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Freizeit Eisprinzessin in unkonventionell

Wenn jeder einen kleinen Anteil trägt, kann Großes funktionieren. Darauf setzt Crowdfunding. Das Projekt von Janin Niele heißt Eisbahn.

Von Franziska Ellrich 28.11.2015, 08:00

Burg l Termin beim Sponsor, danach ein Termin wegen der Versicherung, zwischendurch das Sicherheitskonzept am Telefon abstimmen und im Internet noch schnell die Glühweinmaschine bestellen – Durchatmen ist für Janin Niele dieser Tage nicht drin. Sie ist die neue Pächterin der Burger Stadthalle und meint es ernst. Die junge Frau hat einen Plan und der heißt Winterzauber. Gleitfähige Kunststoffplatten, Schleifmaschine, LED-Schneemann und tausende Pappbecher – die Zutaten für eine Stadthalle im Weihnachtsfieber und strahlende Gesichter auf der ersten Burger Eisbahn.

Doch für so ein einmaliges Projekt heißt es Geld in die Hand nehmen. Jeder kann online spenden. Crowdfunding heißt das Ganze. Dabei sammeln viele Personen gemeinsam im Netz für ein Projekt. Und damit das klappt, hat Janin Niele ein Video gedreht. Dutzende junge Burger hat sie angesprochen und von ihnen Meinungen eingesammelt. Der Tenor lautet: Ja, wir wollen eine Eisbahn. Das kann jetzt jeder im Internet anklicken. Mindestens 8000 Euro braucht Janin Niele dafür. Gut die Hälfte hat sie bereits zusammen, 1000 Euro gab es von der Stadt Burg, andere haben sich bereits Eintrittskarten gesichert und Unternehmen wollen für Werbung auf der Eisbahn zahlen.

Täglich telefoniert die 24-Jährige mit den Verleihern der modernen Eisbahnen – die keinerlei Energie für gefrorenes Wasser verbrauchen – um den günstigsten Preis zu bekommen. Immer auf der Suche nach Sponsoren ist die Veranstaltungskauffrau im ganzen Landkreis unterwegs. Das habe sich in den vergangenen Wochen „schwieriger dargestellt als gedacht“, räumt die junge Frau ein. Und fügt sofort an: „Aber das wird klappen, ich habe bisher alles geschafft, was ich wollte.“

Und genau das beweist der prall gefüllte Lebenslauf der jungen Frau: Schon mit 15 Jahren fing alles an. Janin Niele organisierte ihre erste Veranstaltung und gleich ganz groß. Rock im Stadtpark hieß das Ganze und lockte 2007 in Magdeburg tausende Gäste an. Die nächsten fünf Jahre folgten Neuauflagen und jede Menge organisatorisches Talent. „Während die anderen sich auf dem Schulhof entspannt haben, machte ich in der Pause Sponsorenverträge fertig“, erinnert sich Janin Niele noch gut an diese Zeit. Und weil der Weg zu den Sponsoren in Magdeburg vom Burger Rolandgymnasium aus zu weit war, wechselte die heute 24-Jährige mal eben die Schule.

Eine Viertelmillion haben die jungen Organisatoren pro Festival in die Hand genommen, unterschreiben mussten dafür volljährige Freunde. „Eine Menge Verantwortung“, stellt Janin Niele klar. Und die Erinnerungen fließen nur so: Sieben Nebenjobs auf einmal habe sie als Jugendliche angenommen – egal ob Babysitten, Supermarktkasse oder Dreck wegputzen. Es ging nur darum, die Finanzierung sicherzustellen – und das auch in Jahren mit wenig Besuchern, weil viel Regen. „Man darf sich für nichts zu schade sein“, sagt die neue Pächterin der Stadthalle wie selbstverständlich und versprüht dabei eine Menge Energie.

Ihre Familie habe immer hinter ihr gestanden, der Opa mit 80 Jahren noch Sicherheitszäune aufgebaut und die Oma Band-Tshirts am Festivalstand zusammengefaltet. Zwischen all diesen Aufgaben blieb keine Zeit mehr für die Schule. Janin Niele bricht ab und beginnt sofort ihre Ausbildung als Veranstaltungskauffrau in Magdeburg. Nach nur acht Monaten darf sie vorzeitig ihre Abschlussprüfung machen. „Ich kannte mich schon so gut aus und war total unterfordert.“ Kaum hat Janin Niele alle möglichen Scheine – von Gastronomie über Sicherheit und der Befähigung zur Ausbilderin - in der Tasche, gründet sie ihre eigene Firma.

Zur PSE Service GmbH gehören heute fünf Festangestellte und mehr als 100 Pauschalkräfte. Janin Niele spricht liebevoll von ihrem Team und „einem perfekten Zusammenhalt“. In den letzten Jahren haben sie viele Aufträge für die Autoindustrie in Wolfsburg angenommen, Veranstaltungen aufgebaut, gesichert und dabei gekellnert. Das Geld, was die 24-Jährige in dieser Zeit verdient hat, ist bereits in die Burger Stadthalle investiert. Zurück zum Platz des Friedens: „Ich will mich jetzt erstmal nur auf das Projekt Stadthalle konzentrieren“, erklärt Janin Niele. Was sie von den vorherigen Pächtern unterscheidet: „Ich bin Veranstalter, kein Gastronom.“ Neben geplanter Partys, Messen und Shows soll es aber trotzdem auch Essen geben. Geplant ist ein regelmäßiger Sonntagsbrunch.

„Kochen können wir zwar noch nicht selbst“, sagt die 24-Jährige mit einem Schmunzeln. Gute Köche zu finden, sei eben schwer. Aber auch da wird es „keine Qualitätsabstriche geben, das kommt für mich nicht in Frage“, stellt Janin Niele klar. Und nennt das Beispiel Homepage. Übersichtlich, modern und nur ein Klick zum Ticketkauf - „das hat viel Geld gekostet, für mich muss es professionell sein“. In der Planung von Janin Niele gibt es offensichtlich keine Lücken. Kauft sie den großen Schneemann mit hunderten LED-Lichtern für die Eisbahn, landet gleich eine Überwachungskamera mit im Wagen, um einem Diebstahl vorzubeugen. In punkto Sicherheit ist die Veranstaltungskauffrau froh, dass die Eisbahn auf dem eingezäunten Rasen hinter der Stadthalle stehen kann. Eine Bahn, die – geht es nach Janin Niele – zwischen fünf weihnachtlichen Getränke- und Imbissständen am Sonnabend, 5. Dezember, bei Livemusik eröffnet wird.

 

Wer helfen will, diesen Eisbahn-Traum wahr zu machen, kann noch bis Freitag, 4. Dezember, online spenden unter www.startnext.com/eislaufbahnburg oder sich dort einfach schon mal seine Elfer-Eintrittskarte sichern.