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Fragen der Provenienz Wissenschaftler erforschen Geschichte des Kunstraubs

Angst kann historische Forschung verhindern. Das meint zumindest die Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy von der TU Berlin. Sie will gemeinsam mit Kollegen aus dem In- und Ausland der weltweiten Verlagerung von Kulturgütern nachgehen.

20.09.2017, 15:15

Berlin (dpa) - Wissenschaftler um die Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy (TU Berlin) wollen die Geschichte des Kunstraubs und der weltweiten Verlagerung von Kulturgütern nachzeichnen.

Kaum ein Tag vergehe, in dem nicht um eine "gerechte" Entscheidung im Umgang mit geraubtem Kulturgut gestritten werde, sagte die Wissenschaftlerin am Mittwoch bei der Vorstellung des Projekts. Für das auf drei Jahre angelegte Vorhaben hatte Savoy die 2,5 Millionen Euro eingesetzt, die sie zuvor mit dem Leibniz-Preis für ihr wissenschaftliches Werk erhalten hatte.

Es gehe dabei aber nicht um die Rückgabe einzelner Gegenstände. Das Projekt wolle vielmehr das Bewusstsein schärfen, "dass die Objekte in den Museen nicht einfach mit einem Hubschrauber dort gelandet sind". Selten werde in den Museen "die Zeit des Kommens" der Kunstschätze, also ihre Provenienz, dargestellt, sagte Savoy.

Sie könne verstehen, wenn sich Museen davor scheuten, dem Ursprung ihrer Objekte nachzugehen. Denn oft stehe am Ende die Diskussion um eine Rückgabe. "Und Angst verhindert historische Forschung", sagte Savoy.

An dem Vorhaben sind auch Wissenschaftler aus Afrika und Asien beteiligt. Entstehen soll unter anderem eine Datenbank mit Bildmaterial zu Zerstörung, Abtransport und Rückgabe von Kulturgütern, eine Textsammlung sowie ein Glossar zum Thema.

Die französische Kunsthistorikerin war jüngst aus Protest über den Umgang mit dem Kolonialerbe aus einem Beratergremium des Humboldt Forums zurückgetreten. Sie habe aber noch immer die Hoffnung, dass das Forum eine Ort für die Debatte zu Fragen des Kunstraubs wird.

Forschungsprojekt