Volksstimme-Telefonforum Impfung gegen Schweinegrippe erhöht nicht das Krebsrisiko
Zahlreiche Leser riefen gestern beim Volksstimme-Telefonforum an, um sich von Experten des Landesamts für Verbraucherschutz, der Apothekerkammer und von Medizinern des Uniklinikums Magdeburg über die Möglichkeiten der Grippevorsorgeberaten zu lassen. Im Zentrum standen Fragen zum Impfschutz. Uwe Seidenfaden notierte einige Fragen und Antworten.
Frage : Wie kann ich erkennen, ob ich eine Erkältung, eine normale Grippe oder die Schweinegrippe habe ?
Antwort : Die allgemeinen Symptome sind sehr ähnlich. Bei einem grippalen Infekt ( Erkältung ) kündigen sie sich in der Regel über einen Zeitraum von einigen Tage langsam an. Es beginnt meist mit einem leichten Kratzen im Hals, gefolgt vom Schnupfen. Hinzu kommen zumeist leichte Kopfschmerzen, Husten und Heiserkeit.
Bei einer Grippe treten ganz plötzlich Symptome wie Kopf- und Gliederschmerzen, trockener Husten, Schweißausbrüche und Schüttelfrost sowie Fieber von über 38, 5 Grad auf. Das ist bei der Neuen Grippen A / H 1 N 1 ( Schweinegrippe ) ganz ähnlich. Einige Menschen, die sich mit dem neuen Erreger infiziert hatten, berichteten zudem über Übelkeit, Erbrechen und Durchfall.
Während eine Erkältung meist nach wenigen Tagen abklingt, kann es bei einer Grippe länger dauern, bis man wieder voll leistungsfähig ist.
Frage : Sollte man mit Grippe-Symptomen gleich zum Hausarzt oder in die Notaufnahme eines Krankenhauses gehen ?
Antwort : Bei Anzeichen einer Grippe wie starke Kopf-, Hals- und Gliederschmerzen, trockener Reizhusten, Fieber, Schluckbeschwerden, Ohrenschmerzen, vermindertes Hörvermögen, Hautausschlag, Erbrechen oder Durchfall sollte man zunächst den Hausarzt telefonisch anrufen. In schweren Fällen wie akuter Luftnot ist der Notarzt zu verständigen.
Frage : Ich lasse mich jedes Jahr von meinem Hausarzt gegen Grippe impfen, weil ich schon etwas älter und herzkrank bin. Werde ich auch gegen die Schweinegrippe geimpft werden ?
Antwort : Die jährlich in den Wintermonaten auftretenden Grippeerreger sind insbesondere für ältere Menschen ( über 65 Jahre ) mit chronischen Herz- oder Lungen-Erkrankungen, Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes oder Störungen des körpereigenen Abwehrsystems sowie für Kleinkinder eine Gefahr. In der Folge kann es zu ernsthaften Komplikationen wie Lungen-, Herzmuskel- und Mittelohrentzündungen kommen. Gegen die saisonalen Grippeerreger werden die Hausärzte schon ab September impfen können.
Zusätzlich kursiert in diesem Jahr ein neues Influenza-Virus. Schwangere und chronisch Kranke haben dabei eine höhere Komplikationsrate. Diese Fälle sind bislang zwar selten, allerdings ist die weitere Entwicklung des neuen Virus in den Herbst- und Wintermonaten derzeit nicht vorherzusagen. Impfstoffe gegen die Neue Grippe werden voraussichtlich ab Herbst angeboten. Vorrangig sollten sich dagegen Menschen impfen lassen, die ein erhöhtes Infektions- bzw. Komplikationsrisiko haben – also z. B. Personen mit direktem Patientenkontakt ( Gesundheitsberufe ) und chronisch Kranke. Der öffentliche Gesundheitsdienst wird über den Beginn der Impfaktion gegen die Neue Grippe rechtzeitig in den Medien informieren.
Frage : Werden die Hausärzte auch gegen die Neue Grippe impfen ?
Antwort : Das ist derzeit in der Diskussion. Gegenwärtig wird der Impfstoff gegen die saisonale Grippe ausgeliefert. Die Hausärzte werden in den kommenden Tagen mit der Impfaktion gegen die saisonale Grippe beginnen.
Frage : Ist ein gewisser Zeitabstand zwischen den Impfungen gegen die saisonale Grippe und gegen die Neue Grippe einzuhalten ?
Antwort : Wahrscheinlich kann man beide Impfstoffe gleichzeitig verabreichen, ohne dass es zu vermehrten Impfnebenwirkungen kommt. Wir würden jedoch empfehlen, zunächst gegen die saisonale Grippe zu impfen. Ab Herbst wird dann die Impfung gegen die Neue Grippe möglich sein.
Frage : Wie groß ist der Impfschutz für die Neue Grippe ?
Antwort : Nach der ersten Impfung ist ein Impfschutz von 60 bis 70 Prozent zu erwarten. Nach der zweiten Impfung, die zwei Wochen später erfolgt, ist ein Impfschutz von 70 bis 90 Prozent aufgebaut.
Frage : Mit welchen Nebenwirkungen der Schweinegrippe-Impfung ist zu rechnen ? Kann die Impfung selbst zur Grippe führen ?
