. Da der Berliner Senat das Grundstück verkaufte, musste er 2006 schließen.
Zwei Jahre später legte der Bund in seiner Gedenkstättenkonzeption die Nutzung des leerstehenden, denkmalgeschützten Gebäudes als Erinnerungsort fest. Mit der Konzeption wurde das "Haus der Geschichte" beauftragt.