Lotte Püttelkow als Stargast Als die Binder den König übersahen: Ein Ort feiert und blickt damit in die Vergangenheit
Das Dorf Binde nahe Arendsee wird 650 Jahre alt. Blicke in die Vergangenheit zeigen, früher gab es viele Probleme mit Glocken.

Binde. - Der Arendseer Ortsteil Binde begeht am Sonnabend, 20. September gemeinsam mit dem Nachbarortsteil Ritzleben, der am 1. Januar 1974 eingemeindet wurde, 650 Jahre. Ab 11 Uhr gibt es ein buntes Programm auf dem Spiel- und Sportplatz. Neben einer Technikausstellung der Feuerwehr gibt es am Nachmittag Comedy mit Lotte Püttelkow. Zudem werden Jedermann-Spiele, Hüpfburg und Kinderschminken geboten. Am Abend bittet DJ Mussel zum Tanz für Alt und Jung.
Vor 1375 gehörte Binde zu großen Teilen der Familie von Schulenburg und später denen von Knesebek sowie dem Kloster Arendsee. Vor dem Dreißigjährigen Krieg (1618 – 1648) lebten nach alten Aufzeichnungen im Dorf 18 Ackerleute und vier Kossaten (Katen/kleine Unterkünfte). Nach dem Krieg bei dem Binde mehrfach geplündert wurde sang die Einwohnerzahl. Doch schon 1734 waren es 184 Kinder, Frauen und Männer.
Das Dorf wurde mehrfach geplündert
Ab 1807 gehörte Binde zum Königreich Westphalen unter der Herrschaft von Napoleons Bruder Jerome. Dieser erlegte den Orten eine Kriegssteuer zur Finanzierung der Kriege im Jahre 1808 auf. Diese war so hoch, dass unter anderem auch Binde mit seinen 210 Einwohnern die Kosten nicht aufbringen konnte. Daher verfassten die Bürger Bittschriften an den König, die jedoch nicht erhört wurden. Aus dieser Zeit ist ein alter Spruch erhalten, der den Zustand aufzeigt. So hieß es: „In Bin’n ist nischt to fin’n“ – in Binde ist nichts zu finden.
Doch es ging auch wieder aufwärts. 1864 wohnten 380 Einwohner in dem Dorf. Aber nicht jeder Altmärker sah vor Ort eine Zukunft. Obwohl die Leibeigenschaft bereits unter Napoleon 1811 weitgehend abgeschafft wurde, war das Leben auf dem Lande von Armut geprägt. 69 Personen sahen zwischen 1860 und 1872 ihre Lebensgrundlage nicht mehr in Binde, sondern wanderten nach Amerika aus.
Probleme mit den Glocken
Eine Besonderheit: Mit dem Läuten der Glocken gab es immer wieder Probleme. 1793 schlug der Blitz in den Kirchturm ein und verursachte einen großen Riss in den Feldsteinen und am 17. Juli 1880 vernichtete ein starker Hagel die gesamte Ernte. Bereits im Januar 1874 zersprang beim Trauerläuten für Königin Elisabeth die 1505 gegossene Glocke. Das gleiche Schicksal ereilte den großen Klangkörper beim Trauergeläut zum Tod von Maria Luise Augusta Catherina von Sachsen-Weimar-Eisenach – der Gemahlin von Kaiser Wilhelm I.
Binde profitierte stark durch den Bau der 41,5 Kilometer langen preußischen Staatschaussee Nr. 86 b, der späteren B 190, die 1854 fertiggestellt wurde. Dort wollten die Einwohner König Wilhelm I. am 22. November 1865 bei der Durchfahrt grüßen. Allerdings: Ihnen wurde gesagt, dass er in einem Vierspänner sitzt und die Zweispänner nicht weiter beachtet werden sollten. Der König nahm jedoch in einer falschen Kutsche Platz und wunderte sich über ausbleibende Jubelrufe.