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Energie-Gemeinde Der Strom sollte im Dorf bleiben

Akteure aus Schermen streben eine Energie-Gemeinde Möser an. Zuerst ist eine Studie erforderlich.

Von Thomas Rauwald 15.09.2015, 21:17

Möser/Schermen l Uwe Boennen, Lutz Baumgarten und Manfred Wucherpfennig haben sich schon vor Monaten mit diesem Thema befasst. Was andere Kommunen können, so Uwe Boennen, sollte uns in Möser auch gelingen. Für ihn und seine Unterstützer ist das Energiedorf Jühnde im Landkreis Göttingen oder Tangeln in der Altmark das Vorbild für die Gemeinde Möser. Das ersehnte Ziel besteht darin, dass die Gemeinde sämtlichen Strom, warmes Wasser, Heizungswärme, die die Einwohner verbrauchen, auch selbst produziert. Möser soll ein Energiedorf werden.

Wie Uwe Boennen erläuterte, soll dazu ein Mix von erneuerbaren Energien genutzt werden. In Frage kämen theoretisch Windkraftanlagen, Photovoltaik, Solarthermie, Geothermie oder Wärmepumpen. Im ländlichen Raum ist die in Biomasse gespeicherte Sonnenenergie wichtig. Neben Holz (Scheitholz, Holzhackschnitzel) ist Biogas die derzeit häufigste Form der Bioenergie. Noch wichtiger als der Anteil selbst erzeugter erneuerbarer Energie ist aber, dass das Dorf seine vorhandenen Potenziale (Biomasse, Wind, Sonne, Wasser, Abfälle usw.) möglichst gut ausnutzt und ständig ausbaut.

Um diese Prozesse anzuschieben, um sich selbst kundig zu machen, um Rat einzuholen und auch, um Unterstützer zu werben, sind die Schermener Energieaktivisten förmlich von Pontius bis Pilatus gelaufen, haben mit dem Wirtschaftsministerium gesprochen, mit der Universität, mit Mitarbeitern der Landesenergie-Agentur, mit Energieberatern, mit dem Landrat, mit dem Bürgermeister, nahmen an der letzten Sitzung des Umweltausschusses teil, ließen sich von Stadtwerken informieren, erkundigten sich bei der Verbraucherberatung und regten eine Machbarkeitsstudie an. Diese wird es wohl geben, wenn die beantragten Fördermittel genehmigt werden. 2016 soll somit als Entscheidungs- und Arbeitsgrundlage ein Klimaschutzkonzept erarbeitet werden.

Auf der Bürgerwerkstatt machten der Mitarbeiter der Landesenergie-Agentur Peter Steinfurth und der kommunale Energieberater Udo Schmermer den Schermenern Mut. Energiedörfer seien eine in die Zukunft gerichtete Einrichtung, die zudem den globalen Klimaschutz im Blick hat, so ihre Einschätzung.

Aber es ist auch ein mühsames Geschäft, sagen Boennen und seine Kollegen, denen die Prozesse viel zu langsam verlaufen. Doch an vieles müsse gedacht werden. Zum Beispiel an die Konzessionsverträge mit dem derzeitigen Energieversorger Eon. Wenn die Gemeinde selbst ihren Strom erzeugen möchte, sollten diese langfristig angelegten Verträge nicht mehr verlängert werden. Und dennoch brauche man Leitungen, um die Energie in alle Ortschaften zu bringen. Dass die Gemeinde durch Bahnlinie und Autobahn geteilt ist, birgt eine weitere Hürde in sich.

Und man brauche Personen, die den Prozess organisatorisch in die Hand nehmen. Ins Auge gefasst ist die Gründung einer Energiegenossenschaft. Bürger können sich hier mit Geldanlagen finanziell einbringen und später davon profitieren. Dass der Strom zudem kostengünstiger ist als jener der großen Versorger, haben bestehende Genossenschaften bewiesen.

Für diese Struktur kann sich Thomas Trantzschel begeistern. Er verspricht schon jetzt, in die Genossenschaft einzusteigen.

Es gibt aber auch Kritiker vor allem an der Erzeugung von Strom durch Windkraftanlagen. Da steht die Frage im Raum, wie viele Windkraftanlagen notwendig sind, um eine unabhängige Stromversorgung zu gewährleisten.