1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Burg
  6. >
  7. Was wird aus Versprechen?

Sporthalle Was wird aus Versprechen?

Die Burger Diesterweg-Sekundarschüler machen Sport nicht in einer Turnhalle, sondern in einen großen Raum. Die Schule fordert einen Neubau.

Von Falk Heidel 16.03.2016, 08:00

Burg l Mitten im Raum steht ein riesiger Stufenbarren. Darauf macht Ribanna Ruppricht eine Vorwärtsrolle. Gelungen. Sportlehrer Jörg Schröder ist zufrieden. Der Sportraum verbindet die beiden Schulgebäude an der Karl-Marx-Straße. Die Halle scheint geeignet für einen Gemüsegroßhandel: „Vernünftiger Sportunterricht laut Lehrplan ist hier nicht möglich“, sagt Sportlehrer Schröder: „Erst recht nicht für zwei Klassen.“ Ribanna Ruppricht stört vor allem die Umkleiden: „Desolate, geschmacklose kleine Räume ohne Duschen.“

Seit einigen Monaten haben Schüler und Lehrer die Information, hier soll ganz schnell eine Turnhalle entstehen. „Wir wissen, dass hier einige Landespolitiker Versprechungen gemacht haben. Sie haben sich hier großspurig ablichten lassen – und lassen uns seitdem ohne Informationen im Regen stehen“, sagt Schulleiter Uwe Beuster. Er leitet das Haus erst seit Februar.

Sein Stellvertreter Thomas Meyer wird noch deutlicher: „Es hat sich unter Schülern und Lehrern sehr viel Frust aufgebaut. Unsere Sportlehrer kommen aus Weiterbildungen, wo man ihnen vermittelt, wie moderner Sportunterricht funktioniert. Doch all das können sie hier nicht umsetzen.“ Tatsächlich gibt es keine Tore, keine Volleyballnetze. Die Heizung an der Decke wird von Magdeburg aus gesteuert. Die hölzernen Sprossenwände sind provisorisch mit Matten abgedeckt, um Verletzungen zu vermeiden.

Genutzt wird der Raum auch für kulturelle Zwecke, wie Aufführungen oder Zeugnisausgaben. Eine Aula gibt es (noch) nicht.

 

Gleich neben dem Sportraum gibt es die „Kammer des Schreckens“. So nennen die fünf Sportlehrer ihren Unterrichts-Vorbereitungsraum. Ein Fenster gibt es nicht. Diese steinerne Bude erinnert eher an ein dunkles Verließ aus Henkers Zeiten.

„Wir können den Schülern keinen Sport-Unterricht anbieten, der den heutigen Normen entspricht“, erklärt Schulleiter Beuster. In der Umkleidekabine hatten wir vor zwei Jahren einen Wasserschaden, dessen Spuren noch immer nicht beseitigt sind.“

Die Diesterwegschule zählt derzeit 265 Schüler, die von 27 Lehrern in 13 Klassen unterrichtet werden. Schulträger und Besitzer der Immobilie ist der Landkreis. Zuständig für den Bereich Bau ist Bernd Girke: „Unbestritten sind die Bedingungen nicht akzeptabel“, sagte er zur Volksstimme. Der Neubau einer Turnhalle koste 2,5 Millionen Euro: „Es gibt tatsächlich eine mündliche Zusage über Fördergeld in Höhe von einer Million Euro von der Landesregierung in Magdeburg. Aber dieses Geld musste der Landkreis erst beantragen und dann auf die schriftliche Bestätigung warten.“ Nächste Hürde ist Girke zufolge der Haushalt des Jerichower Landes: „Die restlichen 1,5 Millionen sind in diesem Haushalt verankert. Der ist aber noch nicht fertig, muss voraussichtlich im Sommer vom Kreistag bestätigt werden.“

Wenn also alle finanziellen Voraussetzungen erfüllt sind, könnten in diesem Jahr die Vorbereitungen starten. Und die Halle 2017 gebaut werden. Laut Girke geht es danach weiter mit dem Umbau des Sportraums zu einer Aula mit Speiseraum: „Die Aula wird barrierefrei zu erreichen sein, weil wir einen Fahrstuhl einbauen werden.“

Das alles wünschen sich die Schüler möglichst schnell: So wollen Volley-, Fuß- und Basketball spielen, wie die jungen Leute an den anderen Schulen auch. Und sie wollen Duschmöglichkeiten.

Schulleiter Beuster: „Wir sind eine offene Ganztagsschule, wollen den Schülern auch nachmittags angemessene Freizeitmöglichkeiten bieten. Auch dafür wäre die Turnhalle wichtig.“

Auf ihren Plakaten vergleichen die Schüler ihr Haus mit der frisch sanierten Clausewitz-Sekundarschule einige Straßen weiter. Dazu sagte Bernd Girke: „Vor der Sanierung war die Clausewitzschule in einem noch schlechteren Zustand als diese Einrichtung.“ Zudem seien an der Diesterwegschule in den vergangenen Jahren schon einige Sanierungen passiert: „Zu Beispiel das Dach, die Fassade und Fenster.“

Von der Burger Laga GmbH hat die Schule eine Anfrage bekommen, wie sie sich in die Landesgartenschau einbringen will. Schulleiter Beuster: „Rund um eine neue Turnhalle ließe sich eine wunderbare Gartenanlage einrichten.“

Unterdessen gibt es im Landkreis noch weitere Schulsanierungen, die in die kommenden Jahren verschoben wurden. Betroffen ist unter anderem das Genthiner Gymnasium. Laut einer Information aus dem Finanzausschuss des Kreistages betrifft dies auch die Sekundarschulen in Parey und Brettin.