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Energiewende im Harz Sonnenstrom in historischer Altstadt: Blankenburger bauen innovative Photovoltaik-Anlage aufs Dach

Es ist eine heiß diskutierte Frage: Wie können Hauseigentümer in Denkmalschutzgebieten von der Energiewende profitieren? Die Harzstadt Blankenburg macht es vor.

Von Jens Müller 12.04.2025, 11:30
Sonnenstrom vom Dach in einem Denkmalschutzgebiet: Die mit Photovoltaikmodulen belegte Nordseite des Hauses II der Blankenburger Stadtverwaltung mit dem Blick hinauf zum Großen Schloss. Die gesamte Anlage hat eine installierte Leistung von 45,6 Kilowatt.
Sonnenstrom vom Dach in einem Denkmalschutzgebiet: Die mit Photovoltaikmodulen belegte Nordseite des Hauses II der Blankenburger Stadtverwaltung mit dem Blick hinauf zum Großen Schloss. Die gesamte Anlage hat eine installierte Leistung von 45,6 Kilowatt. Foto: Maximilian Paries/SEM

Blankenburg. - Die Harzstadt Blankenburg setzt weiter auf den Ausbau erneuerbarer Energien und das sogar in ihrer historischen Altstadt. Dort ist eine große PV-Anlage auf einem Baudenkmal installiert worden. Was diese so besonders macht.

Bereits Ende 2022 ist in der Stadt Blankenburg das allgemeine Verbot von Photovoltaikanlagen im Bereich der historischen Altstadt aufgehoben worden. Doch wer vom Großen Schloss hinunter auf die Harzstadt blickt, sieht nur vereinzelt kleinere schwarze PV-Module. Denn letztlich haben immer noch die Denkmalbehörden das letzte Wort, ob in diesen sensiblen Bereichen Solarkraftwerke genehmigt werden.

Mitarbeiter von SEM aus Gernrode installieren rote Photovoltaik-Module auf dem Dach von Haus II der Blankenburger Stadtverwaltung.
Mitarbeiter von SEM aus Gernrode installieren rote Photovoltaik-Module auf dem Dach von Haus II der Blankenburger Stadtverwaltung.
Foto: Jens Müller

Die Stadtwerke und die Stadtverwaltung Blankenburg sind nun gemeinsam mit dem Gernröder Unternehmen Solar Energy Mitte (SEM) vorgeprescht und haben ein Projekt umgesetzt, das in anderen Harzer Fachwerkstädten Schule machen dürfte. So ist auf dem Haus II des denkmalgeschützten Gebäudeensembles der Stadtverwaltung zwischen Faktoreihof, Harz- und Vincentstraße eine große PV-Anlage installiert worden.

Knifflige Angelegenheit: Über Lüftungsziegel sind die Halterungen der Unterkonstruktion in das Dach geführt und unter dem harztypischen Linkskremper-Ziegel spannungs- und berührungsfrei befestigt worden.
Knifflige Angelegenheit: Über Lüftungsziegel sind die Halterungen der Unterkonstruktion in das Dach geführt und unter dem harztypischen Linkskremper-Ziegel spannungs- und berührungsfrei befestigt worden.
Foto: Jens Müller

Der Clou: Sie ist ziegelrot. „Wir haben für diesen sensiblen Bereich im Vorfeld eine Projektskizze eingereicht und letztlich die denkmalrechtliche Genehmigung bekommen, dort farbliche Module verbauen zu dürfen“, erklärt Ulrich Minkner, Projektleiter Erneuerbare Energien bei den Stadtwerken. Als Partner hat sich das Unternehmen die Firma SEM aus Gernrode an die Seite geholt, die nicht nur mehrere Mieterstrom-Anlagen in Blankenburg umgesetzt, sondern bereits Erfahrungen mit roten Modulen bei einem Projekt in Aschersleben gesammelt hat.

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„Wir sind davon ausgegangen, dass es in der Blankenburger Altstadt leichter ist, wenn wir eine rote PV-Anlage beantragen“, erläutert Maximilian Paries. Denn auch beim Projekt in der Aschersleber Innenstadt habe die Denkmalbehörde vorgegeben, dass sich die Anlage farblich nicht von den roten Ziegeldächern abheben dürfe.

Drohnenaufnahme vom Haus II der Blankenburger Stadtverwaltung mit der roten PV-Anlage. In nächsten Schritten sollen weitere Dächer auf dem denkmalgeschützten Ensemble mit solchen PV-Modulen versehen werden.
Drohnenaufnahme vom Haus II der Blankenburger Stadtverwaltung mit der roten PV-Anlage. In nächsten Schritten sollen weitere Dächer auf dem denkmalgeschützten Ensemble mit solchen PV-Modulen versehen werden.
Foto: Maximilian Paries/SEM

Erste große PV-Anlage mit roten Modulen im Harzkreis

Im Gegensatz zu Aschersleben ist die Blankenburger PV-Anlage jedoch um ein Vielfaches größer. Insgesamt werden hier 114 Platten mit jeweils 400 Watt Leistung aufs Dach gebracht - verteilt auf die Nord- und die Südseite: „Bei unserer Bestellung hat der Hersteller in Italien erst gedacht, er hat sich verhört“, muss Paries noch immer schmunzeln. Denn rote Module fristen ein Nischendasein. Die Gründe: Sie kosten noch etwa das Dreifache von herkömmlichen schwarzen Platten und bringen etwa 14 Prozent weniger Leistung.

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„Sie sind zwar nicht ganz so wirtschaftlich, helfen aber trotzdem, den Stromverbrauch der Stadtverwaltung dauerhaft und signifikant zu senken“, begründet Ulrich Minkner die Investition. Die Module speisen einen 40 Kilowattstunden-Batteriespeicher, der in einem nächsten Ausbauschritt auf 80 kWh erhöht werden könnte. Denn geplant ist, weitere Dächer der Stadtverwaltung mit roten Modulen zu belegen.

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Die Anlage wird von den Stadtwerken finanziert und betrieben. Der erzeugte Sonnenstrom werde an die Stadtverwaltung verkauft - allerdings deutlich günstiger, als zum Normaltarif.