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Norddeutschlands ältester Backsteinbau hat die kleine Stadt Jerichow bekannt gemacht. Von Sigrun Tausche Das Jerichower Land von A bis Z: Ohne das Kloster gäbe es diesen Namen nicht

18.03.2014, 01:14

Das Jerichower Land feiert in diesem Jahr sein 20-jähriges Jubiläum. Was macht diesen Kreis so besonders? In einer Serie von A wie Anfang bis Z wie Ziegelsdorfer Telegraf gehen Volksstimme-Redakteure der Sache auf den Grund. K wie Kloster Jerichow: Das Kloster Jerichow ist einen Besuch wert. Immer wieder.

Jerichow l Es wurde schon so viel geschrieben über das Kloster, auch schon in dieser Zeitung und auch in unserer "Elbe-Fläming-Serie". Um nicht alles zu wiederholen, soll hier vor allem nach vorne geblickt werden. Freilich gibt es keine Zukunft ohne Geschichte, und die ist bei dem ehemaligen Prämonstratenser-Kloster schon 870 Jahre alt. 1144 wurde es gegründet, seit 1148 wird der heutige Standort genutzt. Etappenweise wurde gebaut, umgebaut, erweitert, umgenutzt, saniert. Auch heute noch befinden wir uns mittendrin in dieser wechselvollen Geschichte.

Mit der Gründung des Fördervereins "Erhaltet Kloster Jerichow" durch Pfarrer i.R. René Leudesdorff begann die jüngste große Bau- und Sanierungsphase. Die Rettung der einsturzgefährdeten Türme war nur der Anfang. Am 13. Dezember 2004 wurde die "Stiftung Kloster Jerichow" gegründet. Kloster, Kirche und Domäne wurden wieder zusammengeführt mit dem Ziel, ein wirtschaftlich tragfähiges Konstrukt zu erhalten.

Ohne erhebliche finanzielle Starthilfen ging das natürlich nicht. In viele Projekte sind seither Fördermittel aus verschiedenen Quellen geflossen - in Kirche und Klausur, in Nebengebäude und das Gelände drumherum. Das größte Vorhaben war das Infrastrukturprojekt mit 2,7 Millionen Euro Förderung. Darüber hinaus ist allein eine Million Euro in Sanierung, Umbau und Neugestaltung des Museums geflossen, das nun auch mit einem Fahrstuhl zu erreichen ist.

Heute braucht niemand mehr durch den Schlamm zu waten, um das Kloster zu besichtigen, heute wird nicht mehr der Blick auf die Klosterkirche von halb verfallenen Stallruinen gestört. Ein großzügiges Informationszentrum empfängt die Besucher, davor ein moderner, schön gestalteter Parkplatz und seit vorigem Jahr auch das "Wirtshaus Klostermahl" mit anspruchsvoller Küche und Souvenir-Shop. Zur Elbseite hin lockt der Klostergarten mit seiner mittelalterlichen Pflanzensammlung auf Hoch- und Flachbeeten. Das Klostergarten-Café wird dieses Jahr komplett erneuert und künftig, wie auch das Wirtshaus, durch die Stiftung selbst betrieben.

Mit interessantem Angebot viele Besucher gewinnen

Jan Wißgott ist Leiter der Stiftungsverwaltung und sieht sich in der Rolle, ein Unternehmen mit besonderen Ansprüchen, mit besonderem Auftrag zu führen, bei dem Verschiedenes "unter einen Hut gebracht" werden muss. Die Geschichte, das Geistliche sind ebenso wichtig, wie die Anforderungen des modernen Tourismus zu erfüllen. Kultur lässt sich nicht erhalten ohne Geld, und das kann nicht immer wieder nur aus Fördermitteln fließen, und auch nicht nur aus der Pacht der Domäne, die unter dem Hochwasser 2013 sehr gelitten hat.

Mit einem vielseitigen, interessanten, abwechslungsreichen Angebot viele Besucher gewinnen - das ist ein wichtiges Ziel. Etwa 47 200 waren es im vorigen Jahr, eine stolze Zahl und doch enttäuschend. "Es hätten 60000 werden können", ist Wißgott überzeugt. Das Hochwasser machte einen Strich durch diese Hoffnung.

Dessen ungeachtet geht es weiter, Stück für Stück. Die Buga 2015 in der Havelregion ist der nächste Meilenstein. Jerichow liegt nahe genug, um auf zusätzliche Besucher durch die Buga hoffen zu können. So wird nun vor allem das Außengelände einschließlich Klostergarten weiter gestaltet, verschönert und besucherfreundlicher gemacht. In Arbeit ist außerdem eine Schaubrennerei mit Verkostung. Der Raum in einem Teil der alten Brennerei ist fast fertig, die Technik wird im Mai eingebaut.

"Wir sind nicht nur ein Ziel für die Bevölkerung 55plus", betont Jan Wißgott, "sondern auch für jüngere Besucher!" Und das gilt nicht nur für Höhepunkte wie das Klostergartenfest. Das Ausstellungskonzept und die Vielfalt der Angebote zielen darauf ab, Leute jeden Alters erreichen und begeistern zu können. Unter anderem werden für Grundschulen spezielle Führungen und Projekte angeboten. Und für neue Ideen ist man immer dankbar. "Es wäre interessant, von den Leuten zu erfahren, ob wir etwas vergessen haben", sagt Wißgott.

Komplettsanierung und Nutzung ist langfristige Vision

Langfristige Vision ist die Komplettsanierung und Nutzung der Klosteranlage und die Belebung des gesamten Geländes. Das heißt, dass für einen Teil der Klausur und für die restlichen Nebengebäude noch Lösungen gefunden werden müssen.

In den vergangenen Jahren wurde schon viel debattiert und gerungen um die Frage, wie die Zukunft von West- und Südflügel der Klausur aussehen soll. Nach wie vor ist aber alles offen.

Bewährt hat sich das Konzept für den Ostflügel. Das neu gestaltete Museum ist freizügiger gestaltet und so aufgebaut, dass man durch die Klostergeschichte von den Anfängen bis heute wandelt. "Wenn man hier allein durchgeht, sieht man andere Dinge als bei einer Führung. Man kann also wiederkommen und wird Neues entdecken", sagt Jan Wißgott. Auch werde am Ausstellungskonzept stets weitergearbeitet, immer wieder werden neue Objekte eingegliedert.

Zusätzliche Besucher gewinnen will die Stiftung auch mit einem interessanten, vielseitigen Veranstaltungsangebot. Neben der Vielzahl von Konzerten und anderen Veranstaltungen im Sommer ist jetzt erstmals auch die Wintersaison durchgängig genutzt worden - mit enormem Erfolg. Zusätzliche Räume wie vor allem das "Wirtshaus Klostermahl" und auch der Malzkellersaal machten das möglich. Fast alle Angebote der Wintersaison waren zu 80 bis 100 Prozent ausgelastet, freut sich Jan Wißgott.

Der Weg geht also in die richtige Richtung. Man darf gespannt sein auf jede weitere Etappe, auf so manches Neue.