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Tipps für Bewerber So klappt's mit dem Führerschein

Autofahren ist kein Hexenwerk, will aber gelernt sein. Damit es mit der praktischen und theoretischen Führerscheinprüfung auf Anhieb klappt, sollten Bewerber ausreichend Vorbereitungszeit einplanen und auch zu Hause viel üben. Welche Tipps gibt es noch?

Von Diana Pfister, dpa 01.11.2018, 23:01
Rainer Zeltwanger ist Vorsitzender des Bundesverbandes deutscher Fahrschulunternehmen (BDFU). Foto: Herb Allgaier
Rainer Zeltwanger ist Vorsitzender des Bundesverbandes deutscher Fahrschulunternehmen (BDFU). Foto: Herb Allgaier Herb Allgaier

Berlin (dpa/tmn) Für viele Menschen an der Schwelle zum Erwachsenwerden bedeutet der Führerschein ein Stück Freiheit. Nicht nur, weil sie damit mobiler werden, sondern auch, weil er mit dem Eintritt ins Berufsleben erforderlich sein kann.

Doch bis zu den bestandenen Prüfungen kann es ein hartes Stück Arbeit sein. Laut der Statistik des Kraftfahrt-Bundesamtes bestanden im Jahr 2017 gut 28 Prozent der Teilnehmer die praktische Fahrprüfung nicht. Eine noch größere Hürde ist die theoretische Prüfung. Hier fielen knapp 37 Prozent durch. Das ist ärgerlich, frustrierend und teuer. Und vor allem hätte es nicht so kommen müssen.

Auswahl der Fahrschule

Die richtige Vorbereitung fängt schon bei der Wahl der Fahrschule an. Die Chemie muss stimmen. "Angehende Fahrschüler sollten nicht nur nach dem äußeren Erscheinungsbild gehen, sondern sich einen persönlichen Eindruck machen und mit dem Fahrschulinhaber oder den Fahrlehrern sprechen", rät Werner Wolfhardt, Leiter des Bereichs Fahrerlaubnis-Kompetenz beim Tüv Nord.

Sinnvoll ist außerdem, sich im Freundeskreis und in der Schule umzuhören, welche Erfahrungen dort bereits gesammelt wurden. Auch über die Ausstattung wie Lehrautos, mögliche PC-Übungsplätze und begleitendes Lehrmaterial sollte man sich vorher informieren.

Zeit zum Lernen einplanen

"Einen Führerschein macht man nicht so nebenbei. Der Bewerber muss sich ausreichend Zeit nehmen", sagt Dieter Quentin, der Vorsitzende der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände (BvF). Er müsse sich darüber im Klaren sein, dass er sich viel theoretisches Wissen aneignen muss. "Und auch die Praxis erfordert zeitliches Engagement."

Zunächst wird der Schüler in einigen Stunden das Fahrzeug kennenlernen. "Dabei lernt er die Basics, um die zwölf vorgeschriebenen Ausbildungsfahrten leisten zu können", sagt Rainer Zeltwanger, Vorsitzender des Bundesverbandes deutscher Fahrschulunternehmen (BDFU). Diese bestehen in der Klasse B aus fünf Überlandfahrten, vier Autobahnfahrten und drei Nachtfahrten.

Praxistraining

Wie viele Fahrten ein Bewerber insgesamt benötigt, sei aber von Mensch zu Mensch verschieden. Bei Zeltwanger, der auch eine Fahrschule betreibt, brauchen die Schüler im Durchschnitt 40 Stunden. "Es hängt jedoch vom individuellen Talent ab. Meine Rekordhalterin lag bei 280 Fahrstunden. Aber: Sie hat es auf Anhieb geschafft und fährt heute noch unfallfrei."

Wichtig sei, sich dabei nicht unter finanziellen, terminlichen oder sozialen Druck setzen zu lassen. "Es gibt immer wieder Leute, die wollen es unbedingt, sind aber noch nicht so weit. Man muss zusammen mit dem Fahrlehrer entscheiden, wann der Zeitpunkt für die Prüfung gekommen ist", sagt Zeltwanger.

Ein gewisser Automatismus ist laut Tüv-Mann Wolfhardt ein gutes Anzeichen dafür, dass der Schüler auf dem richtigen Weg ist: "Man sollte in der Ausbildung so weit sein, dass man sich nicht mehr auf die Bedienung des Fahrzeugs konzentrieren muss, sondern man ganz auf den Straßenverkehr und die jeweiligen Situationen fokussiert ist."

So lassen sich auch die klassischen Fehler vermeiden, die Wolfhardt aus den Prüfungen bekannt sind. "Häufig wird der Sicherheitsabstand zu parkenden Autos nicht eingehalten, oder der Prüfling rollt langsam über ein Stoppschild. Stopp heißt Stopp, also Stehenbleiben und wieder Anfahren."

Vorbereitung auf die Prüfung

Ein ähnlicher Aufwand gilt auch für die Vorbereitungen auf die theoretische Prüfung. Vorgeschrieben sind zwölf Doppelstunden zu je 90 Minuten. Doch damit ist es nicht getan. Dieter Quentin empfiehlt mit Hilfe elektronischer Lehrmittel eigenständig zu üben. Entsprechende Programme sind über die Fahrschulen oder im Handel erhältlich. In einigen Fällen kommuniziert das Programm sogar mit der Fahrschule und gibt online den Leistungsstand durch. "Die Fahrschule kann so sehen, wie lange geübt wurde, was gelernt wurde, wo noch Lücken sind."

Darüber hinaus sollte die Fahrschule dem Bewerber auch ein gutes Lehrbuch mitgeben. Wenn man bestimmte Fragestellungen nicht versteht, kann man hier Erläuterungen nachlesen und sich Hintergrundwissen aneignen. Rainer Zeltwanger ergänzt: "Es gibt rund 200 Verkehrszeichen. Einige, wichtige besprechen wir im Theorieunterricht exemplarisch. Aber alle sind nicht leistbar. Die übrigen muss der Bewerber im Selbststudium lernen."

Tag der Prüfung

Ist nun der Tag der Prüfung - sei es die theoretische oder die praktische - gekommen, ist nicht der Prüfer der größte Feind, sondern oft die eigene Nervosität. Zeltwanger rät daher: "Man sollte den Termin nicht auf die Mittagspause oder die Freistunde zwischendurch legen, sondern sich frei nehmen und ausgeschlafen antreten."

Besser sei außerdem, den Termin für sich zu behalten und Freunden erst hinterher davon zu erzählen. Das nehme etwas Druck heraus. Nach einen Durchfallen darf man die Führerscheinprüfung so oft wiederholen, wie man möchte. "Gesetzlich vorgegeben ist lediglich, eine Zwangspause von zwei Wochen abzuwarten", sagt Quentin. Es sei sinnvoll, diese Zeit für eine Problemanalyse und gegebenenfalls weitere Lerneinheiten zu nutzen.

Werner Wolfhardt ist Leiter des Bereichs Fahrerlaubnis-Kompetenz beim Tüv Nord. Foto: Rpunkt-Design/TÜV NORD Mobilität
Werner Wolfhardt ist Leiter des Bereichs Fahrerlaubnis-Kompetenz beim Tüv Nord. Foto: Rpunkt-Design/TÜV NORD Mobilität
TÜV NORD Mobilität