Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod“ – das wissen wir spätestens seit den „Zwiebelfisch-Kolumnen“, die Bastian Sick für „Spiegel Online“ verfasst und unter diesem Titel auch als Bücher veröffentlicht. (Der Begriff „Zwiebelfisch“ kommt übrigens aus der Setzersprache und bezeichnet falsch gesetzte Lettern.) Sick nimmt in einem leichten, humorvollen Stil Grammatikfehler aufs Korn, aber auch Modeerscheinungen und Gedankenlosigkeiten im Umgang mit der Sprache.
Nun bin ich also selbst in die „Dativ-Falle“ getappt und muss somit meinen eigenen Fehler aufs Korn nehmen – exemplarisch sozusagen. In einer Kolumne hatte ich tatsächlich geschrieben „einschließlich dem Grammatik-Hinweis“. Auf den Lapsus machte mich ein Leser mit seinem „Grammatik-Hinweis: ,einschließlich‘ erfordert den Genitiv“ aufmerksam. Recht hatte er. „Einschließlich“ gehört ausgerechnet zu den Präpositionen, die ausschließlich den Genitiv verlangen, also hätte es in meinem Text richtig heißen müssen „einschließlich des Grammatik-Hinweises“.
Ein Blick in den Duden hätte genügt. Den scheue ich ansonsten nicht, doch dieses Mal war er unterblieben, wahrscheinlich einer vermeintlich „absoluten“ Gewissheit wegen.
Umgangssprachlich hat sich in vielen Fällen natürlich längst der Dativ etabliert, wo eigentlich der Genitiv erforderlich wäre. Und auch die schriftliche Standardsprache hat inzwischen „Genitiv-Bastionen“ aufgegeben. Nehmen wir zum Bespiel „wegen“. Der Duden sagt: eine Präposition mit Genitiv. Er sanktioniert aber auch den umgangssprachlich gebräuchlichen Dativ und schreibt diesen standardsprachlich vor „in bestimmten Verbindungen und wenn bei Pluralformen der Genitiv nicht erkennbar“.
Der Gipfel der Kulanz ist freilich bei „laut“ erreicht. „Präpositon mit Dativ, auch mit Genitiv“, sagt der Duden. Man hat somit die freie Wahl.
Der Dativ ist also, zu dem Schluss gelangt selbst „Spiegel-Online“-Kolumnist Sick, nicht zwangsläufig „dem Genitiv sein Tod“, er ist auch „des Genitivs Freund und Gehilfe“.