Proben zu Nibelungen-Festspielen mit dem Stück "Das Vermögen des Herrn Süß" haben begonnen Wedel will Parallelen zur Gegenwart aufzeigen
Worms (dpa) l Die Proben dauern bis in die Nacht hinein: Die Vorbereitungen für die Premiere bei den Nibelungen-Festspielen in Worms laufen auf Hochtouren. Vom 3. August an zeigt Intendant und Regisseur Dieter Wedel eine Neuinszenierung der "Geschichte des Joseph Süß Oppenheimer, genannt Jud Süß" - ein von den Nationalsozialisten für ihre antisemitische Propaganda missbrauchter Stoff, mit dem Wedel bereits im vergangenen Jahr für Aufsehen gesorgt hatte.
Wedel hat das Stück über den jüdischen Politikberater, der im 18. Jahrhundert unter fragwürdigen Umständen zum Tode verurteilt wurde und am Galgen endete, gemeinsam mit dem israelischen Autor Joshua Sobol umgeschrieben. Nun heißt es "Das Vermögen des Herrn Süß". Es soll um Ausgrenzung, Fremdenhass und die Folgen überbordender Staatsverschuldung gehen. Anhand der Geschichte Oppenheimers will Wedel Parallelen zur Gegenwart aufzeigen und eine Mahnung aussenden. Er versetzt seine Schauspieler in die 1930er Jahre, eine Zeit, in der es ebenfalls eine Bankenkrise gab und in der wenig später das politische System kollabierte, als die Nationalsozialisten die Macht ergriffen. Der Stoff inspirierte bereits Schriftsteller wie Lion Feuchtwanger. Mit Veit Harlans Propaganda-Film "Jud Süß" hetzten dann die Nationalsozialisten gegen Juden.
Die Rolle des Joseph Oppenheimer spielt der Dresdner Theaterschauspieler Tom Quaas. Wedel hat für die Festspiele auch wieder zahlreiche Schauspieler gewonnen, die aus Film und Fernsehen bekannt sind. Zu sehen sein werden etwa Anja Kruse ("Forsthaus Falkenau"), Marie Zielcke ("Bin ich schön?"), Michael Lesch ("Der Fahnder") und Walter Plathe ("Der Landarzt"). Bis 19. August sind 16 Spieltage geplant.