Nach der Renovierung begannen die Probleme Wenn der Balkon nicht genutzt werden kann...
Erholung auf Balkonien – das blieb für Jürgen Franke aus Magdeburg in diesem Sommer wieder nur ein Traum. Seit Juli 2003 hat er direkt unter dem Dach sein Zuhause. Im Oktober 2008 wurden die Wohnungen des Hauses mit Balkonen aufgewertet und die Mieten entsprechend erhöht.
Für Jürgen Franke brachte die "Aufwertung" aber nichts – sein Balkon wurde nicht zur "Wohlfühloase" direkt am Stubenfenster. Denn genau darüber fühlen sich Mauersegler sehr wohl. Sie wurden in dem Jahr, in dem Jürgen Franke seine Wohnung bezog, "Vogel des Jahres 2003". Die den Schwalben ähnelnden, aber mit einer Flügelspannweite von über 40 Zentimetern erheblich größeren Segler suchen sich laut NABU in Städten und Dörfern besonders gern unter den Dächern von Altbauten geeignete Wohnstuben.
Durch Gebäudesanierungen gehen ihnen jedoch viele Nistplätze verloren, warnen Naturschützer, sodass der Mauersegler bereits auf die Vorwarnliste der "Roten Liste" gefährdeter Brutvögel gesetzt werden musste.
Die Wobau als Vermieter der Wohnblöcke wollte diesen Vögeln nicht schaden. Sie ließ vor dem Balkonanbau die dort angebrachten Nistkästen für Mauersegler so versetzen, dass sie sich nicht mehr unmittelbar über den geplanten Freisitzen am Haus befinden sollten, erfuhren wir auf Nachfrage im Interesse des Lesers, dessen Balkon 2009 jedoch dennoch über und über mit den "Hinterlassenschaften" der Vögel verunreinigt und zusätzlich mit Teer vom Dach betropft wurde.
Auf die Beschwerde unseres Lesers hin ließ die Wobau den Dreck beseitigen. "In diesem Jahr habe ich nun versucht, den Balkon sauberzuhalten, was mir auch bis Juni gelang", berichtet der Mieter.
Doch schräg über dem Balkon befindet sich noch immer ein Nistkasten, entsprechend viel Dreck fiel auch in diesem Sommer herunter. Zusätzlich tropft nach wie vor Teer herunter, so dass Jürgen Franke seinen Balkon in diesem Jahr wieder nicht voll nutzen konnte.
Er schickte der Wobau Fotos von seiner "Unwohlfühl-Oase" und bat um eine endgültige Lösung – oder um eine Erklärung, "warum ich die erhöhte Miete seit Balkonanbau zahlen muss und ihn nicht nutzen kann".
Bei normalem Schmutz wäre die Säuberung des Balkons für ihn gar kein Problem, meint unser Leser, aber für die Beseitigung von Teer und Vogelkot sei doch wohl der Vermieter verantwortlich.
Dessen Reaktion: Die Untere Denkmalbehörde habe dem Anbau von Markisen zugestimmt, die Kosten seien jedoch durch die Mieter zu tragen, wurde auch Jürgen Franke schriftlich mitgeteilt.
Für unseren Leser schien eine Markise aber kaum geeignet, sein Balkonproblem zu lösen. Daher wandte er sich an unsere Redaktion. Bedauerlicherweise tropfte schon im vergangenen Sommer tatsächlich Teer von den Dächern auf die Balkone, ließ uns die Wohnungsbaugesellschaft Magdeburg ausrichten. Daraufhin sei über den Traufen eine Blende angebracht worden.
Dies nutzte "Balkonien" von Jürgen Franke aber offenbar nicht viel. Nun wurde durch den Vermieter veranlasst, dass die Nistkästen rechts und links neben dem Balkon entfernt werden. "Gleichzeitig wird die beauftragte Dachdeckerfirma prüfen, weshalb es noch immer zu Teerflecken auf dem Balkon kommt und versuchen, diesen Mangel zu beheben. Eine Reinigung des Balkonfußbodens erfolgt ebenfalls durch die Dachdeckerfirma", so die Auskunft der Wobau.
Eine Reinigungsfirma hat sich inzwischen mit Jürgen Franke in Verbindung gesetzt, um den Vogelkot zu entfernen und den Balkon zu desinfizieren. Das soll geschehen, sobald die Teerflecken beseitigt sind. Ein Experte der Dachdeckerfirma hat den Schaden bereits begutachtet und die Überprüfung der eingebauten Blenden in Aussicht gestellt.