Antwort : Aufgrund der derzeitigen Datenlage aus den klinischen Studien erwarten wir keine ernsthaften Komplikationen. Möglich sind vorübergehende Schmerzen an der Einstichstelle oder leichtes Fieber, das nach einer Woche wieder verklungen ist. Der Impfstoff kann nicht zur Grippe führen, weil er nur geringe Mengen an Virus-Bausteinen enthält.
Frage : Ich habe gehört, dass der Impfstoff mit Tumorzellen vermehrt wird. Besteht dadurch ein mögliches Risiko, an Krebs zu erkranken ?
Antwort : Bei der Impfstoffproduktion werden keine Krebszellen eingesetzt, sondern Hühnereier oder Zellinien aus Gewebekulturen. Es besteht also kein Krebsrisiko.
Frage : Ich habe seit 20 Jahren chronische Bronchitis mit starken Atemwegsbeschwerden. Bislang bekam von meinem Hausarzt immer die jährliche Grippeimpfung und die Pneumokokken-Impfung. Soll ich mich in diesem Jahr auch gegen die Neue Grippe impfen lassen ?
Frage : Kann man sich bei Haus- und Nutztieren mit dem Grippeerreger infi zieren ?
Antwort : Das neue Virus ist eine Mutation aus einem Schweine-, Vogel- und Menschen-Virus. Es wird jetzt vorallem von Mensch zu Mensch durch Husten und Niesen übertragen. Der Verzehr von Schweinefleisch oder der Kontakt zu Haustieren stellt dagegen keine Gefahr dar.
Frage : Wird es genügend Grippemedikamente geben, wenn es notwendig wird ?
Antwort : Apotheken sind in die Pademie-Planung des Landes Sachsen-Anhalt einbezogen. Sie haben die Bevorratung angepasst. Im Bedarfsfall wird zusätzlich ein zentrales Depot von antiviralen Mitteln auf die Apotheken verteilt.
Frage : Gibt es Grippemedikamente auch ohne Rezept in der Apotheke ?
Antwort : Der Apotheker berät Sie, welche Medikamente bei Symptomen eines grippalen Infektes helfen können. Bei ernsthaften Beschwerden ist immer ein Arztbesuch ratsam. Wenn der Arzt frühzeitig eine Grippe diagnostiziert, kann er bei Verdacht auf einen schweren Verlauf der Erkrankung antivirale Arzneimittel wie Tamiflu oder Relenza verordnen. Diese Arzneimittel sind rezeptpflichtig. Sie müssen unter ärztlicher Kontrolle eingenommen werden, um das Risiko der Bildung resistenter Virusstämme zu reduzieren. In diesem Fall wären die Medikamente nicht mehr wirksam.
Frage : Sind Grippemedikamente wie Tamiflu auch für Kinder geeignet ?
Antwort : Tamiflu und Relenza sind für Kinder eingeschränkt zugelassen. Besprechen Sie das mit dem Kinderarzt. Bei Kindern, aber auch bei Erwachsenen, ist daran zu denken, dass sie während der Erkrankung mehr Flüssigkeit benötigen. Geeignete Getränke sind verdünnte Fruchtsäfte mit viel Vitamin C, Mineralwasser und Kräutertee. Zum Abschwellen der Nasenschleimhaut sollten nur Sprays und Tropfen eingesetzt werden, die auch für Kinder geeignet sind. Gegen Hustenbeschwerden helfen Halswickel, warme Milch mit Honig oder ein Tee aus Lindenblüten. Bei Erwachsenen bewährte Schmerzmittel, Erkältungsbäder oder Mittel zum Einreiben mit Eukalyptusöl, Menthol oder Kampfer sind für Kinder unter sechs Jahren ungeeignet. Zum Inhalieren eignet sich für kleine Kinder am besten Emser-Salz.
Frage : Wie geeignet sind Hygienemasken zur Vermeidung einer Grippeinfektion ?
Antwort : Über die Wirksamkeit von Hygienemasken im Fall einer Influenza liegen keine Daten vor. Ein dicht anliegender, mehrlagiger Mund- und Nasenschutz kann als Ergänzung zu allgemeinen Hygienemaßnahmen bei der Betreuung und Pflege von Kranken sinnvoll sein.
Frage : Ich möchte Mitte September nach Ägypten reisen. Zählt die Impfung gegen die Neue Grippe zu den empfohlenen Reiseimpfungen ?
Antwort : Nein. Derzeit zählt Ägypten auch nicht zu den Ländern, in denen die Neue Grippe besonders verbreitet ist.
Frage : Ich habe vor, im Herbst nach China zu reisen. Muss ich ein ärztliches Attest vorlegen, dass ich geimpft wurde ?
Antwort : Die derzeitigen Einreisebestimmungen sehen das nicht vor. Urlauber sollten sich jedoch aktuell beim Landesamt für Verbraucherschutz ( Hotline Montag bis Freitag von 08 bis 16 Uhr unter ( 0391 ) 5 37 71 11 bzw. dem Auswärtigen Amt (www.auswaertigesamt.de) über die Sicherheitsmaßnahmen in den Reiseländern informieren.