Explorationsdrang Wenn sich Kinder Gefahren aussetzen nicht gleich schimpfen
Kinder sind entdeckungsfreudig und können Risiken oft schwer einschätzen. Gefährliche Situationen sind somit häufig vorprogrammiert. Wie sollten Eltern reagieren, wenn ihr Nachwuchs sich wiederholt in brenzlige Lagen begibt?
Fürth (dpa/tmn) - Schaffe ich es noch über die Straße? Ist das zu hoch zum Runterspringen? Kleine Kinder können Gefahren noch nicht so gut einschätzen.
Doch wie gehen Eltern damit um, wenn ältere Kinder sich ständig in brenzlige Situationen bringen, obwohl sie es eigentlich besser wissen müssten? Schimpftiraden bringen erstmal wenig, sagt Diplompädagogin Isabelle Dulleck von der Onlineberatung der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung. Sie bewirken nur, dass das Kind auf Durchzug schaltet.
Und selbst wenn es anders aussieht: Nicht immer steckt hinter leichtsinnigem Verhalten Kalkül. Manchmal laufen auch Pubertierende noch träumerisch bei Rot über die Straße, weil sie in Gedanken sind. Ein anderes Mal geht es um das Austesten von Grenzen: Gilt das, was gestern verboten war, auch noch heute? Hier sollten Eltern zu ihren aufgestellten Regeln stehen und klarmachen, dass bestimmte Situationen keine Ausnahmen dulden.
Tatsächlich steckt in jedem Menschen aber auch ein Explorationsdrang - in manchem mehr, in manchem weniger. Kinder folgen diesem inneren Entwicklungsplan, indem sie beispielsweise zündeln, auf hohe Bäume klettern oder sonstige Sachen machen, die Nervenkitzel versprechen. Der Sinn dahinter: Nur so lernen sie einzuschätzen, wozu sie in der Lage sind und können neue Kompetenzen erwerben. Greifen Eltern dann ständig ein, beschneiden sie ihre Kinder darin.
Bestimmte Dinge gehören zum Kindsein deshalb einfach dazu, auch wenn sie Eltern ein mulmiges Gefühl machen: einen Baum hochklettern oder eine Kerze mit einem Streichholz anzünden etwa. Bei Rot eine vierspurige Straße zu überqueren dagegen nicht.