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Whiskey Tango Foxtrot: Selbstfindung dank Taliban

Gelangweilte New Yorkerin geht nach Afghanistan, um als TV-Reporterin aus dem Krieg zu berichten: Whiskey Tango Foxtrot hat einen gewagten Plot - mit der Komikerin Tina Fey in der Hauptrolle.

Von Christian Fahrenbach, dpa 30.05.2016, 09:11

New York (dpa) - Die US-Komikerin Tina Fey ist ein Phänomen. In Deutschland ist sie trotz kleinerer Erfolge wie Sisters und Date Night immer noch recht unbekannt - doch in den Vereinigten Staaten ist die 46-Jährige seit vielen Jahren extrem populär.

Das Publikum liebte ihre Auftritte bei der TV-Sendung Saturday Night Live und in der von ihr selbst entwickelten Serie 30 Rock, ihre Frauenpower-Biografie Bossypants verkaufte sich exzellent. Aber auch in den USA fehlt der Frau, mit der hierzulande vielleicht am Ehesten Anke Engelke vergleichbar ist, noch ein großer Hit. Die nun in Deutschland anlaufende Kriegs-Tragikomödie Whiskey Tango Foxtrot konnte das wegen einiger Schwächen nicht ändern - ein wirklich schlechter Film ist es aber nicht. 

Fey spielt darin Kim Baker, eine Mittvierzigerin und Fernsehjournalistin, die sich 2003 freiwillig für einen Einsatz als Reporterin in Afghanistan meldet. Dort angekommen spürt sie schnell, wie naiv sie an Krieg und Konflikt herangegangen ist - zusätzlich wird sie nicht nur mit den rowdyhaften Gepflogenheiten von Kriegs-Journalisten konfrontiert, sondern verguckt sich auch noch in einen Kollegen, gespielt von Martin Freeman (Der Hobbit). 

In Whiskey Tango Foxtrot entfaltet sich mit dem auf wahren Begebenheiten beruhenden Film also eine Selbstfindungs-Geschichte vor dem Hintergrund eines Krieges, letztlich eine Mischung aus Eat Pray Love und Good Morning Vietnam. Leicht macht es einem das Werk dabei nicht. Denn nicht nur die Grundprämisse nervt, wonach es ausgerechnet Leid und Gewalt in Krisenregionen braucht, um eine weiße New Yorkerin auf den rechten Weg zu führen.

Gehörig daneben sind auch einige Besetzungsentscheidungen: Der in Connecticut geborene US-Amerikaner Christopher Abbott (Charlie in der TV-Serie Girls) spielt den afghanischen Fremdenführer Bakers, ein Warlord dort wird von Alfred Molina (Frida) verkörpert, der britische Sohn eines Italieners und einer Spanierin. Gedreht wurde in New Mexico statt im echten Afghanistan.

Das alles ist schade, denn Whiskey Tango Foxtrot (in den USA abgekürzt zu WTF, also What the Fuck?) hat im Kern spannende Dinge zu sagen: Es ist positiv, wie der Film die Produktionsbedingungen von Nachrichten in Kriegszeiten porträtiert und die Rolle des Westens im Nahen Osten in Frage stellt. Der Hauptfigur Baker gelingt es irgendwann nicht mehr, Afghanistan-Storys bei der Heimatredaktion unterzubringen, die Aufmerksamkeitskarawane ist längst weitergezogen. Persönlich verliert sie sich zwischen den adrenalinsüchtigen Reportern und der nötigen Sensibilität für die komplexen Leben der Einheimischen.

Sehenswert ist auch, wie die Nebenrollen den Film stützen. Model Margot Robbie überzeugt als begehrte Reporterkollegin, die mehr darf als nur Blondinen-Sprüche aufzusagen, und auch Billy Bob Thornton grummelt sich als General durch einige nette Szenen. Und Tina Fey? Die darf Tiefe zeigen. Es ist ihr Verdienst, dass der Film sich nicht komplett verliert - und ihre Kim Baker erscheint erstmals bei einer Filmrolle für Fey mehr als Charakter statt nur als Karikatur. 

Whiskey Tango Foxtrot