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Werkverzeichnis Beckmann geht online

Die Hamburger Kunsthalle hat das weltweit erste digitale Werkverzeichnig der Gemälde von Max Beckmann (1884-1950) freigeschaltet.

Von Grit Warnat 04.02.2021, 00:01

Hamburg l In der Kunsthalle Hamburg sind momentan 140 Gemälde, Plastiken und Arbeiten auf Papier ausgestellt. Doch die Ausstellung „Max Beckmann. Weiblich-Männlich“ bleibt wegen Corona geschlossen. Bis 14. März ist der letztjährige Ausstellungshöhepunkt des Hamburger Kunsthauses verlängert worden. Doch ob die wichtigen Leihgaben aus öffentlichen und privaten Sammlungen im In- und Ausland noch zu sehen sein werden, ist fraglich. Nach wie vor sind die Museen dicht.

Max Beckmann aber ist trotz des musealen Lockdowns zu erleben. Seit wenigen Tagen gibt es den Künstler online. Die Kunsthalle selbst spricht vom weltweit ersten digitalen Werkverzeichnis der Gemälde von Max Beckmann. Zur Verfügung stünden 843 seiner Gemälde in farbiger Abbildung sowie tausende Daten zu mehr als 5100 Publikationen und über 1350 Ausstellungen.

Der „Catalogue Raisonné der Gemälde“, erarbeitet unter Leitung von Kunsthistorikerin Anja Tiedemann und herausgegeben von der Kaldewei Stiftung, ermöglicht ein sehr übersichtliches Suchen und Finden. Für jedes Kunstwerk sind zahlreiche Informationen vermerkt, darunter Entstehungsort, der aktuelle museale Standort, Ausstellungen, in denen die Arbeit irgendwann einmal gezeigt wurde, die Provenienz, Publikationen. Grundlage waren Recherchen des Ehepaars Göpel, die bereits 1976 ein Beckmann-Werkverzeichnis publizierten. Der Künstler selbst hatte seine Arbeiten in Bilderlisten eingetragen.

Online sieht man jetzt das große Schaffen des bedeutenden Künstlers des 20. Jahrhunderts, der in Deutschland erfolgreich war, bis ihn die Nazis als „entarteten“ Künstler brandmarkten. Manche der aufgeführten Ausstellungslisten sind lang, wie beim 1920 entstandenen Ölgemälde „Fastnacht“, das im Bestand des Tate Modern London ist, oder sein schon frühzeitig berühmtes Bild „Die Nacht“ (1918/19), das zur Düsseldorfer Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen gehört.

Von manchen Titeln fehlen Ansichten, sie bleiben weiß unterlegt mit dem Verweis „Keine Abbildung verfügbar“. Bilder sind dann nicht mehr existent wie „Reiter“, das vom Künstler vernichtet wurde. Bei anderen, wie der „Abendlandschaft mit Pferden“, ist der Verbleib unbekannt.

Die Hamburger Website führt auch nach Halle. Das Kunstmuseum Moritzburg der Saalestadt ist mit seinen drei Beckmanns vertreten. Seit 1914 befindet sich „Gesellschaft“ in der dortigen Gemäldesammlung, das „Doppelbildnis Max Beckmann und Minna Beckmann-Tube“ seit 1911. Letzteres gehört auch zu den Arbeiten in der „Weiblich-Männlich“-Ausstellung.

Die Hamburger Kunsthalle, die als eines der wichtigsten Kunstmuseen Deutschlands gilt, hat 21 Ölbilder von Beckmann in seinem Bestand – der grittgrößte weltweit. „Die intensive Beschäftigung mit dem Maler in Hamburg folgt einer langen Tradition, die vom ersten Nachkriegsdirektor Carl Georg Heise bis heute reicht“, heißt es auf der Homepage. Zuletzt konnte das „Selbstbildnis Florenz“ von 1907 erworben werden.

Der digitale Katalog zu Max Beckmann soll Erweiterung finden, sagt Anja Tiedemann. Zudem plane die Hamburger Kunsthalle künftig einen internationalen Forschungsverbund. „Das Vermächtnis des Künstlers soll nicht nur bewahrt, sondern auch aktiv in die Zukunft getragen werden“, so Tiedemann.

Mitte Februar wird ein auf dem Online-Werkverzeichnis basierender Œuvre-Katalog erscheinen. Laut Kunsthalle soll er neben ausgewählten Informationen zu den Gemälden auch Auszüge aus den Tagebüchern Max Beckmanns und seiner Frau Mathilde enthalten.