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Jahresausstellung Emil Nolde als Menschenmaler in Seebüll

Fröhliche Kinder, verliebte Paare, verstörte Frauen: Der große Landschafts- und Blumenmaler Nolde widmete einen großen Teil seines Werkes Menschen und Figuren. Der Menschenmaler Nolde ist Thema der Jahresausstellung in Seebüll.

27.02.2019, 14:42

Neukirchen (dpa) - "Die Menschen sind meine Bilder" befand Emil Nolde in seiner Autobiografie und mit diesem Zitat ist auch die diesjährige Ausstellung der Nolde-Stiftung im früheren Wohnhaus des Malers überschrieben.

Sie widmet sich der Darstellung des Menschen in Noldes Werk. "Wir konzentrieren uns schwerpunktmäßig auf den Menschenmaler Nolde", sagte Stiftungsdirektor Christian Ring in Neukirchen-Seebüll. Dabei sei Nolde kein Bildnismaler im eigentlichen Sinn. Vielmehr zeigten die Bilder, wie der Künstler sein Gegenüber erlebt und empfunden habe. Seine Bilder erzählten von zwischenmenschlichen Beziehungen, Spannung zwischen den Geschlechtern, von Gefühlen wie Liebe, Angst, Erstaunen und Begierde, sagte Ring.

Höhepunkt der Ausstellung ist nach Rings Angaben das bedeutende Spätwerk "Kleine Sonnenblumen" aus dem Jahr 1946. Das Werk ist eine Schenkung des Düsseldorfer Kaufmanns und Kunstsammlers Friedrich Johenning. Laut Ring ist es die bedeutendste Schenkung, die der Nolde Stiftung in ihrer 63-jährigen Geschichte zuteil wurde.

Das Gemälde "Kleine Sonnenblume" versinnbildlicht für Ring reine Harmonie. Andere, wie das Bildnis "Thora" von 1921 wirken hingegen verstörend. "Man fragt sich, was ist der Frau passiert, dass Nolde sie so gemalt hat", sagte Ring.

Die sogenannten Kabinette widmen sich verschiedenen Themen - etwa Noldes erster Frau "Ada", die in diesem Jahr 140 Jahre geworden wäre, der Keramik des Malers oder Hallig Hooge, wo Nolde 1919 die Wochen um Ostern verbrachte. Insgesamt sind vom 1. März an bis zum 30. November 177 Exponate zu sehen - 50 Gemälde, 90 Aquarelle und Zeichnungen, 33 Keramiken und vier Dokumente.

Ring machte zudem bereits eine Ankündigung für das kommende Jahr. 2020 wird die Jahresausstellung erstmals nicht im Wohn- und Atelierhaus Noldes sondern im Neubau stattfinden. Hintergrund ist die denkmalgerechte Modernisierung und technische Ertüchtigung des Klinkerbaus. Das 1927 errichtete Haus wurde nach Noldes Tod 1956/57 zum Museum umgebaut. Seitdem habe es mehr als vier Millionen Gäste empfangen, was sich in der Bausubstanz bemerkbar mache, sagte Ring. Das Noldehaus soll auch nach den Bauarbeiten seinen Charakter bewahren und kein beliebiges Ausstellungshaus werden, betonte Ring. Es gelte, das Gesamtkunstwerk Seebüll zeitgemäß weiterzuentwickeln. Ring hofft, dass die Arbeiten im Sommer 2021 abgeschlossen sind.

Der Stiftungsdirektor wies auch auf eine Ausstellung im Hamburger Bahnhof in Berlin hin, die die Staatlichen Museen zu Berlin gemeinsam mit der Stiftung konzipiert haben und die sich mit Nolde und seinem ambivalenten Verhältnis zum Nationalsozialismus befasst. Nolde ist der berühmteste "entartete Künstler" und zeitgleich Mitglied der NSDAP und Hitler-Bewunderer. Die Ausstellung beruht auf den langjährigen Forschungsergebnissen von Aya Soika und Bernhard Fulda, die gemeinsam mit Ring die Schau kuratiert haben.

Nolde-Stiftung