Teamgeist, Absprachen, Ziele Gemeinsam bauen: So klappt’s mit der Baugruppe
Gemeinsam erfolgreich zu bauen und zu wohnen fordert Bauherren unter Umständen mehr ab, als ein Solo-Bauprojekt. Welche Voraussetzungen fürs Gelingen unbedingt gegeben sein sollten.

Berlin/Dresden - Gemeinsam bauen und dann zusammenwohnen - die Vorstellung klingt doch romantisch für junge Familien und einsame Senioren, oder? Trotzdem wagen nur wenige Menschen den Schritt, Wohneigentum innerhalb einer Baugruppe zu errichten. Dabei gibt es gute Beispiele, in denen fast familiäre Gemeinschaften entstanden sind. Folgende Dinge sind wichtig, damit es klappt:
1. Passende Mitstreiter
Wer sich mit dem Gedanken trägt, gemeinsam mit anderen zu bauen, muss sich Mitstreiter suchen. „Wichtig ist, dass die Leute zusammenpassen und gemeinsam Konflikte lösen können, die immer beim Bauen auftreten können“, sagt Thomas Penningh, Vorsitzender des Verbands Privater Bauherren. „Das wird man nicht gleich beim ersten Treffen herausbekommen, aber es zeigt sich meist sehr schnell, ob jemand teamfähig ist oder nicht.“ Natürlich müssen sich auch alle das Wohneigentum finanziell leisten können.
„Wer nicht genügend passende Mitstreiter in seinem privaten Umfeld findet, kann sich an kommunale Beratungsstellen und regionale Netzwerke wenden. Dort gibt es Informationen über aktuelle Projekte“, sagt Marion Kempe, Vorsitzende des Bundesverbandes Baugemeinschaften in Dresden.
2. Gemeinsame Ziele
Soll es eine Alters-WG werden, ein generationsübergreifendes Projekt, eine integrative Wohnform oder einfach das gemeinsame Zuhause junger Familien? „Gut ist, wenn möglichst früh definiert wird, wie die Wohngemeinschaft am Ende aussehen soll“, meint Ivy Wollandt von der Landesberatungsstelle Gemeinschaftliches Wohnen Schleswig-Holstein. „Dann finden die passenden Mitstreiter leichter zusammen.“
3. Ein geeignetes Grundstück
Mit dem Grundstück steht und fällt die Baugemeinschaft. „In größeren Städten ist es sehr schwer, auf dem freien Markt passende Grundstücke oder Objekte zu finden“, sagt Marion Kempe. „Auf dem Land ist es häufig leichter.“ In der Phase des Grundstückskaufs sollten sich Baugruppen unbedingt beraten lassen. „Es geht um viel Geld, es sind Fehler möglich. Hier braucht man unbedingt jemanden, der sich auskennt“, sagt Kempe.
Immer mehr Kommunen unterstützen das gemeinschaftliche Bauen und bieten ihre Grundstücke und Objekte für diesen Interessentenkreis an. „Über Ausschreibungen suchen sie die Gruppe aus, die das beste Konzept für die Nutzung hat“, so Marion Kempe. „Oft bekommen Baugruppen den Zuschlag, die mehr wollen als nur das reine Wohnen, zum Beispiel Raum schaffen für die Nachbarschaft, ökologische Projekte oder eine Kita, die dann von der Kommune betrieben wird.“
4. Projektsteuerer mit Erfahrung
Je mehr bauliches und organisatorisches Fachwissen in der Gruppe vorhanden ist, umso besser. Aber in der Regel finden sich in Baugemeinschaften Baulaien zusammen, sodass es unumgänglich ist, einen erfahrenen Projektsteuerer zu beauftragen. „Es gibt Projektentwicklungsbüros, die sich auf Baugruppen spezialisiert haben“, sagt Ivy Wollandt. „Sie kennen sich aus mit Behörden, Genehmigungsverfahren, Banken und Fördermöglichkeiten. Ohne Projektentwickler geht es eigentlich nicht.“
Thomas Penningh zufolge sind diese von einem Projektsteuerer - die meist Architekten sind - betreuten Baugemeinschaften bei Kommunen beliebt, weil alles in einer Hand liegt und es klare Vorstellungen für die Entwicklung des infrage kommenden Grundstücks gibt“, sagt Thomas Penningh.
5. Sichere Rechtsform
Mit der Verbreitung der Baugemeinschaftsidee haben sich laut Bundesverband Baugemeinschaften, neben der Bildung von Wohneigentum nach Wohnungseigentumsgesetz (WEG), inzwischen eine Vielzahl verschiedener Rechts- und Kooperationsformen herausgebildet - zum Beispiel bewohnergetragene Genossenschaften, GmbH & Co. KGs, Kooperationen mit Traditionsgenossenschaften oder kommunale Wohnungsunternehmen.
„Wichtig ist, schon bei der Gründung daran zu denken, unter welchen Umständen einzelne Mitglieder später aussteigen können und neue aufgenommen werden können“, rät Marion Kempe. „Für kleinere Baugemeinschaften eignet sich zum Beispiel die Rechtsform einer Genossenschaft.“
6. Grundsätze und Werte der Gemeinschaft
Es braucht viel Zeit, damit sich die Baugemeinschaft zusammenfindet und einheitlich handeln kann. „Es ist ratsam, sich möglichst früh auf Grundsätze und Werte der Gruppe zu einigen, die bei späteren Auseinandersetzungen eine gute Orientierung bieten“, so Ivy Wollandt. „Dazu gehören auch vermeintliche Kleinigkeiten, zum Beispiel, ob Haustiere erlaubt sind.“
Ebenfalls sinnvoll: Die Einigung auf einheitliche Bodenbeläge in allen Wohnungen, weil das günstiger ist. Das spart Wollandt zufolge viel Kraft, „weil nicht laufend neue Kompromisse darüber ausgehandelt werden müssen“.