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Corona-Impfungen Kein Sonderweg für Promis

Einige Landkreise mussten sich der Kritik stellen, die Reihenfolge der Impfungen geändert zu haben. Ist so etwas auch in Burg möglich?

Von Nicole Grandt 13.02.2021, 00:01

Burg l Gab es im Impfzentrum in Burg Überhang an Impfdosen, die an Personen verimpft wurden, die eigentlich noch nicht an der Reihe waren? Der stellvertretende Landrat Thomas Barz (CDU) weist das entschieden zurück. Er versichert, dass dies in dem Umfang wie in Stendal oder Halle nicht vorgekommen sei.

„Wenn es vorkam, dass ein oder zwei Spritzen aufgezogen da lagen, weil die Impftermine nicht wahrgenommen wurden, dann hat der impfende Arzt versucht, aus seinem Patientenkreis noch Leute zu akquirieren, die diese Dosis dann bekamen. Weggeworfen haben wir jedenfalls nichts. Und solche Zahlen wie 585 übrige Dosen wie in Halle gab es bei uns definitiv nicht. Wir reden in Burg über einen einstelligen Bereich in den letzten Wochen“, betont Barz und begründet dies mit einem anderen Vorgehen als in dem in der Kritik stehenden Landkreis Stendal und der Stadt Halle.

Im Impfzentrum Burg wird laut Vizelandrat zunächst erst einmal weniger Impfstoff aufgetaut wird, als für den Tag benötigt wird. Es wird also knapper aufgetaut als terminiert. Je nach Bedarf würde dann weiterer Impfstoff aufgetaut. „Damit war bei uns sozusagen genau das Gegenteil der Fall im Vergleich zu Halle“, erläutert Barz. „Wir machen eine eigene Terminierung in der Priorität eins. Das hat sich bewährt und das werden wir weiter machen. Deswegen sind wir gar nicht erst in die Verlegenheit gekommen, dass wir größere Mengen an Impfstoff übrig gehabt hätten. Wir fahren lieber den Kurs, später noch etwas nach Bedarf aufzutauen, als etwas übrig zu haben. Denn ich finde, das Schlimmste, was bei der Knappheit der Impfstoffen passieren kann, ist, wenn etwas weggeworfen wird.“

Barz stellt klar, dass wenn Impfstoff übrig ist, weil jemand seinen Impftermin absagen musste oder andere verhindernde Gründe vorliegen, der verbleibende Impfstoff nur an Personen verimpft werden werde, die ebenfalls die Priorität eins haben. „Wir haben das Glück, dass beispielsweise auch bei den mobilen Impf-Teams immer ein Arzt dabei ist und dieser in einem solchen Fall dann entscheiden kann, welcher seiner Patienten, der die höchste Priorität hat, diese Impfdosis dann spontan bekommen kann.“

Oft seien die übrigen Impfstoffe dann an neu hinzugekommene Bewohner von Pflegeheimen gegangen oder an Personen, die auf Wartelisten von Pflegeheimen stehen. „Wir sind konzentriert zuerst in die Pflegeeinrichtungen gegangen, auch in Tagespflege und die ambulanten Pflegedienste. Auch die dort arbeitenden medizinischen Kräfte wurden geimpft. Das ist so ein riesiges Feld. Dass wir da mal etwas übrig hatten, das war ganz, ganz selten. Wir haben auch in den letzten Wochen festgestellt, dass die Impfbereitschaft gestiegen ist.“ Der Landkreis sei aber auch nicht „mit Vollgas gefahren“, erläutert Barz. „Wir hatten immer die zweite Impfung im Kühlschrank, von der wir jetzt laut Landesregierung wieder abweichen können. Aber meine große Sorge war immer, dass es Lieferengpässe gibt und wir dann die zweite Impfung nicht im empfohlenen Zeitrahmen verabreichen können. Deswegen waren wir immer vorsichtiger und zurückhaltender.“

Allerdings habe es durchaus Anfragen gegeben von Personen, die nicht die höch- ste Priorität haben, aber dennoch gern bereits jetzt eine Impfung haben wollten. „Wir haben relativ oft Nachfragen aufgrund von medizinischer Indikation. Aber natürlich auch Menschen, die ihre Anfrage damit rechtfertigen, dass sie einen systemrelevanten Beruf ausüben. Die bekommen dann eine vernünftige, begründete Antwort, warum sie jetzt noch nicht dran sind“, berichtet der stellvertretende Landrat.

Bei den medizinischen Gründen für eine frühere Impfung gibt es allerdings die Option, dass jemand vor der eigentlichen Priorisierung eine Dosis erhalten kann. „Diese Ausnahme hat das Land Sachsen-Anhalt ja auch eingeräumt. Allerdings muss dies dann auch durch einen Amtsarzt bestätigt werden. Zwei solcher Bescheinigungen hatten wir auch schon vorliegen. Das waren Personen, die beispielsweise nur noch eine halbe Lunge haben“, so Barz.

In Kürze gehen auch die Schreiben an die über 80-jährigen Personen, die in einem eigenen Zuhause leben, raus, darin wird über mögliche Impf-Termine informiert, die wahrscheinlich ab März stattfinden können. „Es gibt auch schon einige Pilotversuche mit Hausärzten, dass diese ihre Patienten selber impfen. Das läuft gut. Ab nächster Woche wollen wir eine Strategie fahren, dass es vier Möglichkeiten gibt, sich impfen zu lassen“, kündigt der stellvertretende Landrat an. „Wir wollen die Impfstraße anbieten, dezentrale Impfungen, eine weitere Option für immobile Personen, die zu Hause sind, und auch die Möglichkeit, dass Hausärzte ihre Patienten impfen. Die letzte Variante ist eine, die ich sehr gut heiße, weil die Patienten natürlich ein Vertrauensverhältnis zu ihrem Arzt haben und der Arzt auch die Krankengeschichte der einzelnen Personen kennt.“