Männliche Vorsteherdrüse kann auch nach einer operativen Verkleinerung wieder wachsen Fünf Tage vor der Prostata-Untersuchung beim Urologen nicht mehr Rad fahren
Viele Männer nutzten gestern die Möglichkeit, Fachärzte der Urolo- gischen Universitäts- klinik Magdeburg zu den Behandlungsmethoden der Prostatavergrößerung zu fragen. Uwe Seidenfaden notierte einige Fragen und Antworten.
Frage: In jüngster Zeit muss ich immer öfter zur Toilette. Dort habe ich dann Probleme beim Wasserlassen. Ich bin 68 Jahre alt. Was kann ich tun?
Antwort: Sie beschreiben Symptome, die typisch für eine Vergrößerung der Prostata sind. Dabei kommt es zu einer Vermehrung des Drüsen- und Stützgewebes mit der Folge, dass die Harnröhre eingeengt wird und die Entleerung der Blase behindert. Das begünstigt Infektionen, die Bildung von Blasensteinen und einen gefährlichen Rückstau in die Niere.
Die Therapie ist abhängig vom Stadium der Erkrankung und den Beschwerden. In den Frühstadien können Pflanzenwirkstoffe sowie warme Sitzbäder angebracht sein, wenngleich wissenschaftliche Studien dazu bislang fehlen. Nächster Schritt sind verschreibungspflichtige Medikamente. Helfen die konservativen Maßnahmen nicht mehr, muss man über invasive Eingriffe nachdenken.
Frage: Ich muss in der Nacht öfter urinieren als am Tage. Ich habe bislang Prostata-Medikamente genommen, allerdings ist die Wirkung gering. Was könnten Sie mir raten?
Antwort: Wenn Sie in der Nacht deutlich öfter zur Toilette gehen müssen als am Tage, dann kann die Ursache möglicherweise auch ein krankes Herz sein. Sie sollten die Ursache durch eine Diagnostik nicht nur beim Urologen, sondern auch beim Internisten abklären lassen.
Frage: Ich kann oft nicht durchschlafen, weil ich einen Druck auf der Blase habe. Der Harnfluss ist schmerzhaft. Liegt das an der Prostata. Ich bin erst 32 Jahre alt?
Antwort: Sie sollten einen Arzt aufsuchen und den Urin untersuchen lassen. Hinter den geschilderten Symptomen kann auch eine Entzündung stecken, die anders als eine Prostatavergrößerung zu behandeln ist.
Frage: Ich bin 86 Jahre und wegen einer gutartigen Prostatavergrößerung in ärztlicher Behandlung. Meinen PSA-Wert lasse ich zweimal im Jahr kontrollieren. Er war bislang aber nicht auffällig. Kann sich dennoch aus einer gutartigen Prostatavergrößerung ein Prostatakrebs entwickeln?
Antwort: Nein. Allerdings schließt das eine das andere nicht aus. Beide Erkrankungen treten mit zunehmendem Alter des Mannes immer häufiger auf. Deshalb wird Männern im Alter zwischen 45 und gut 70 Jahren empfohlen, die Früherkennungsuntersuchungen (Ultraschall, Austastung und PSA-Kontrolle) zu nutzen.
In Ihrem Alter ist eine PSA-Kontrolle nicht mehr sinnvoll. Zwar haben viele ältere Männer einen Prostatakrebs. Allerdings entwickelt sich dieser oft sehr langsam, d.h. die Wahrscheinlichkeit, am Prostatakrebs zu sterben ist für ältere Männer sehr gering.
Frage: Ab welcher Größe sollte eine gutartige Prostatavergrößerung operiert werden?
Antwort: Nicht die Größe der Prostata ist entscheidend, sondern Ihre Beschwerden. Wenn Sie starke Einschränkungen Ihrer Lebensqualität haben, empfiehlt sich in jedem Fall ein Besuch beim Urologen.
Frage: In jüngster Zeit dauert es immer länger auf der Toilette. Ich habe Harndrang, doch sobald ich auf Toilette bin, muss ich erst stark pressen, bevor der Urin kommt. Meist tröpfelt es noch längere Zeit nach. Ich bin in hausärztlicher Behandlung und nehme seit über fünf Jahren Medikamente gegen die Prostatavergrößerung. Zusätzlich behelfe ich mich mit Inkontinenzeinlagen, die ich selbst kaufe. Was kann ich noch tun?
Antwort: Inkontinenzeinlagen lösen das eigentliche Problem, die vergrößerte Prostata, nicht. Wenn man nicht in der Lage ist, die Blase vollständig zu entleeren, kann das zu Blasenentzündungen und einen Harnrückstau bis in die Nieren führen. Im Extremfall kann das die Nieren dauerhaft schädigen und zu einer lebensbedrohlichen Situation führen.
Wenn Medikamente die Beschwerden nicht mehr lindern können und Restharn in der Blase verbleibt, ist eine Entfernung der vergrößerten Prostata notwendig.
Frage: Wie erfolgt die endoskopische Verkleinerung der Prostata durch die Harnröhre?
Antwort: Bei diesen Verfahren wird ein Instrument durch die Harnröhre bis zur Prostata geführt und das wuchernde Gewebe mit einer elektrischen Schlinge aus dem Organ herausgeschnitten oder mittels eines Laserstrahls zerstört. Letzteres hat den Vorteil, dass die Blutungsneigung geringer ist.
Frage: Bis zu welcher Größe der Prostata kann man noch endoskopisch operieren? Und wann ist eine offene Operation erforderlich?
Antwort: Sofern es der allgemeine Gesundheitszustand des Patienten erlaubt, werden extrem vergrößerte Vorsteherdrüsen mit einem Volumen von gut 100 Kubikzentimetern offen operiert.
Frage: Ich bin 58 Jahre alt und habe in jüngster Zeit immer öfter Probleme, eine Erektion zu bekommen. Kann das mit der Prostata zusammenhängen?
Antwort: Die Erektionsschwäche kann verschiedene Ursachen haben. Bei Männern ab etwa 50 Jahren muss man auch an Gefäßerkrankungen (zum BeispielArteriosklerose, Diabetes und Bluthochdruck) denken. Der Zusammenhang zwischen gutartiger Prostatavergrößerung und Erektionsstörungen ist wissenschaftlich noch nicht geklärt.
Frage: Mir wurde vor 18 Jahren schon einmal in einer offenen Operation die Prostata verkleinert. In den vergangenen Jahren habe ich wieder zunehmend Probleme beim Urinieren. Ist erneut eine Operation möglich und wenn ja, kann diese minimalinvasiv durchgeführt werden?
Antwort: Die Entfernung überschüssigen Prostatagewebes schließt nicht aus, dass über Jahre hinweg die Prostata erneut wieder wächst.
Ein erneuter Eingriff ist prinzipiell möglich. Wenn möglich, würde man minimalinvasiv arbeiten.
Frage: Kann ich trotz einer gutartigen Prostata-Vergrößerung weiter Rad fahren?
Antwort: Ja, dagegen ist nichts einzuwenden, wenn es Ihnen keine Probleme bereitet. Eine Verschlechterung des Krankheitsbildes ist durch das Radfahren nicht zu erwarten. Fünf Tage vor einer urologischen Vorsorgeuntersuchung (PSA-Kontrolle) sollte das Radfahren vermieden werden.