Aufwärmtraining für die grauen Zellen "Gehirnjogging" macht fit und ausgeglichen
Erlangen (dapd). Der Hunger ist gestillt, der Espresso getrunken – doch bei der Vorstellung, an den Arbeitsplatz zurückzukehren, stellt sich bleierne Müdigkeit ein – das sogenannte Mittagstief. "Fast eine halbe Stunde braucht der Mensch im Durchschnitt, um es zu überwinden und auch geistig wieder auf die Höhe zu kommen", berichtet der Psychologe Siegfried Lehrl, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Gehirntraining. Er empfiehlt, diese Anlaufphase mit einfachen "Aufwärmübungen fürs Gehirn" zu verkürzen. "Schlagen Sie zum Beispiel eine herumliegende Zeitung auf und kreisen Sie mit einem Stift alle Wörter ein, die auf ¿en‘ enden. Sie werden sehen: Schon nach zwei, drei Minuten ist ihr Geist wieder wacher und tatendurstiger, so dass Sie im Idealfall mit Freude und Konzentration an ihr Nachmittagswerk gehen."
Zwei Faktoren sind es laut Lehrl, die "Gehirnjoggern" zu neuem Tatendrang verhelfen. Zum einen beschert ihnen jede richtig eingekreiste Silbe ein kurzes geistiges Glücksgefühl, das zu weiteren Leistungen animiert. Zum anderen wirkt schon die kleine Kreisbewegung der Hand, die den Stift führt, auf Körper und Geist anregend. Denn Aktivität und geistige Fitness gehen zusammen, erläutert Lehrl: "Auch wer sich während eines Vortrags Notizen macht oder seine Englischvokabeln per Walkman beim Laufen anhört, lernt leichter, das wissen wir aus etlichen Studien." Kaugummikauen könne ebenfalls helfen.
Denksport trage wesentlich dazu bei, die Geschwindigkeit, mit der ein Mensch Informationen verarbeiten könne, zu steigern und seine persönliche "Merkspanne" zu erweitern. Darunter versteht man die Fähigkeit, komplexe Dinge wie eine bestimmte Zahlenkombination zu behalten. Personen, die geistig fit sind, seien auch insgesamt ausgeglichener und zufriedener, schwärmt Lehrl: "Sie sind weder unterfordert noch ausgebrannt, sondern betätigen sich geistig genau so, wie es ihnen gut tut."
Ein attraktives Versprechen, zumal angesichts von Umfragenwerten, denen zufolge 85 Prozent der Bevölkerung "geistige Fitness" zu ihrem wichtigsten Lebensziel erklären, sogar noch vor "Gesundheit". Die Bereitschaft allerdings, etwas dafür zu tun, sei weniger ausgeprägt, berichtet Lehrl. Auffallend sei aber, dass vor allem Menschen mit guter Ausbildung angeben, bis zu 14 Stunden pro Woche an ihrer geistigen Fitness zu arbeiten, wenig Ausgebildete sich jedoch nach eigener Aussage kaum darum kümmern. Gerade Menschen, die im Alltag weniger komplexen Tätigkeiten nachgingen, seien aber häufig unterfordert und könnten extrem von Denksport profitieren.
Sudokus und Kreuzworträtsel sind eine Möglichkeit. Eine andere ist es, immer mal auf die Bequemlichkeiten der Technik zu verzichten und selbst zu denken: "Merken Sie sich wichtige Telefonnummern, anstatt nur auf die ¿Telefonbuch‘-Taste zu drücken, rechnen Sie Ihr Wechselgeld aus, erkunden Sie neues Gelände einmal nur mit Stadtplan und Köpfchen, ohne Navigationsgerät. Das tut Ihrem Gehirn ähnlich gut wie der tägliche Spaziergang ihrer Kondition."
Informationen und Trainingsideen zum Thema Gehirnjogging bietet die Gesellschaft für Gehirntraining.
gfg-online.de